Hugendubel schließt bis 2017 am Münchner Marienplatz

"Übermorgen müssen noch alle restlichen Bücher raus"

28. Januar 2016
von Börsenblatt
Die Hugendubel-Filiale am Münchner Marienplatz schließt nächsten Montag − bis zum Sommer 2017 wird die bislang umsatzstärkste Filiale renoviert, dann stark verkleinert am traditionsreichen Standort als Untermieterin der Telekom wieder einziehen. In einem Pressefrühstück wurden heute weitere Details bekannt gegeben. Für boersenblatt.net war Nicola Bardola vor Ort.

In Hugendubels "World Coffee" am Marienplatz, das sich nur noch zwei Tage lang im sechsten Stock des Gebäudes mit herrlicher Aussicht auf das Zentrum Münchens befindet, sagte die geschäftsführende Gesellschafterin Nina Hugendubel heute beim Pressefrühstück: "Wie beliebt dieses Café ist, haben wir gerade auch wieder daran gemerkt, dass wir so viele Kunden bitten mussten, es für dieses Gespräch freizuhalten."

Das Café wird es auch noch nach der Gesamtsanierung des Hauses geben, dann allerdings im zweiten Stock. Darüber wird sich ein Hotel, darunter die Telekom befinden. "Übermorgen müssen noch alle restlichen der fast 100.000 Bücher raus", erklärt Nina Hugendubel. Das Herzstück von Deutschlands größter inhabergeführten Buchhandlung wird am Samstag eine symbolische Umzugsfeier organisieren, zu der alle Münchner Bürger herzlich eingeladen sind. "Damit wollen wir den Kunden zeigen: Wir kommen wieder. Sie müssen nicht ohne Hugendubel leben. Wir haben am frisch renovierten Stachus und mit den Fünf Höfen zwei große Filialen in unmittelbarer Nähe. Mit Hugendubel gebrandete Fahrradrikschas sind organisiert. Wenn Kunden am Montagmorgen hier am Marienplatz vor verschlossenen Türen stehen, werden sie von uns gut informiert und auf Wunsch kostenlos zu den anderen Filialen gefahren", so Nina Hugendubel.

Das neue Hugendubel-Filialkonzept setzt auf kleinere Flächen: "Flächenreduzierung bei noch intensiverer Beratung ist uns sehr wichtig", so Nina Hugendubel. "Mit 1.200 Quadratmetern wird das immer noch ein großes Haus sein." Zum Vergleich: Die Filiale Fünf Höfe hat 1.200, die Filiale am Stachus 2.000 Quadratmeter. Innenarchitektonische Pläne zeigen laut Nina Hugendubel, dass es am Marienplatz "wärmer, weiblicher, einladender" werden soll. "Die Kunden sollen gerne und noch länger hier bleiben − wie in einem zweiten Zuhause."

"Die Mitarbeiter hier sind wie wir alle seit derKündigung des Mietvertrags mit der Bayerischen Hausbau durch ein Wechselbad der Gefühle gegangen", fährt Nina Hugendubel fort. Jetzt stehe fest: 52 der 85 Mitarbeiter werden in anderen Hugendubel-Filialen weiter arbeiten. Die 33 verbleibenden Mitarbeiter haben andere Lösungen gefunden. "Wir sind komplett ohne Kündigungen durchgekommen und haben mit dem Betriebsrat an einem Strang gezogen", betont Nina Hugendubel. Für die Umbauphase rechnet sie fest damit, dass viele Umsätze vom Marienplatz zu den Fünf Höfen und zur Filiale am Stachus verlagert werden können.

Gemeinsam mit der Telekom und Hugendubel wurde nach langen Verhandlungen im vergangenen Jahr eine Lösung für Hugendubel und diesen wichtigen Standort gefunden. Nina Hugendubel kommentiert: "Dazu haben nicht zuletzt auch das Engagement vieler Leser und der Stadt München beigetragen". Die Telekom als neue Hauptmieterin arbeitet schon länger mit Hugendubel zusammen, unter anderem bei der Vermarktung des E-Bookreaders "tolino".

Ab Sommer 2017 wird der Hugendubel-Eingang nicht mehr direkt am Marienplatz, sondern auf der südöstlichen Seite gegenüber der Peterskirche sein. Im Erdgeschoß wird zum Marienplatz hin die Telekom dominieren. Da aber das Baureferat München plant, dass den gesamten Bereich komplett zur Fußgängerzone umzuwandeln, verspricht sich Hugendubel dadurch eine Erhöhung der Attraktivität der dortigen Arkaden. 

Nicola Bardola