Herstellung

Der feine Unterschied zwischen edel und veredelt

15. Oktober 2011
von Börsenblatt
Leipziger Studenten haben ein "Veredelungslexikon" entwickelt - mit Online- und Offline-Variante. Grund genug, um auf der Buchmesse mal über den Veredelungswahn auf dem Buchmarkt zu diskutieren.

Ist ein veredeltes Buch auch gleichzeitig ein edles Buch? Das wollte Christian Ide, Professor an der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, auf der Buchmesse von seinen Mitdiskutanten im Forum Verlagsherstellung wissen. Gestalterin Silke Nalbach antwortete diplomatisch: "Ein veredeltes Buch ist nicht immer das Bessere". Schließlich müsse die Verpackung zum Inhalt passen. Das tut sie aber offenbar nicht immer: "Das Versprechen, das wir außen geben, muss innen vom Buch auch erfüllt werden", so Karin Schmidt-Friderichs vom Mainzer Verlag Hermann Schmidt: "Stattdessen gibt es oft ein tolles Cover, eine tolle Außen-Show - und der Inhalt ist langweilig".

Einig war sich die Runde in einem: Die Veredelung greift um sich, wird als Marketinginstrument eingesetzt, um Krimis oder historische Romane auf dem Büchertisch aus der Masse herausheben. Nur: Wenn das alle machen, nutzt sich der Effekt ganz schön ab: "Mit Reliefprägung und Spotlackierung lässt sich schon viel erreichen. Aber weil beides mittlerweile Standard geworden ist, kann man damit kaum noch auffallen", so Markus Dockhorn, Hersteller beim Piper Verlag.

Dennoch: Um das Buch auch gegenüber dem E-Book aufzuwerten, scheint es wichtiger denn je zu sein, sich über originelle und hochwertige Ausstattung Gedanken zu machen. "Apple ist mit seinen Produkten gerade durch die Haptik, die sinnliche Spielfreude erfolgreich", so Alfred König von der Münchner Agentur König.

Um den Herstellungsabteilungen ein Hilfsinstrument bei der Suche nach der optimalen Technik an die Hand zu geben, haben Studenten der Leipziger HTWK (Studiengang: Buch- und Medienproduktion) das "Veredelungslexikon" entwickelt. Online gibt es umfangreiche Informationen zu den verschiedenen Verfahren, zu Einsatzmöglichkeiten und Kosten. Offline haben die Studenten eine Musterbox mit den verschiedenen Proben zusammengestellt. Das Projekt wurde auf der Buchmesse am HTWK-Stand vorgestellt. Und bündelt und sortiert all das, was Hersteller bislang mühsam selbst zusammentragen mussten.