Jahrestagung der Bahnhofsbuchhändler

Aufenthalt erwünscht, auch ohne Reiseabsicht

23. April 2015
von Tamara Weise
Der Streik vermiest den Bahnhofsbuchhändlern das Geschäft – an jedem Tag, den die Züge am Gleis bleiben, verlieren sie 30 bis 40 Prozent ihres Umsatzes. Lamentieren wollen sie darüber trotzdem nicht. Was den Bahnhofsbuchhändlern im Moment viel wichtiger ist: dass die Bahn ihre Mietkonditionen überdenkt.

Die Bahnhofsbuchhändler haben diese Woche den roten Teppich ausgerollt. Zu ihrer Jahrestagung, die Montag und Dienstag dieser Woche (20./21. April) im Hilton in Berlin stattfand, kam nicht nur Kulturstaatsministerin Monika Grütters („Lesen und Reisen, das ist immer noch eine schöne Verbindung“), sondern auch Rüdiger Grube, seit sechs Jahren Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn und damit ihr Vermieter.

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Rüdiger Grube: „Die Partnerschaft muss gehegt und gepflegt werden“

Grube bewegt gern Zahlenkolonnen  und investiert gerade Millionen und Milliarden in die Modernisierung der Deutschen Bahn. Seinen Mietern gegenüber gab er sich, Streik hin oder her, bester Dinge. „Wir sind gute Partner und bleiben gute Partner“, ließ er sie gleich zu Beginn seines Grußworts wissen – wohl wissentlich, dass das zuletzt zumindest aus Sicht der Bahnhofsbuchhändler nicht so ganz stimmte: Im vergangenen Jahr wurden die Flächen von 17 Bahnhofsbuchhändlern in Bayern ohne weitere Ankündigung von der Bahn neu ausgeschrieben, obwohl langfristige Mietverträge existierten.

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Zwar ist in diesem Fall die Harmonie, wie beide Seiten sagen, weitgehend wieder hergestellt. Doch die Bahnhofsbuchhändler sind vorsichtig geworden. Und schlagen jetzt auch schon mal einen härteren Ton an. „Unsere Mindestmieten sind zum Teil nicht mehr zeitgemäß“, hielt Götz Grauert, Verbandschef der Bahnhofsbuchhändler, Grube entgegen. Eine Anpassung sei unerlässlich. „Wir erwarten klare und transparente Kriterien für die Mietverträge.“

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Grube nickte, mochte aber offenbar nicht direkt antworten. Stattdessen trat er einen Schritt vor, in die Richtung, in der sein Mitarbeiter Horst Mutsch saß; Mutsch ist im Haus für die Mietverträge mit den Bahnhofsbuchhändlern zuständig – also der Mann, der letztlich entscheidet. Grube nahm ihn in den Blick, als er versprach: „Wir tun alles, damit Sie als Bahnhofsbuchhändler weiterhin erfolgreich sein können. Die Partnerschaft muss gehegt und gepflegt werden.“     

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Monika Grütters: „Stationär? Das klingt nach Pflegefall“

Mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters gab es solche Reibungspunkte während der Tagung nicht. „Eine Reise ohne Geschichten wäre für mich undenkbar“: So eröffnete sie ihre Rede vor den Bahnhofsbuchhändlern, lobte ihre Zuhörer („Sie leisten eine wichtige Arbeit für die Lesekultur und die Bildung“) – und die Vielfalt in ihren Läden.

