KNV-Geschäftsführer Frank Thurmann

Schmierstoff fürs lahmende E-Book-Geschäft

30. August 2011
von Börsenblatt
Das Stuttgarter Barsortiment KNV führt einen eigenen Buchhandels-Reader ein – auf der Basis eines Geräts von iriver. Warum das Unternehmen ausgerechnet jetzt die Offensive wagt? Und was der Buchhandel davon hat? Antworten von Geschäftsführer Frank Thurmann.
Verfolgt der von KNV angebotene E-Reader von iriver das Ziel, den stationären Buchhandel stärker in das E-Book-Geschäft einzubeziehen?
Thurmann: Ja, und zwar unabhängig von der Größe der Buchhandlung. Ziel ist es, die Kundschaft auch im digitalen Geschäft zu binden. Kunden, die gedruckte Bücher und E-Books kaufen, sollen dem Buchhandel nicht verlorengehen, weil sie zu reinen Online-Plattformen abwandern.

Ist der KNV-Reader eine Eigenentwicklung?
Thurmann: Das Gerät selbst basiert auf einem Modell von iriver, das bereits in anderen Ländern erfolgreich unter anderen durch einen großen Suchmaschinenanbieter vertrieben wird, ist aber eine speziell für den deutschen Markt eingerichtete Version: mit deutschsprachiger Benutzerführung und deutscher Tastatur. Das Readerdisplay zeichnet sich zudem durch die höchste Auflösung aus, die es derzeit bei E-Ink-Readern gibt. Diese High-Definition-Qualität wird gerade von Buchhandelskunden erwartet. Der Online-Shop ist eine Eigenentwicklung.

Haben die Geräte einen individualisierbaren Shop?
Thurmann: Die Kunden können über ein drahtloses Netzwerk direkt auf den KNV-Shop zugreifen. Auf der Startseite kann das Logo der Buchhandlung erscheinen. Wir planen zudem eine individualisierte Version für beteiligte Buchhändler: Hier ist dann der eigene Online-Shop in den Reader integriert. Die erworbenen E-Books können aber auch auf anderen Geräten des Kunden, zum Beispiel auf einem Smartphone oder einem Tablet-PC, gelesen werden.

Mit dem Reader liefern Sie dem Buchhänder natürlich auch die E-Books …
Thurmann: Der Kunde bezieht die E-Books aus dem E-Book-Katalog von KN digital. Der Buchhändler ist am E-Book Kauf seiner E-Reader-Kunden über eine Provision beteiligt, die ihm ein auskömmliches Geschäft garantiert. Für den Buchhändler attraktiv ist aber auch der Verkauf von Zubehör und Accessoires für das Lesegerät.

Auf der IFA stellen Sie den KNV-Reader erstmals öffentlich vor. Wie soll das Gerät in den Handel eingeführt werden?
Thurmann: Mit einer breitangelegten Kampagne unter dem Motto „Lesen leicht gemacht“. Was aber für den Buchhändler entscheidend ist: Wir übernehmen die Investitionen in die E-Book-Plattform und machen ihn zum Multichannel-Händler.

Erwarten Sie, dass sich das lahmende E-Book-Geschäft in Deutschland in diesem Jahr spürbar belebt?
Thurmann: Ein klares Ja! Auch dank unseres Konzepts, das den Buchhandel einbindet. Aber ohne Begeisterung und den strategischen Willen, das E-Book-Geschäft nicht den großen Plattformen zu überlassen, wird es nicht gehen.