Nicht oft gibt es ein so glückliches Zusammentreffen, zumal bei einem so speziellen Thema: Anfang März wurde Richard O'Barrys und Louie Psihoyos' Film "Die Bucht" mit dem Oscar ausgezeichnet, und im Februar hatte der Bielefelder Verlag Delius-Klasing das gleichnamige Buch über den skandalösen Handel mit Delfinen ausgeliefert. Seit Anfang März ist "Die Bucht" auch auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Der Schweizer Autor Hans Peter Roth schrieb "Die Bucht" zusammen mit dem ehemaligen "Flipper"-Trainer O'Barry, nachdem er ihn bei den Dreharbeiten begleitet hatte. "Wir spüren deutlich, dass mit der Preisverleihung der Verkauf des Buches anzog, obwohl ein Dokumentarfilm nicht so hohe Besucherzahlen hat und ,Die Bucht' Ende des vergangenen Jahres nicht lange im Kino lief", sagt Nadja Kneissler, Verlagsleiterin von Delius-Klasing. Die Hälfte der Auflage von 8000 Exemplaren sei bereits ausgeliefert.
Als die Nominierung des Films für den Oscar bekannt wurde, hielt sich der Verlag bewusst mit Marketingaktionen zurück. Erst mit der Oscar-Verleihung legte er nach, mit Aufklebern, einer Presseaussendung und einer Anzeigenkampagne für die Fachpresse. Natürlich wurde die Nachricht auch prominent auf der Website platziert.
Neue Sachbuchreihe
Rechnen konnte man mit dieser Entwicklung nicht, als Hans Peter Roth im vergangenen Jahr sein Exposé dem Verlag anbot. Dort wurde es kontrovers diskutiert, denn ins Segment des Verlags, der neben dem Wassersport auf Automobil-Themen und Radsport spezialisiert ist, passt es erst auf den zweiten Blick. "Wir starten damit eine neue Sachbuchreihe, die wir mit Büchern über die Entführung der ,Hansa Stavanger' und über Piraten fortsetzen", sagt Kneissler. Zwei Titel pro Programm sollen es werden, und die ersten Reaktionen der Branche darauf seien gut. "Wasseraffine Themen passen zu uns", ist Kneissler überzeugt.
Für "Die Bucht" gaben schließlich die fundierten Hintergründe und die Preview des Films im August 2009 den Ausschlag. Da war bereits klar, dass das Buch inhaltlich über den Film hinausreichen und auch schon von den Erfolgen berichten würde, die mit den Bildern des Films bei internationalen Organisationen erzielt werden konnten. "Das Buch hat außerdem den Vorteil, dass die Hemmschwelle niedriger liegt, weil man die Rezeption besser steuern kann, während es schwierig ist, den manchmal grausamen Bildern des Films zu entfliehen." Ein Teil des Verkaufspreises geht übrigens als Spende an den Delfinschutz, und als Trägerfigur wurde der Schauspieler und Tierschützer Hannes Jaenicke um ein Vorwort gebeten, da hierzulande O'Barry weniger bekannt ist.
"Schon die Nominierung fanden wir toll, und in der Oscar-Nacht haben wir alle mitgefiebert", erzählt Kneissler. Aber nicht nur da durften die Sektkorken knallen. Weil Kneissler die gute Nachricht im Urlaub erreichte, wurde bei ihrer Rückkehr gleich noch einmal auf den Erfolg angestoßen.
Roth, Hans P / O'Barry, Richard, Die Bucht. Flippers grausames Erbe, Delius Klasing, ISBN 978-3-7688-3128-4, ca. 240 S., 19, 90 Euro