Wie die Bahnhofsbuchhändler, will auch Grütters Gedrucktes bewahren. Dafür braucht sie Unterstützung im Handel, unterstützt den Handel umgekehrt jedoch auch selbst: u.a. mit der Nationalen Initiative Printmedien und dem Deutschen Buchhandlungspreis. Beide Initiativen stellte sie bei der Tagung vor, betonte dabei, wie wichtig es sei, dass der stationäre Handel eine Zukunft habe („Ich habe noch nie ein Buch im Internet gekauft.“)

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Unbehagen bereitet ihr da nur eines: die Verwendung des Begriffs „stationär“ – den sie auf anderen Bühnen sonst gern meidet, weil ihr das Bild, das mit ihm verbunden ist, sichtlich gegen den Strich geht. „Stationär?“, Grütters schüttelt sich. „Das klingt, als wäre der Handel ein Pflegefall.“

Dass dem nicht so ist, da sind sich die Bahnhofsbuchhändler einig. Mit Blick auf Verlage definieren sie sich als Powerkanal, mit Blick auf Kunden als Leseoasen – das betonte Grauert im Lauf der Tagung immer wieder. Unterm Strich haben sie nach Angaben ihres Verbands im vergangenen Jahr rund 350 Millionen Euro umgesetzt (Anteil Buch: 25 Prozent), was nicht mehr ist als im Vorjahr, aber eben auch nicht weniger. Und das trotz Streik, Fernbusboom und Digitalisierung.

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Philipp Welte: „Zukunftsfähigkeit ist keine Frage der Technologie“

„Wir sind dem Medienwandel nicht hilflos ausgeliefert“, erklärte Grauert, er berichtete von E-Readern in den Läden, von den Webshops der Händler und digitalen Gutscheinen. Und leitete damit über zu zwei Vorträgen, die niederschmetternd hätten ausfallen können – tatsächlich aber darauf hinausliefen, dass sich das Geschäftsmodell am Gleis (Gedrucktes gegen Bares im Vorübergehen) durch die Digitalisierung zwar verändert, im Kern jedoch Bestand hat:  

  • Philipp Welte, Vorstand von Hubert Burda Media, hält, wie er sagte, Zukunft für machbar. Er appellierte allerdings an seine Zuhörer, dabei nicht in Nostalgie zu verfallen – und hatte, um zu zeigen, wohin rückwärtsgerichtetes Denken führt, auch einen Gedanken mitgebracht, der ihm wohl zum Wegweiser wurde. Diesen, von Karl Lagerfeld: „Wenn man ständig denkt, früher war alles besser, dann sind Sie reif für den Mülleimer.“ Den Risiken im Mediengeschäft wich er nicht aus, nannte die bitteren Zahlen (zu den Werbeerlösen print), erinnerte daran, dass Aufmerksamkeit in der digitalen Welt das knappste Gut sei und man bei Burda darauf mit Neuentwicklungen reagiere (auch mit neuen Printformaten). Weltes Credo: „Zukunftsfähigkeit ist keine Frage der Technologie, sondern der Emotion, des Enthusiasmus und der Leidenschaft.“

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In eine ähnliche Richtung wies Zukunftsforscher Walter Matthias Kunze von Trendquest. „Emotion ist alles“ nannte er seinen Vortrag, gemäß seiner Überzeugung: „Menschen gehen dahin, wo Menschen sind und emotionale Werte.“  Wenig sei im Unterbewusstsein so verankert wie das Bedürfnis nach emotionaler Bindung. Darauf könnten auch die Bahnhofsbuchhändler vertrauen, auch und besonders in Zeiten, in denen viele soziale Nähe über das Netz suchten. „Das Internet verstärkt die Emotionen“, glaubt Kunze. Und dass die Anbindung ans Buch in erster Linie über soziale, emotionale Aspekte funktioniere.   

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Insgesamt waren bei der Jahrestagung des Verbands der Bahnhofsbuchhändler (VDBB) im Hilton in Berlin diesmal rund 250 Händler und Gäste dabei – darunter auch zahlreiche Vertriebsleute von Verlagen. Die traditionelle Partnermesse nutzten fast 50 Unternehmen - zum Großteil Verlage - , um sich und ihre Produkte den Bahnhofsbuchhändlern zu empfehlen. Von Carlsen bis Ullstein, von dtv bis Langenscheidt. Sogar eine Selfpublisherin war vertreten (Lisa K. mit ihrem erotischen Roman).