Ehemalige Weltbild-Logistik

80 potenzielle Investoren winken ab

27. Oktober 2015
von Börsenblatt
Also Logistics Services, die ehemalige Weltbild-Logistik, rollt aufs Abstellgleis zu: Weltbild zeigt derzeit kein Interesse, das Logistikzentrum über den Sommer 2016 hinaus zu erhalten – und dem Insolvenzverwalter Frank Kebekus fehlen die Alternativen. Medienberichten zufolge hatte er Kontakt zu 80 potenziellen Investoren.

Der ehemaligen Weltbild-Logistik – heute geführt unter dem Namen Also Logistics Services – mangelt es an Aufträgen. Wie berichtet, rutschte das Unternehmen innerhalb weniger Monate ein zweites Mal in die Insolvenz, und kämpft nun ein zweites Mal ums Überleben: Gesichert ist der Geschäftsbetrieb nur bis Ende Juni 2016, solange Weltbild für die Verluste geradesteht.

Insolvenzverwalter Frank Kebekus: „Keiner hat Interesse“

Für die Zeit danach sieht es offenbar düster aus. Frank Kebekus, Insolvenzverwalter von Also Logistics Services, jedenfalls macht sich scheinbar kaum noch Hoffnungen, dass es weitergeht. Man müsse realistisch sein, argumentiert er gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“. „Die Re-Integration der Logistik in das eigene Unternehmen will Weltbild derzeit nicht – und wir haben keinen anderen Interessenten“, wird er zitiert. Sein Team habe 80 mögliche Investoren angesprochen, ohne Ergebnis.

Kebekus vermutet, dass das Logistikzentrum zu groß sei und es zu viel Personal beschäftige – und deshalb viele abwinken. Denkbar ist jedoch auch, dass die Besitzverhältnisse eine Rolle spielen: Also Logistics Services gehören zwar die Fördertechnik und das Hochregallager, nicht aber die Immobilie; Eigentümer ist die Schwester Also Mobility.

Dem Bericht zufolge sieht Kebekus jetzt keinen anderen Ausweg, als für die verbliebenen rund 500 Mitarbeiter eine Transfergesellschaft einzurichten. Finanzieren will er sie mit 6,5 bis 7 Millionen Euro: Der Großteil des Geldes, rund 4,5 Millionen Euro, stamme aus einem Pool von Weltbild, den noch die Katholische Kirche gefüllt habe, berichtet die Zeitung mit Verweis auf Kebekus; den Rest lege der Mutterkonzern Also drauf. 

Erste Kündigungen noch vor dem Weihnachtsgeschäft?

Der Betriebsrat und die Gewerkschaft Verdi wehren sich gegen die Pläne von Kebekus, sprechen erneut von Erpressung – und davon, dass die Gespräche mit der Insolvenzverwaltung vorerst gescheitert seien. "Leider ist der Insolvenzverwalter unseren Sachargumenten nicht zugänglich und beharrt auf einer Schließung zum 30. Juni", heißt es im Weltbild Verdi Blog.

Die Sachargumente drehen sich vor allem um eine Rückführung des Logistikzentrums unter das Dach von Weltbild – die Ideallösung aus Sicht der Mitarbeitervertreter. Eine Transfergesellschaft, zumal eine, die in erster Linie mit Geld von der Kirche finanziert wird, lehnen sie ab. Der Grund für ihre Abwehrhaltung: „Für den ebenfalls geplanten Personalabbau bei Weltbild wäre kein Geld zur Absicherung der Gekündigten mehr da.“

Laut Verdi-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann sollen nach dem Plan des Insolvenzverwalters noch vor dem Weihnachtsgeschäft die Hälfte der Belegschaft von Also Logistics Services ihre Kündigung erhalten.