Gastspiel von Alexandra Rempe

"Eine echte Buchhändlerin auf den Buchtagen in Berlin"

23. Juni 2015
von Börsenblatt
Einen Stich der Geringschätzung empfand die Nordkirchener Buchhändlerin Alexandra Rempe (Miss Marple's Buchladen) immer wieder während der Buchtage in Berlin. Ihr Appell an den Börsenverein für das Verbandstreffen 2016 in Leipzig lautet, das Sortiment stärker in den Blick zu nehmen und mit dem "Exoten-Status" von Buchhändlern bei den Buchtagen Schluss zu machen.

„Eine echte Buchhändlerin auf den Buchtagen in Berlin," so stellte mich eine Vertrieblerin ihren Kollegen aus den Verlagen vor. Durfte ich das nun als Kompliment werten?! War ich denn ein solcher Exot bei einem Branchentreffen? Anscheinend, denn auch die Programmpunkte, Subkonferenzen und Sessions waren mindestens zu 60 % auf die Verlagswelt ausgerichtet.

Nichts desto trotz stürzte ich mich ins Getümmel und ließ mir vom „Internet der Dinge", „Augmented Reality" und anderen zukunftsweisenden Dingen und Tendenzen berichten, zog meine Schlüsse und überlegte welche Anregungen ich in den Alltag meiner ländlichen Buchhandlung mitnehmen könnte.

An dieser Stelle könnte ich mit einem Loblied auf die sehr gut durchorganisierten Buchtage enden, von den Vorträgen schwärmen und mich über meine neuen Kontakte freuen.

Doch leider gab es auch die Momente, in denen ich mit der Faust in der Tasche dasaß. „Sie sind Buchhändlerin, was machen Sie dann auf den Buchtagen?", „Sind die Themen überhaupt interessant für's Sortiment?" In den Subkonferenzen zum Thema E-Commerce kamen Kommentare wie: „Die Buchhändler wollen doch keine E-Books verkaufen, und wenn die das nicht wollen, suchen wir uns eben andere Märkte."

All diese Aussagen waren weder auf mich gemünzt noch nahm ich sie persönlich, da meine Buchhandlung durchaus das digitale Zeitalter betreten hat. Und doch spürte ich diesen Stich der Geringschätzung gegenüber meiner Sparte und meinen vielen Kollegen, die jeden Tag einen wunderbaren Job machen und sich für Bücher und Kultur leidenschaftlich einsetzen.

Umso positiver empfand ich in der Hauptversammlung des Börsenvereins die ersten Schritte zur Umstrukturierung der Hierarchien, hin zu einer engeren Zusammenarbeit der drei Ausschüsse. Verleger, Zwischenbuchhändler und Buchhändler bilden unseren Börsenverein und wir haben alle das gleiche Ziel. Lösungsorientierte Kommunikation zwischen den Sparten ist meiner Meinung nach genau der richtige Weg. Jetzt müssen wir dies (vielleicht intensiver als Früher) leben. Zutrauen in die jeweils andere Sparte haben und vor allem respektvoll miteinander umgehen.

PS: Für die Buchtage in Leipzig 2016 wünschte ich mehr Veranstaltungen, die auf die Sortimenter oder auf spartenübergreifende Arbeit zugeschnitten wären. Vielleicht wären dann die Verleger die Exoten der Veranstaltung.