Frankfurter Buchmesse: Unternehmensnachfolge im Buchhandel

Ratschläge für einen "hochemotionalen Prozess"

12. Oktober 2017
von Börsenblatt
Schnell geht hier gar nichts: Die Suche nach einem Nachfolger fürs Unternehmen müssen Buchhändler von langer Hand planen. Eine neue Website hilft dabei. Gratis-Tipps gab's am Buchmesse-Donnerstag außerdem auf der Börsenvereinsbühne in Halle 3.1.

40 Prozent aller Buchhändler, die mit ihrem Geschäft dem Börsenverein angehören, sind älter als 58 Jahre: Diese Zahlen, die Betriebsberaterin Ellen Braun am Messedonnerstag bei der Veranstaltung "Nachfolge im Buchhandel" im Forum Börsenverein präsentierte, machen die Dimension des Themas für die Branche deutlich. Denn die Weichen für die Übergabe eines Unternehmens werden nicht in ein, zwei Jahren gestellt, sondern schon deutlich früher, wie Zwischenbuchhändler Stefan Könemann auf dem Messepodium deutlich machte.

Ein Aspekt, der oft vernachlässigt wird: Nicht nur Ladenausstattung und Buchangebot müssten gut gepflegt sein, um potenzielle Käufer anzulocken - auch die technische Ausstattung des Unternehmens müsse auf der Höhe der Zeit sein, vom Online-Auftritt bis zur EDV, so Könemann.

Eine neue Homepage des Börsenvereins, die zur Buchmesse freigeschaltet wurde, soll Buchhändlern solche Tipps mit auf den Weg geben - und vor allem: Sie soll Käufer und Verkäufer zusammenbringen, Angebote und hilfreiche Adressen bündeln. Der Börsenverein und seine Landesverbände haben sich dafür mit den Barsortimenten zusammengetan und auch mehrere Betriebsberater ins Boot geholt. Sortimenter, die ihr Geschäft abgeben wollen, aber ebenso Quereinsteiger und Buchhändler, die mit dem Gedanken spielen, ein Sortiment zu gründen oder zu übernehmen, sollen hier auf einen Klick alle relevanten Informationen finden, die für den Einstieg ins Thema wichtig sind.

Sich von der eigenen Buchhandlung zu trennen, das sei für viele Inhaber ein "hochemotionaler Prozess", weiß Johanna Hahn, Geschäftsführerin beim Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenvereins. Die Homepage soll das Steuern dieses Prozesses, aber auch das Matchmaking mit Interessenten erleichtern.

Wie hip ist die Buchbranche für Existenzgründer? Das fragte Ellen Braun in die Runde. Die Antwort von Andreas Dieterle, Inhaber der Buchecke in Wiesbaden-Schierstein, fiel eher ernüchternd aus. Er fürchte, es sei wenig "hip" daran, eine Buchhandlung zu gründen, so Dieterle - auch wenn sich für ihn persönlich damit ein langgehegter Traum erfüllt habe. Der frühere Projektmanager in der Telekommunikationsbranche startete im November 2014 eine zweite Karriere als Buchhändler. Für die Idee, dafür aus seinem Beruf auszusteigen, habe er in seinem Umfeld damals nur Kopfschütteln geerntet, berichtete Dieterle. Umso mehr habe er sich angestrengt, den Plan erfolgreich umzusetzen: "Meine Buchhandlung ist heute eine echte Bereicherung für den Stadtteil," sagt Dieterle, der jeden Tag mit Freude die Ladentür aufschließt.

Seine Empfehlung an alle, die ähnliches vorhaben: "Nehmen Sie das Knowhow der Betriebsberater in Anspruch." Gute Ratgeber seien - neben dem Börsenverein und den Barsortimenten - auch andere Gründer, die bereits die ersten Hürden der Selbständigkeit genommen hätten.

cro