Der Kassenkampf lohnt sich nicht

Auf rund zehn Milliarden Euro schätzt der Bundesrechnungshof die Schadenssumme, mit der durch Tricksereien an elektronischen Registrierkassen jährlich Steuern hinterzogen werden. Ob es die "Übungstaste" für Azubis ist, die gebuchte Einnahmen wieder verschwinden lässt, oder andere Bedienungsmöglichkeiten, die Kassenhersteller auf Messen gern erklären: Wer Steuern umgehen will, ist offenbar findig.

Auch bei unangenehmen Vorschriften mit langer Übergangszeit schiebt man die Umsetzung erst mal in die Ferne. Wenn nun ab 2017 die Kassensysteme Umsätze zehn Jahre lang unverändert speichern müssen, wird mancher Einzelhändler sagen: Was? Wusste ich gar nicht. Brauche ich eine neue Kasse? Erst dann wird er bemerken, dass er sechs Jahre lang Zeit hatte, um sein Kassensystem umzurüsten oder ein neues zu kaufen.

Ein kleiner Trost: Die Regelung trifft 2,5 Millionen Kassen in Deutschland. Buchhändler sind jedoch gut beraten, sich auf den 1. Januar vorzubereiten. Denn wenn Steuerprüfer die Speicherkarten im Laden nicht auslesen können, ist das Finanzamt zur Schätzung der Besteuerungsgrundlagen berechtigt. Und die fällt – so die Erfahrungen der Steuerberater – selten zugunsten der Einzelhändler aus. Zudem dürfte der Fiskus die Einhaltung der neuen Vorschriften verstärkt überprüfen. Fehlt die technische Voraussetzung, kann das als Ordnungswidrigkeit oder auch als Steuerhinterziehung geahndet werden. Unterm Strich also: Ist die Kasse nicht umzurüsten, wird man 700 Euro oder mehr in die Hand nehmen müssen.

Wenn das der Fall ist, sollten sich Buchhändler gleich nach einer zertifizierten Kasse umsehen. Denn in vier Jahren gilt das "Gesetz zum Schutz vor Manipulationen an digitalen Grundaufzeichnungen", mit noch strengeren Auflagen. Wegschauen geht dann nicht mehr. Einziger Ausweg: die alte, offene Handkasse.