Landesverband Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

Kollegen, hört die Signale!

12. Mai 2011
von Börsenblatt
Debatten über Rabatte: Auf der 21. Hauptversammlung des Landesverbands Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen stand die Konditionengestaltung im Buchhandel im Brennpunkt. Ein mit großer Mehrheit verabschiedeter „Leipziger Appell“ mahnt Sortimenter- und Verleger-Ausschuss, ihr Bemühen um eine Branchenlösung zu intensivieren.

Das Thema, das sich Buchhändler und Verleger auf die Agenda ihrer gemeinsamen, der eigentlichen Hauptversammlung vorausgehenden Fachgruppenversammlung im Leipziger Literaturhaus gesetzt hatten, ist nicht neu, dennoch brennt es den mitteldeutschen Börsenvereins-Mitgliedern seit der letztjährigen Hauptversammlung in Quedlinburg offensichtlich unter den Nägeln: Wie, so wollte eine von Joachim Merzbach moderierte Runde sondieren, gehen Sortiment und Verlag mit dem Dauer-Zankapfel namens "auskömmliche Rabatte" um, was heißt "Auskömmlichkeit" konkret und an welchen Zahlen kann man sie festmachen?

"Leipziger Appell"

Eine zwischen kartellrechtlichen Zwängen und, je nach Sparte und Firmengröße, je unterschiedlichem Leidensdruck feststeckende Debatte, die recht genau die Diskussionslinien auf Bundesverbandsebene widerspiegelte. Gut, mal wieder darüber gesprochen zu haben – wie schon so oft? Als manche Gedanken im Saal schon in Richtung Mittagspause abdrifteten, stellte der LV-Vorstand – Überraschung! - den vorbereiteten Entwurf für einen „Leipziger Appell“ zur Abstimmung, die "dringliche Bitte" an Sortimenter- und Verlegerausschuss des Börsenvereins, die "konstruktiven Gespräche im Bemühen um eine Branchenlösung mit Nachdruck fortzusetzen" (lesen Sie dazu das Interview mit Raimund Müller und Helmut Stadeler).

Wenn es – noch dazu so plötzlich – zum Schwur kommt, wird’s schwierig: Der moderat formulierte Hallo-Wach-Ruf in Richtung Frankfurt heizte die Diskussion noch einmal an; namentlich Verleger vermissten die Berücksichtigung ihrer Interessen, die Frage etwa nach den "angemessenen Leistungen des Buchhandels". In dieser kniffligen Situation war es der Bundesverband in Gestalt von Hauptgeschäftsführer Alexander Skipis, der den hin- und hergerissenen Landesverbändlern diplomatisch vor Augen führte, dass ein Appell von der Basis durchaus einen "gewissen Einigungsdruck" erzeugen könne - wenn er denn in Einigkeit formuliert würde. Was dann, nach ad-hoc-Textergänzung am Laptop, geschah. Mit großer Mehrheit wurde der "Leipziger Appell" verabschiedet.

An Selbstbewusstsein fehlt es den Verlegern und Buchhändlern in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nicht; eine Selbstauflösung des Landesverbands nach NRW-Vorbild ist hier definitiv kein Thema. Gespart werden kann kaum noch was und der Börsenverein, so die durchgängige Meinung, braucht Nachwuchs und Ideen aus den Regionen, seine föderale Struktur – wer mit dem Zentralismus à la DDR leben musste, ist hier wahrscheinlich besonders sensibel.

2010: 39 neue Mitgliedsfirmen

Für den schlank aufgestellten und dennoch effektiv arbeitenden Dreiländerverband war 2010 (mit 18 Veranstaltungen und 525 Teilnehmern) nicht nur das erfolgreichste Fortbildungsjahr seiner Geschichte. Im Rahmen der Aktion "185plus" konnten 39 neue Mitgliedsfirmen gewonnen werden – erstmals ist der seit 2000 anhaltende Mitgliederschwund damit gestoppt. Und auch das vom Landesverbands-Vorsitzenden Helmut Stadeler mantraartig gesungene Hohelied aufs Ehrenamt scheint auf fruchtbaren Boden zu fallen: Bei der durch den Rücktritt von Reinhardt O. Hahn (Projekte Verlag, Halle) notwendig gewordenen Nachwahl kandidierten gleich drei Verleger um den freien Vorstandsposten, darunter mit Johannes Ackner (Buchfunk Hörbuchverlag) und Andre Mannchen (fhl Verlag) zwei Newcomer. Das Rennen machte schließlich Jonas Plöttner, der mit seinem Verlag eben im siebenten Jahr steckt und damit schon als alter Hase durchging.

Mit Rainer Moritz sorgte ein ebensolcher für den kulturell wertvollen wie versöhnlichen Ausklang eines anregenden Tages. Dass die drei prüfungsbesten Lehrlinge, pardon: Auszubildenden des Jahrgangs Moritz’ Buch über die "Schönsten Buchhandlungen Europas" (Gerstenberg) geschenkt bekamen, war ein feiner Zug: Vielleicht sorgen ja gerade sie dafür, dass bald eine neue Traumbuchhandlung irgendwo zwischen Erfurt, Dresden und Magdeburg aufsperrt.