Ernst-Bloch-Preis 2015 an Axel Honneth

Philosophischer Einsatz für menschliche Würde

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der Sozialphilosoph Axel Honneth wird in diesem Jahr mit dem Ernst-Bloch-Preis ausgezeichnet, der Ernst-Bloch-Förderpreis geht an die Schriftstellerin Ann Cotten. Der Hauptpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, der Förderpreis mit 2.500 Euro. Die Preise werden am 20. November in Ludwigshafen am Rhein überreicht.
In der Begründung der Jury heißt es: "Wie bei keinem anderen bedeutenden Philosophen der Gegenwart stehen Leben und Werk von Axel Honneth in der komplexen Tradition der Kritischen Theorie, die er für unsere heutige gesellschaftliche Wirklichkeit philosophisch neu interpretiert. Mit Rückgriff auf Hegel formuliert er eine Gesellschaftskritik, die sich an Verhältnissen entzündet, in denen die menschliche Würde durch systematisch versagte Anerkennung verletzt wird."

Prof. Dr. Axel Honneth, geboren 1949 in Essen, ist Senior Professor für Philosophie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main und seit 2001 geschäftsführender Direktor des dortigen Instituts für Sozialforschung, in der Tradition Horkheimers und Adornos. Seit  2011 ist er zudem Jack C. Weinstein Professor of the Humanities an der Columbia University in New York.

Die Entscheidung über den Preisträger hat der Beirat Ernst-Bloch-Preis der Stadt Ludwigshafen unter Vorsitz von Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg getroffen. Vorausgegangen war ein einstimmiges Votum der Juroren Hanna Gekle (Psychologin, ehemalige Bloch-Assistentin), Markus Clauer ("Die Rheinpfalz") und Klaus Kufeld (Leiter Ernst-Bloch-Zentrum).

Förderpreis an Ann Cotten

Ann Cotten, geboren 1982 in Iowa, und aufgewachsen in Wien erhält den Förderpreis. Seit 2006 lebt sie in Berlin. Sie schloss ihr Studium der Germanistik mit einer Arbeit über Listen in der Konkreten Poesie ab. Für ihre Bücher erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2014 den Wilhelm-Lehmann-Preis und den Adelbert-von-Chamisso-Preis für ihr bisheriges Gesamtwerk. Mit Ann Cotton wird erstmals eine Literatin mit dem Ernst-Bloch-Förderpreis ausgezeichnet.

"Ann Cotten ist eine höchstreflektierte Dichterin, die sich als Störfall im metaphernberuhigten Literaturbetrieb begreift und inszeniert", urteilte die Jury. "Ihre Prosa und ihre Lyrik überprüfen die gängigen Sprech-, Denk-, Erzähl- und Sprechweisen und überschreiten sie gleichzeitig auf neue und bewegende Weise."

Die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Eva Lohse überreicht die Preise in einem Festakt im Ernst-Bloch-Zentrum am 20. November 2015.

Zum Ernst-Bloch-Preis

Die Stadt Ludwigshafen am Rhein vergibt im dreijährigen Turnus den Ernst-Bloch-Preis, der zum 100. Geburtstag des Ludwigshafener Philosophen im Jahre 1985 gestiftet wurde. Der Preis zeichnet "herausragendes wissenschaftliches oder literarisches Schaffen mit philosophischer Grundhaltung aus, das für die Kultur in kritischer Auseinandersetzung mit der Gegenwart bedeutsam ist. Den Förderpreis erhalten junge Autorinnen und Autoren, von denen aufgrund der bisherigen Leistung weitere qualifizierte wissenschaftliche oder literarische Arbeiten zu erwarten sind", so ein Auszug aus den Richtlinien.

Bisherige Preisträger waren unter anderem Hans Mayer, Jürgen Moltmann, Pierre Bourdieu, Eric J. Hobsbawm, Navid Kermani, Dan Diner, Carolin Emcke, Seyla Benhabib, Lisa Herzog und Avishai Margalit.