Literaturhaus München

Reinhard G. Wittmann verabschiedet

4. Juli 2016
von Nicola Bardola
Unter Erasmus von Rotterdams Motto "Der Umgang mit Büchern bringt Leute um den Verstand" hat am 1. Juli die Stiftung Literaturhaus mit einem abendlichen Sommerfest den langjährigen Literaturhaus-Leiter Reinhard G. Wittmann verabschiedet und seine Nachfolgerin Tanja Graf begrüßt.

"Hier sind nur Menschen im Raum, die den Umgang mit Büchern intensiv gewohnt sind - alle sind also hier um den Verstand gebracht", eröffnete Hans-Peter Übleis, der Vorsitzende der Stiftung Buch-, Medien- und Literaturhaus München, den großen Reigen der Redner.  "Nachdem sich die gesamte literarische Münchner Welt versammelt hat, verbietet es sich zu sagen, das sei die Vollversammlung der Münchner Irren." 

Die neueste Religion, an die er glaube, heiße Literatur, führte Schriftsteller Martin Walser aus: "Die Gotteshäuser meines neuen Bekenntnisses heißen Literaturhäuser." Die Leiter solcher Literaturkirchen dürften so verschieden sein, wie die Städte, denen sie gehörten", meinte Walser, "ich kann nur sagen, dass Herr Wittmann Erwartungen erfüllt, die man nicht zu haben wagte." Walser gestand, "ich kann abends immer noch nicht ohne das so genannte Lampenfieber auftreten. Herr Wittmann hat darauf nie reagiert mit Sätzen aus dem Katechismus der Beruhigungsroutine. Aber er hat immer gewirkt, eben nicht durch therapeutisches Gelaber, sondern durch seinen Gesichtsausdruck und das heißt bei ihm, durch seinen Blick, durch seine Augen, die ein bisschen größer sind als nötig.“ Walsers Laudatio war so inspirierend, dass Reinhard Wittmann anschließend um das Manuskript bat. Es dürfte eines der besonderen Erinnerungsstücke an seine Laufbahn sein.