Goldmann Verlag

"Shades of Grey" kommt früher als erwartet

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Am 9. Juli ist offizieller Erstverkaufstag des ers­ten Teils der Erotik-Reihe "Shades of Grey – Geheimes Verlangen" (Start­auflage laut Verlag eine halbe Million Exemplare). Schon jetzt lässt der Titel laut Mitteilung von media control in den Taschenbuch-Charts an dritter Stelle "alle Hüllen fallen": Amazon darf früher ran. Auch Teil 2 und Teil 3 werden früher ausgeliefert.

Einer der Gründe für das hohe Interesse dürfte ein Vorabdruck in der BILD sein. Schlagzeile: "Dieses Buch ist schärfer als Porno". Die Marketingmaschine ist perfekt angelaufen.

Bein KNV und Amazon ist der Titel um das Liebes- und Sexleben einer devoten Studentin bereits als lieferbar gelistet. Offensichtlich darf Amazon das Buch vor dem offiziellen Verkaufstermin vertreiben. Kindle-User können das Buch sogar bereits seit Ende Juni kaufen, während das Sortiment noch warten muss. Seit heute liefert Goldmann offiziell aus: "Wir versuchen, alle Vormerker schnellstmöglich zu bedienen", heißt es von Goldmann auf Nachfrage von boersenblatt.net. Ob Amazon zuerst beliefert wurde, dazu gab es keinen Kommentar.

Interressant auch folgender Vorgang: Im eigenen Onlineshop kommentiert Weltbild, das am 9. Juli ausliefern will: "Die hier beschriebene Unterwerfung der Frau widerspricht dem Welt- und Menschenbild, von dem wir uns als Buchhändler leiten lassen. Wir sehen das Buch als sehr problematisch an" - verkauft wird es trotzdem. Letzte Woche hatte Weltbild-Geschäftsführer Carel Halff noch folgendermaßen über die Neuausrichtung von Weltbild gesprochen: "Es kann also nie um Trefferzahlen gehen, sondern immer nur um Einzelfallentscheidungen: Ist dieses einzelne Buch kompatibel mit unserem Menschen- und Weltbild oder nicht? – dann verzichten wir darauf." Auf den Bestsellererfolg will Weltbild offensichtlich doch nicht verzichten. Könnte dies ein Vorbote für die künftige Weltbild-Strategie sein: Produkte anbieten und gleichzeitig von deren Kauf abraten?

Die Auslieferung von Teil 2 ("Gefährliche Liebe") und Teil 3 ("Entfesselte Lust") der "Shades of Grey"-Reihe wurde laut Verlag auf Ende August und Ende Oktober vorgezogen. In den USA hat sich die Sadomaso-Trilogie laut Medienberichten bislang 15 Millionen Mal verkauft. Andere Zahlen sprechen von 10 Millionen Exemplaren, der Großteil davon E-Books.

Pornografievorwürfe wies Verleger Georg Reuchlein gegenüber zurück: "Es handelt sich um etwas vollkommen anderes, um einen erotischen Liebesroman. Die Umschlaggestaltung mit Orchideenmotiven unterstreicht genau dies".