Martin Vogel hat die Verlagswelt durcheinandergewirbelt und mit seiner Klage gegen die VG Wort eine jahrzehntelange Praxis hinfällig werden lassen. Die Ausschüttungen der VG Wort stehen laut BGH nun ausschließlich den Auroren zu. Die sollten sich eigentlich darüber freuen, doch weit gefehlt.
Karen Köhler, selbst Autorin, wandte sich in einem offenen Brief auf "Zeit online" an den Autor wisenschaftlicher Publikationen und steigt direkt mit deutlichen Worten ein: "Lieber Martin Vogel, seit Tagen frage ich mich, ob Sie eigentlich wissen, was Sie da angerichtet haben." Köhler fragt sich - und Vogel - ob er sich tatsächlich über das Urteil freuen könne, "aber eine Schneise der Verwüstung in der deutschen Verlagslandschaft hinterlassen zu haben."
Sie erklärt die weitreichenden Konsequenzen, die Vogels Klage auch für die Autoren belletristischer Werke haben wird: Köhler fürchtet durch die finanziellen Einschränkungen vor allem um die Diversität belletristischer Verlage: "Der Verleger Jörg Sundermeier selbst hat bereits erklärt, dass sich die Einbußen solcher Beträge auf sein Programm auswirken werden." So würden künftig wohl weniger Bücher gedruckt, von denen man im Vorfeld nicht erwarten könne, dass sie sich rentieren.
Dass uns Urhebern jetzt auch noch die Kollegen in den Rücken fallen und in dieses unendliche Die-deutsche-Verlagswelt-ist-vom-Untergang-bedroht-Geheule einstimmen. Dabei sind die Verlage doch schon an der vorvorletzten Mehrwertsteuerhöhung zugrunde gegangen oder an der KSK-Abgabe, an den Spritkosten, an der EEG-Umlage, an der Rundfunkgebühr, am Rotwein für den Herrn Verleger — ach nee, der ist ja verdient.
Beim Wissenschaftsverlag sieht es sicher anders aus. Aber mit einer einfachen gute Urheber, böse Verwerter Dichotomie ist es sicher nicht getan.