Interview zu Google Editions

Google Buchsuche-Managerin Annabella Weisl: "Wir halten uns an die Gesetze"

30. Dezember 2009
von Börsenblatt
Google will mit den "Google Editions" im nächsten Jahr E-Books von Partnerverlagen verkaufen. Die deutsche Buchsuche-Verantwortliche über das neue Angebot.

Wie kommen die Google Editions bei den Verlegern an?
Bisher bekamen wir viel positives Feedback. Wir haben aktuell noch keine deutsche Version des Ergänzungsvertrages zum Partnerprogramm, insofern können Verlage hierzulande noch nicht unterzeichnen.
 
Wann wird der Ergänzungsvertrag auf Deutsch vorliegen? 
Ich rechne Anfang nächsten Jahres damit. Ein für Deutschland modifizierter Vertrag wird gerade von unserer Rechtsabteilung ausgearbeitet. 

Wird Google mit dem Einstieg ins Buchgeschäft zum zweiten Amazon? 
Die Idee ist, dass wir ein weiteres Mitglied in der Distributionskette werden. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Partnern zusammen, die von den Google Editions profitieren können: Autoren, Verlage und Online-Buchhandlungen. 

Warum sollten Nutzer für die bloßen Zugangsrechte zu einem E-Book Geld ausgeben, wenn man woanders das Buch als echte Datei bekommt?

Der Online-Zugang kann gerade von Vorteil sein: Der Nutzer kann mit jedem onlinefähigen Endgerät auf das E-Book zugreifen, egal, ob im Büro am Rechner oder unterwegs auf dem Reader oder Handy. Unterschiedliche Formate spielen keine Rolle. Zudem: Der Nutzer bekommt ein PDF des Buches als Sicherheitskopie, falls der Verlag möchte, DRM-geschützt. Die Sicherheitskopie kann der Käufer lokal auf seinem Rechner speichern. 

Google behält sich in der US-Version das Recht vor, Preise zu reduzieren, solange Google die Verlagsmarge nach Listenpreis berechnet. Wird dieses Modell auch für Deutschland angestrebt?
In Deutschland legen die Verlage die Preise für die Google Edition fest. Im Übrigen werden wir uns an die deutsche Gesetzgebung halten. Hier gibt es die Buchpreisbindung und diesen rechtlichen Rahmen werden wir selbstverständlich beachten.
 
Schließt das von Google reduzierte Preise aus?
Wie gesagt, wir werden uns an die deutsche Gesetzgebung halten. 
 
Google USA erlaubt keinen Preis für die Google Edition, der über dem niedrigsten Preis der Printversion liegt. Auch in Deutschland?
Mir liegen die Details des deutschen Vertrags noch nicht vor. Deshalb kann ich diese Frage noch nicht beantworten.
 
Kann ein Verlag für die USA einen anderen Preis festsetzen als für Deutschland?
Jeder Verlag kann natürlich unterschiedliche Preise für unterschiedliche Länder vorschlagen, für jedes Buch. 
 
Soll es für Anbieter in Deutschland auch die Möglichkeit geben, Bundles bestehend aus E- und Print-Book zu verkaufen?
Ja, das wird es geben. Für das E-Book im Bundle kann der Verleger einen eigenen Preis festlegen. 
 
Muss der Käufer immer online sein, wenn er ein Buch in der Cloud lesen will?
Um das Buch erstmals zugreifen zu können, muss der Nutzer online sein. Das Buch wird im Browser-Cache gespeichert. So kann der Nutzer später mit diesem Rechner auch offline auf das Buch zugreifen. 
 
Sie wollen die Google Editions auch über Buchhändler vertreiben. Wie ist das Modell?
Der Buchhändler kann Google Editions auf seiner eigenen Website titelspezifisch einbinden, ähnlich wie bisher schon die Buchvoransicht „Google Preview“. Neben den bisherigen Buchformaten – Printbuch, Hörbuch, E-Book – kann er so noch ein weiteres Format anbieten: Die Google Edition. Die Einbindung ist für den Buchhändler kostenlos. 
 
Kann der Buchhändler sich direkt auf der Google-Site als Verkäufer der Editions auftreten?
Direkt auf der Buchsuche-Site kann man die Google Edition nur über Google kaufen. Allerdings kann sich der Buchhändler wie schon bisher als Verkäufer im Rahmen der Buchsuche listen lassen. Klickt der Nutzer den Verkäufer an und hat dieser Verkäufer auf seiner Website Google Editions eingebaut, dann kann er die Edition auch direkt über diesen Verkäufer beziehen.
 
Was muss der Buchhändler tun, um in die Verkäuferliste zu kommen?
Die Listung auf der Buchsuche-Seite ist rein davon abhängig, ob jemand einen Google Base Feed hat. Base Feed ist eine Übermittlung von Produktdaten an eine Produktdatenbank bei Google über einen XML-Feed. Das kann sich jeder Online-Buchhändler problemlos und schnell selbst einrichten. 
 
Wie ist die Margenverteilung bei den Google Editions? 
Wenn wir mit einem Online-Händler zusammenarbeiten, erhält der Verlag 45 Prozent und Google teilt sich die übrigen 55 Prozent mit dem Online-Händler. 
 
Und wenn die Bücher in der Google Buchsuche direkt bei Google gekauft werden? 

Dann ist die Marge für den Verlag 63 Prozent, für Google 37 Prozent.
 
Wie erfolgt die Abrechung, wenn ein Buchhändler die Google Editions auf seiner Site anbietet?
Der Einkauf erfolgt über den Warenkorb des Buchhändlers. Die Rechnungsstellung übernimmt ebenfalls der Buchhändler. 
 
Wann startet Google Editions in Deutschland?
Geplant ist die erste Hälfte des nächsten Jahres.
 
Wie viele Partnerverlage hat Google derzeit in Deutschland?
In Europa haben wir 9.000 teilnehmende Verlage mit 600.000 Titeln. Darunter sind sehr viele deutsche Verlage. Landesspezifische Zahlen geben wir nicht bekannt.