Marktbilanz 2015

Bildungsmedienbranche setzt 550 Millionen Euro um

11. Februar 2016
von Börsenblatt
Die deutschen Bildungsmedienhersteller haben 2015 einen geschätzten Umsatz von 550 Millionen Euro erzielt, wie der Verband Bildungsmedien mitteilt. Mehr als 8.000 Titel für die allgemeinbildende Schule, die berufliche Bildung und Erwachsenenbildung seien auf den Markt gebracht worden.

Die in diesem Jahr veröffentlichten Zahlen sind nicht mit denen des Jahres 2014 vergleichbar (damals wurden 419 Millionen Euro kommuniziert) , weil der Verband nach eigenen Angaben die Erfassungsgrundlage verändert hat. Für 2015 seien erstmals Materialien für den Nachmittagsmarkt und das individuelle Lernen sowie staatlich zu gewährende Anschaffungsrabatte einheitlich berücksichtigt worden, so der Verband.

"2015 war ein Jahr, in dem der Wandel schulischer Bildungskonzepte sehr deutlich geworden ist", sagte Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verbands Bildungsmedien, anlässlich der Pressekonferenz zur Didacta in Köln. Der Wirtschaftsverband vertritt die Interessen der rund 75 Bildungsmedienhersteller in Deutschland.

Durch die Aufnahme der großen Zahl von Flüchtlingen in Deutschland komme der schulischen Integration und sprachlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sowie dem Spracherwerb von Erwachsenen eine hohe Bedeutung zu. "Die Bildungsmedienverlage entwickeln dafür dringend benötigte, spezifische Unterrichts- und Lernmaterialien, die die verschiedenen Lernvoraussetzungen und Wissensstände aufgreifen und berücksichtigen", so Diepgrond.

Dieses gelte im Besonderen für die Bereiche Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ), so der Verband. In der Erwachsenenbildung sei die Nachfrage hier um rund 30 Prozent gestiegen. Auch in der frühen Bildung, den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen sei 2015 ein spürbarer Bedarf entstanden. Weit über 1.000 Titel habe die Branche für die Sprachförderung in den so genannten Übergangs- oder Willkommensklassen im Angebot.

Insgesamt erzielten die im Verband Bildungsmedien vertretenen Bildungsmedienhersteller 2015 einen geschätzten Brutto-Umsatz von 550 Millionen Euro. Davon entfielen rund 70 Prozent auf die allgemein bildende Schule, 15 Prozent auf die Erwachsenenbildung im Bereich Sprachen und IT, 10 Prozent auf die berufliche Bildung in Schule und Ausbildungsbetrieb sowie 5 Prozent auf die frühe Bildung.

Zur Produktpalette gehört auch eine stetig wachsende Anzahl digitaler Angebote. Die Nachfrage nach digitalen Medien ist jedoch nach wie vor sehr gering; zum Branchenumsatz tragen digitale Bildungsmedien kaum bei. Die Gründe dafür liegen in der vielfach unzureichenden Finanzierung technischer Infrastruktur, zu geringen Bildungsmedien-Budgets und fehlender Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte.

Dennoch baut die Branche ihr Angebot „Digitale Schulbücher“ weiter aus. Auf der didacta 2016 können die Messebesucher den neuen "BILDUNGSLOGIN" testen. Mit einem zentralen Login stehen dann digitale Schulbücher, Online-Anwendungen und angereichertes Unterrichtsmaterial verschiedener Verlage zur Verfügung. „Digitale Schulbücher“ hat über 100.000 Nutzer, mehr als 3.000 Titel sind verfügbar.

Heftig kritisiert wird von den Schulverlegern der Entwurf für ein neues Urhebervertragsrecht. „Das ist ein untauglicher Vorschlag“, so Diepgrond: „Besonders das Rückrufrecht nach fünf Jahren, das in das freie Ermessen der Autoren gestellt werden soll, ignoriert in eklatanter Weise die Abhängigkeiten und wirtschaftlichen Realitäten der Erstellung von Bildungsmedien. Es ist für uns nicht akzeptabel.“