Diskussion über E-Book-Bezahlmodelle

Und wo bleibt die Kunst?

14. Oktober 2015
von Börsenblatt
Wie verändern digitale Bezahlmodelle die Lesekultur? Was wird aus der Privatheit des Lesens, wenn Internetkonzerne mitlesen? Und welche Folgen hat dies für die Meinungsfreiheit? Fragen, die den Rahmen eines Buchmessepodiums fast sprengen und deshalb nicht minder leidenschaftlich diskutiert wurden. Eine Veranstaltung im Forum Börsenverein.

Susanne Schüssler (Wagenbach), Alexander Skipis (Börsenverein), Eva Leipprand (VS) und Guido Graf (Uni Hildesheim) wurden von Moderatorin Felicitas von Lovenberg zunächst nach ihren persönlichen Lesepräferenzen gefragt. Susanne Schüssler unterschied klar zwischen professionellem Lesen, das mit der digitalen Lektüre von Manuskripten verbunden ist, und dem "schönen" Lesen, bei dem man gedruckte Bücher in die Hand nehmen kann. Für die Schriftstellerin Eva Leipprand bietet das gedruckte Buch eine "geographische" Orientierung. Es hilft, Elemente zu ordnen – auch im Kopf.

Ob es ihn stören würde, ein Buch auf einem Gerät zu lesen, das immer weiß, wo man gerade bei der Lektüre ist, fragte Felicitas von Lovenberg Guido Graf. Der Literaturwissenschaftler, der an der Uni Hildesheim Literarisches Schreiben lehrt, würde dies vermeiden, plädiert aber ansonsten für einen angemessenen Umgang mit Lesegeräten. Für Alexander Skipis steht fest, dass das gedruckte Buch als Medium nach wie vor unschlagbar sei – eben wegen der geographischen Orientierung. Und, wie Schüssler ergänzte, wegen seiner Haptik.

Als nicht hinnehmbar bezeichnete Leipprand die mit dem E-Book verbundenen Überwachungsmöglichkeiten. Wer weiß, dass seine Lektüre getrackt wird, verändert sein Leseverhalten fundamental. Damit werde aber das Recht auf Privatheit und informationelle Selbstbestimmung verletzt. Das sei absolut nicht in Ordnung, schloss sich Alexander Skipis dieser Kritik an. "Hier geht es auch um die Frage der Meinungsfreiheit."

Wenn E-Book-Autoren nach Seitenkonsum honoriert werden wie bei Amazon – was macht dies mit der Kunst, fragte Felicitas von Lovenberg. Ein Buch wie Frank Witzels "Erfindung der Roten Armee Fraktion" würde dann kaum noch entstehen können, meinte Guido Graf. Andererseits habe es aber auch vor dem E-Book schon Konformität im Markt gegeben.

Wie überhaupt künftig noch zu schreiben sei, wenn die Kulturtechnik Lesen schwinde und die Aufmerksamkeitsspanne bei Lesern ständige abnehme, ist für Susanne Schüssler eine Kardinalfrage. Ebenso wie die nach dem Urheberrecht, wenn sich die Auffassung durchsetzt, dass digitale Inhalte nichts kosten sollen. An dieser Stelle öffnete sich ein Fragehorizont, der weit über den ursprünglichen Diskussionsgegenstand hinausgeht.

Susanne Schüssler (Wagenbach), Alexander Skipis (Börsenverein), Eva Leipprand (VS) und Guido Graf (Uni Hildesheim) wurden von Moderatorin Felicitas von Lovenberg zunächst nach ihren persönlichen Lesepräferenzen gefragt. Susanne Schüssler unterschied klar zwischen professionellem Lesen, das mit der digitalen Lektüre von Manuskripten verbunden ist, und dem "schönen" Lesen, bei dem man gedruckte Bücher in die Hand nehmen kann. Für die Schriftstellerin Eva Leipprand bietet das gedruckte Buch eine "geographische" Orientierung. Es hilft, Elemente zu ordnen – auch im Kopf.

Ob es ihn stören würde, ein Buch auf einem Gerät zu lesen, das immer weiß, wo man gerade bei der Lektüre ist, fragte Felicitas von Lovenberg Guido Graf. Der Literaturwissenschaftler, der an der Uni Hildesheim Literarisches Schreiben lehrt, würde dies vermeiden, plädiert aber ansonsten für einen angemessenen Umgang mit Lesegeräten. Für Alexander Skipis steht fest, dass das gedruckte Buch als Medium nach wie vor unschlagbar sei – eben wegen der geographischen Orientierung. Und, wie Schüssler ergänzte, wegen seiner Haptik.

Als nicht hinnehmbar bezeichnete Leipprand die mit dem E-Book verbundenen Überwachungsmöglichkeiten. Wer weiß, dass seine Lektüre getrackt wird, verändert sein Leseverhalten fundamental. Damit werde aber das Recht auf Privatheit und informationelle Selbstbestimmung verletzt. Das sei absolut nicht in Ordnung, schloss sich Alexander Skipis dieser Kritik an. "Hier geht es auch um die Frage der Meinungsfreiheit."

Wenn E-Book-Autoren nach Seitenkonsum honoriert werden wie bei Amazon – was macht dies mit der Kunst, fragte Felicitas von Lovenberg. Ein Buch wie Frank Witzels "Erfindung der Roten Armee Fraktion" würde dann kaum noch entstehen können, meinte Guido Graf. Andererseits habe es aber auch vor dem E-Book schon Konformität im Markt gegeben.

Wie überhaupt künftig noch zu schreiben sei, wenn die Kulturtechnik Lesen schwinde und die Aufmerksamkeitsspanne bei Lesern ständige abnehme, ist für Susanne Schüssler eine Kardinalfrage. Ebenso wie die nach dem Urheberrecht, wenn sich die Auffassung durchsetzt, dass digitale Inhalte nichts kosten sollen. An dieser Stelle öffnete sich ein Fragehorizont, der weit über den ursprünglichen Diskussionsgegenstand hinausgeht.