Einsturz des Kölner Stadtarchivs

Vieles für immer verloren

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Unter den Trümmern des Historischen Stadtarchivs in Köln liegen auch große Teile des Verlagsarchivs von Kiepenheuer & Witsch begraben. Wie eine Verlagssprecherin sagte, wurden 1993 über 800 Aktenordner dem Stadtarchiv mit Korrespondenzen, Gutachten etc. übergeben. Auch Originalmanuskripte wechselten ins Stadtarchiv.
Das Unglück trifft auch die Nachlässe von Autoren, unter anderem von Hans Mayer, Irmgard Keun, Joseph Roth, auch Teile des Böll-Nachlasses sind betroffen. Das Bucharchiv des Verlags war hingegen anderswo untergebracht.
 
Der Historiker Frank Möller, der an einer Verlagsgeschichte arbeitet und am Unglückstag nur durch Zufall nicht im Archiv war, glaubt, dass die meisten Archivalien verloren sind. Möller hatte bislang allein mehr als 15000 Briefe des Gründungsverlegers Joseph Caspar Witsch gesichtet, unter anderem an Erich Kästner, Heinrich Böll, Erich Maria Remarque. »Ich bin bis 1963 gekommen.« Es fehlt die Zeit bis 1967, dem Todesjahr des Verlegers. Möller hat vieles kopiert: »Für die Zeit von 1949 bis 1963 habe ich jetzt das einzige Witsch-Archiv«, sagt er. Möller ist erbost: »Mit dem Stadtarchiv hat Köln das Wertvollste verloren, was es verlieren konnte. Eigentlich müsste die komplette Stadtregierung zurücktreten.«