Kooperationen

"Für Wasmuth ist es ein Experiment"

18. Januar 2013
von Börsenblatt
Warum eine Buchhandlung bei der Deutschen Bank einzieht: Thomas Emig von Wasmuth über seinen temporären Museumsshop in der Berliner Bankfiliale Q110. Ein Interview.

Vom 22. Januar bis zum 18. Februar gibt Wasmuth mit 1.000 Büchern und Nonbooks ein Gastspiel in der Friedrichstraße 181, in der Vorzeigefiliale der Deutschen Bank. Eine Buchhandlung auf Zeit in Toplage – wie gelingt einem dieses Kunststück? 

Emig: Ganz einfach: Wir sind gefragt worden. Was uns natürlich freut. Q110 ist eine Vorzeigefiliale der Deutschen Bank, die zeigen soll, dass die Bank der Zukunft auch ganz anders aussehen kann –  mit Lounge, Kinderbetreuung und einem so genannten Trendshop, der von immer neuen Partnern mit hochwertigen Produkten bespielt wird. Auch der Moses Verlag oder Koziol waren dort schon zu Gast, zur Weihnachtszeit hat das Londoner Kaufhaus Harrods die Fläche bestückt. Mit uns zieht die erste Buchhandlung dort ein. Die Deutsche Bank ist unsere Hausbank – da gehört es sich schon fast, bei einer solchen Anfrage Ja zu sagen.

Was macht das Gastspiel für Wasmuth attraktiv?

Emig: Zum einen die Lage. Die Filiale liegt an der Ecke Taubenstraße und zählt pro Monat 20.000 Zutritte. Zum anderen haben wir die Chance, die Fläche als prominentes Schaufenster zu nutzen –  an einer Stelle, an der wir sonst nicht präsent sind. Außerdem ist natürlich auch das Thema attraktiv: Wir bieten ein Sortiment zur Berlinale an, rund ums Thema Film und Kino. Da kennen wir uns aus, durch den Museumsshop im Filmmuseum. Anders wäre die Aktion so kurzfristig nicht zu stemmen gewesen.

Wann sind Sie denn gefragt worden?

Emig: Vor zweieinhalb Wochen. Am Dienstag ist Eröffnung. Da wird die Zeit schon knapp.

Zu Ihren Kooperationspartnern gehört, neben der Deutschen Bank, auch Samsung. Wie kommt dieses ungewöhnliche Trio aus Geldinstitut, Buchhandlung und Elektronikkonzern zustande?

Emig: Anlässlich der Filmfestspiele definiert Samsung als offizieller Partner der diesjährigen Berlinale zusammen mit sechs Filmemachern ein neues Filmgenre: den Small Art Film, kurz Smartfilm. Im Q110 stellt Samsung sein Engagement und die unterschiedlichen Projektebenen vor – mit Filmscreenings, Mitmachwettbewerb, Live-Schaltungen zur Berlinale und Produktausstellung.

Sie selbst bieten eine Mischung aus 400 DVDs, 200 Büchern und vielen Geschenkartikeln an. Wo setzen Sie Schwerpunkte?

Emig: Bei den Büchern stellen wir zum Beispiel einen Aktionstisch zum Thema James Bond zusammen. Bei den DVDs gab es den Wunsch der Partner, dass wir auch kleinere Berliner Label ins Sortiment nehmen. Dem kommen wir gern nach. Und die Bandbreite bei den Geschenkartikeln reicht von der Filmklappe bis zum Nosferatu-T-Shirt oder einer Stiftebox mit Audrey Hepburn-Porträt.

Wie viele Mitarbeiter stellen Sie für den temporären Museumsshop ab?

Emig: Keine – das könnten wir auch gar nicht leisten. Mitarbeiter der Deutschen Bank übernehmen den Verkauf im Trendshop. Sie werden von uns vorher geschult. Wasmuth kümmert sich um Auswahl, Einkauf, Dekoration, das Organisatorische im Hintergrund.

Zahlen Sie Miete oder Provision?

Emig: Zu den finanziellen Details möchte ich ungern etwas sagen. Eines aber kann ich Ihnen verraten: Es lohnt sich für alle Seiten, aus ganz verschiedenen Gründen. Für uns ist es ein Experiment, auf das wir sehr gespannt sind. Es heißt ja immer wieder, der Buchhandel soll sich Kooperationspartner suchen. Wenn sich,  wie in diesem Fall, einer auftut, sollte man die Chance also nutzen. Bei Wasmuth schlagen wir damit eine neue Seite auf. Und hoffen, dass sich daraus vielleicht eine Gelegenheit zur Fortsetzung ergibt.