Langenscheidt

Multimedia wird es auch künftig geben

4. Mai 2015
von Börsenblatt
Die Nachricht von der strategischen Neuausrichtung Langenscheidts las sich zunächst wie ein Abschied vom Digitalen. Doch auch künftig wird es ein elektronisches Angebot geben – im Verbund mit Printprodukten und in Kooperation mit externen Dienstleistern.

Als Langenscheidt im März bekanntgab, sich künftig auf Wörterbücher und klassische Verlagsprodukte zu konzentrieren und im Zuge des Umbaus 29 von 90 Stellen abzubauen, war die Sorge groß: Was wird nun aus dem Traditionshaus, das bereits über Jahre einen Verkaufs- und Verschlankungskurs gefahren und schließlich von der Eigentümer-Familie Langenscheidt an die Günther Holding verkauft worden war?

boersenblatt.net hat Ivo Kai Kuhnt, seit Mitte März Alleingeschäftsführer von Langenscheidt, gefragt, welche Auswirkungen die strategische Umorientierung für das Unternehmen hat, und wie das Unternehmen künftig mit seinen Programmsparten umgehen will.

Mit der Fokussierung auf klassische Printprodukte – in erster Linie als die Wörterbücher – sei das Thema Digitales nicht erledigt, so Kuhnt. Im Gegenteil: Langenscheidt habe im Rahmen der Neuausrichtung eine neue Abteilung für digitale Produkte ("Digital Business") geschaffen, in der das umfangreiche App-Angebot, das Online-Wörterbuch sowie die Kooperationen mit externen Dienstleistern (die es auch früher schon gab) zusammengefasst und neue Produktthemen entwickelt würden.

Der Verlag plant auch weiterhin Online-Plattformen und multimediale Sprachkurse nach dem Vorbild des "Premium"-Sprachkurses. "Die digitalen Aktivitäten werden konsequent mit bestehenden Produkten und neuen Angeboten weiterentwickelt", heißt es. Reine digitale Angebote werde man vorzugsweise mit Partnern entwickeln; erste Ergebnisse sollen schon in einigen Woche präsentiert werden.

Den kompletten Sprachkurs "Langenscheidt IQ" bietet Langenscheidt nicht mehr an, einzelne Module wie die IQ Vokabeltrainer-App sind nach wie vor auf dem Markt und dort nach Angaben des Verlags "sehr erfolgreich". Zur Frage, ob die Sprachkurse die wirtschaftlichen Erwartungen erfüllt haben, äußert sich das Unternehmen nicht, betont aber, dass die Sprachkurse als zweitgrößtes Segment nach den Wörterbüchern "weiterhin immens wichtig" seien.

Statt wie noch vor einigen Jahren auf DVD-ROM-Kurse zu setzen, wolle man künftig digitale Ergänzungen (Add-ons) zu den Print-Produkten anbieten, beispielsweise die kostenlose Wörterbuch-App zur Nutzung auf dem Smartphone, die man beim Kauf eines Power-Wörterbuchs von Langenscheidt erhält. "Das kommt besonders bei Schülern sehr gut an."

Neben den Sprachkursen sind es vor allem die Wörterbücher, die weiterentwickelt und modernisiert werden sollen; die Zahl der Novitäten will der Verlag erhöhen. Auch in den anderen Programmsegmenten verzeichne man Erfolge: Bei den unterhaltsamen Sprachbüchern seien zum Beispiel der Jugendwort-Titel "100 Prozent Jugendsprache" oder die Dialekttitel sehr erfolgreich. Auf den wachsenden Markt "Deutsch als Fremdsprache" will Langenscheidt "mit maßgeschneiderten Titeln reagieren". Im Kinderbuchbereich entwickelt sich der fremdsprachliche Teil am besten.

Mittelfristig will Langenscheidt seine Position als "Marktführer im Bereich Sprachen" halten und "auch weiterhin alles dafür tun, dass der Buchhandel 'gelb' bleibt". Dafür biete man den Händlern "tolle Aktionen, gutes Werbematerial und ein breites Programm". Flankiert werde dies durch ein digitales Programm, das konsequent ausgebaut werden soll.

roe