Hauptversammlung des Landesverbands Berlin-Brandenburg

"Wir sind anders als NRW"

12. Mai 2011
von Börsenblatt
Nach Ansicht der Mitglieder des Landesverbands Berlin-Brandenburg spricht wenig für eine Fusion mit dem Bundesverband in Frankfurt, vieles hingegen - manche würden sagen alles - dagegen.

Die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen, wo der dortige Landesverband sich jüngst anders entschied, hat die Berliner dazu gebracht, eine entsprechende Diskussion ins Programm ihrer gestrigen Hauptversammlung im Magnus Haus in Mitte zu nehmen. Die Debatte war lebhaft, der Ausgang eindeutig, vermisst wurde ein Gesprächspartner aus Frankfurt.

Vier Vorteile eines auch weiterhin neben der Frankfurter Zentrale agierenden Landesverbands nannte die Buchhändlerin, Christiane Schulz-Rother, gemeinsam mit Margrit Starick, Vorsitzende in Berlin-Brandenburg: die Nähe zu den Mitgliedern, die kontinuierliche Einbeziehung ehrenamtlicher Arbeit, die enge Vernetzung mit politischen Institutionen und den Standortvorteil Berlins - als Stadt, die wie keine andere in Deutschland Autoren und Verlage anzieht. Unter den 44 zur Jahresversammlung anwesenden Mitgliedern fand Schulz-Rother fast ungeteilte Zustimmung. Die Hauptstädter vergewisserten sich: „Wir sind anders als NRW."

Einer der wenigen Fusionsbefürworter, allerdings unter Auflagen, war Sven Fund, Geschäftsführer des Wissenschaftsverlags de Gruyter. „Eine Fusion muss nicht per se schlecht sein", sagte er. Allerdings sei das Kostenargument, also die avisierte Einsparung von Beitragsgeldern, zweitrangig; „entscheidend ist die innere Logik des Verbands". Der Verlagsmanager Fund will vor einer möglichen Fusion die Konstruktion des gesamten Verbands auf den Prüfstand stellen. Eine Aufgabendiskussion sei notwendig: „Soll ein Verband Wirtschaftsbetriebe haben oder soll er sich auf die Buchpolitik konzentrieren?"

Ein Lobbyverband gehört nach Berlin, nicht nach Frankfurt, glaubt Fund, der Unterstützung von Verleger Volker Schwarz erhielt: „Es ist ein großer Nachteil des Verbands, dass er nicht in Berlin angesiedelt ist. Es muss immer erst ein Transport der Meinung stattfinden." Schwarz unterstrich die Notwendigkeit der Nähe zu den politischen Akteuren für eine erfolgreiche Lobbyarbeit: „Sie müssen ein Gesicht haben gegenüber einem Landtagsabgeordneten. Ein Frankfurter Funktionär hat kein Gesicht in München oder Stuttgart."

Der Antrag eines Buchhändlers, der Landesvorstand solle detailliert prüfen, welche Auswirkungen eine Fusion mit dem Bundesverband mit sich brächte, wurde mehrheitlich abgelehnt. Der Aufwand sei enorm, zudem könne und wolle man jetzt in Ruhe beobachten, welche Erfahrungen der Landesverband Nordrhein-Westfalen mache.

Zum Auftakt der Hauptversammlung im Magnus Haus hatte Monika Grütters, Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Bundestags, die Bedeutung der Kultur für das Selbstverständnis eines Landes hervorgehoben. Kultur sei „keine Ausstattung, die man sich leistet", sondern essenzieller Teil gesellschaftlichen Zusammenlebens.