Jugendbuch

Neues Hardcover-Imprint bei cbt

5. März 2008
von Börsenblatt
Neuordnung im Kinder- und Jugendbuchprogramm bei Random House: Im Herbst bekommt das Jugendtaschenbuchprogramm cbt ein eigenes Hardcover-Segment. Programmleiterin Susanne Krebs und Verleger Jürgen Weidenbach erläutern im Interview bei boersenblatt.net die Hintergründe.
Wie entstand die Idee, das bestehende cbt-Taschenbuchprogramm mit einem Jugendbuch-Imprint zu ergänzen? Weidenbach: Auslöser ist unser starkes Wachstum im Jugendbuch, das nicht nur auf Christopher Paolinis „Eragon“, wie vielleicht vermutet, zurückzuführen ist. Wir konnten im Jugendbuchsegment – und hier auch im cbt-Jugendtaschenbuch - seit Jahren ein kontinuierliches Wachstum verzeichnen. Krebs: Im Jugendbuch haben wir eine sehr große Kompetenz. Das wird uns auch immer wieder von außen bestätigt, von Autoren, Agenten und Buchhändlern. Im Vergleich zu unseren Mitbewerbern werden wir gerade im Jugendbuch ab 13 als sehr kompetent angesehen. Diesen Bereich wollen wir noch mehr ins Rampenlicht rücken und strategisch ausbauen. Was für ein Wachstum ist für das neue Imprint angestrebt? Weidenbach: Für das erste Jahr wollen wir mit unserem Startprogramm von acht Titeln in’s Rennen gehen und versprechen uns einen interessanten Wachtstumsschub.. An diesem Segment haben sich ja schon einige Verlage probiert und sind daran gescheitert. Krebs: Ja, weil es wahrscheinlich schwierig ist, wenn man beispielsweise nur Themenbücher macht oder ein reines Chick-lit-Programm. Das kann man nicht mit unserem neuen cbt-Auftritt vergleichen. Wir wollen wirklich alle Genres bedienen und damit ein breites Publikum ansprechen und eine gute Verkäuflichkeit gewährleisten. Jetzt aber noch einmal zur Klärung: cbt ist bislang eindeutig mit Taschenbuch verbunden, warum unter diesem Namen also jetzt auch Hardcover? Krebs: Wir haben sehr lange darüber diskutiert, ob wir unserem neuen Imprint für ältere Jugendliche einen Kunstnamen geben wollen oder nicht. Wir finden es aber sehr einleuchtend, es cbt zu nennen, weil unser cbt-Taschenbuch sehr erfolgreich ist und wir so im Handel auf einer bekannten Marke aufbauen können, mit der man emotional auch bereits etwas verbindet. Weidenbach: Und natürlich versuchen wir die Erfolgsgeschichte von z. B. btb zu wiederholen, wo ja auch zuerst ein Taschenbuchverlag erfolgreich war, um dann ebenso erfolgreich Hardcover anzubieten. Ist das eine hausinterne Strategie von Random House? Weidenbach: Nein. Das Jugendbuch-Imprint haben wir seit einiger Zeit immer wieder diskutiert. Natürlich sind wir in der vorliegenden Form von der Geschäftsleitung sehr unterstützt worden, denn schließlich hat man damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Ansonsten bleibt im Kinder- und Jugendbuch alles unverändert? Weidenbach: Den Markennamen Omnibus, der ja auch eher für ein sehr viel jüngeres Publikum steht, wird es so nicht mehr geben. Das Kindertaschenbuch wird zukünftig als cbj Taschenbuch erscheinen. Die Programmstrukturen werden damit klarer positioniert. Ab Herbst 2008 werden wir zwei Verlagssäulen haben: cbj mit Hardcover und Taschenbuch und cbt mit Hardcover und Taschenbuch. Wie spiegelt sich das in den Vorschauen wieder? Krebs: Es wird drei Vorschauen geben: Erstens: die cbt-Vorschau mit unserem neuen Hardcover-Verlag. Zweitens: die cbj-Vorschau, die das normale cbj-Programm enthält. Drittens: die Taschenbuchvorschau mit dem cbj-Taschenbuch und dem cbt-Taschenbuch, die auf jeden Titel die entsprechende Marke zur Orientierung trägt. Erhoffen Sie sich mit dem Imprint eine andere Platzierung im Buchhandel? Krebs: Wir wünschen uns weiterhin eine Platzierung im Jugendbuch. In den meisten Buchhandlungen gibt es aber inzwischen auch Regale für junge Erwachsene. Da würden wir uns cbt natürlich auch sehr gut vorstellen können. Wie unterscheiden sich die acht neuen Titel optisch vom Rest des Programms? Krebs: Wir machen kein einheitliches Coverdesign bei cbt, sondern setzen weiterhin ganz auf individuelle Cover für unsere Bücher. Verbindend wird hingegen die Gesamtgestaltung des Handels-Auftritts sein, von der Vorschau bis zum Kommunikationsauftritt. Wir haben mit drei Grafikagenturen zusammengearbeitet und uns letztlich für eine davon entschieden, die uns eine sehr frische Anmutung präsentiert hat, die stark auf Typografie setzt und mit kräftigen Farben operiert. In welche Richtung gehen die acht neuen Titel inhaltlich? Krebs: Sie sollen heutig, modern und emotional sein und das Lebensgefühl der Jugendlichen widerspiegeln. Unser Spitzentitel im cbt-Programm ist „Betwixt“ von Tara Bray Smith, eine Urban-Fantasy. Die Protagonisten der Geschichte sind drei ältere Jugendliche in einer amerikanischen Großstadt. In diese Großstadtwelt bricht dann das Magische mit großer Kraft ein, das heißt das realistische Setting wird mit einer Fantasyhandlung verknüpft. „Betwixt“ hat eine ganz starke, dunkle Sogwirkung – übrigens etwas, was auch auf das neue Buch von Jenny-Mai Nuyen zutrifft. Von diesem Spitzentitel abgesehen, welches ist ihr Lieblingstitel aus dem neuen Programm? Krebs: Ich freue mich ganz besonders darüber, dass wir Alexa Hennig von Lange als Autorin gewonnen haben. Sie hat jetzt ihre Jugendbuchheimat bei uns, und darüber sind wir sehr glücklich, denn kaum jemand erzählt so authentisch, ehrlich und witzig von den Höhen und Tiefen der Pubertät. Und welches ist Ihr Favorit, Herr Weidenbach? Weidenbach: Den Spitzentitel „Betwixt“ habe ich sehr gerne gelesen. Das ist ein ganz außergewöhnliches Buch, das wir in einer Startauflage von 50.000 Exemplaren auf den Markt bringen. Und Alexa Hennig von Lange im Programm zu haben, war auch mein Traum. Aber es gibt noch einen anderen Autor, auf den ich mich sehr freue: Michael Wallner, bekannt vor allem durch seine bei Luchterhand erschienenen Romane „Zwischen den Gezeiten“ und „April in Paris“ In unserem neuen Programm ist er mit „Die Zeit des Skorpions“, einem unglaublich spannenden „Öko-Thriller“ vertreten. Der Autor ist übrigens von sich aus mit der Romanidee an uns herangetreten. Ist das ein Vorteil einer großen Gruppe wie Random House? Weidenbach: Das ist für mich als Jugendbuchverleger das Faszinierende an einer so vielseitig aufgestellten Verlagsgruppe wie Random House. Man hat einfach die Möglichkeit, sich unter allen Autoren, die für uns schreiben, umzuschauen. Und viele Autoren finden es mittlerweile spannend, auch für ein jugendliches Publikum zu schreiben.