Mitgliederversammlung LV Baden-Württemberg

LV Baden-Württemberg bleibt eigenständig

30. Mai 2011
von Börsenblatt
Nach einer langen und hitzigen Debatte haben sich die Mitglieder des Landesverbands Baden-Württemberg am Samstag Nachmittag gegen eine Fusion mit dem Börsenverein und für die Eigenständigkeit des Landesverbands ausgesprochen.

Die fast vier Stunden dauernde Mitgliederversammlung, die bei KNV in Stuttgart stattfand, hatte über zwei Anträge zu entscheiden: Der Landesverband bleibt eigenständig und senkt die Mitgliedsbeiträge um zehn Prozent, lautete der Antrag des Vorstands unter Vorsitz von Konrad Wittwer (Buchhandlung Wittwer, Stuttgart). Die Annahmen für diesen Antrag: Auch in Baden-Württemberg werden Mitgliederzahlen und Beitragsaufkommen rückläufig sein. Der Vorstand rechne daher mit einem Rückgang des Beitragsvolumens um 15 Prozent innerhalb der nächsten fünf Jahre. Vorstand und Geschäftsstelle würden auch 2011 weitere interne Umstrukturierungs- und Sparmaßnahmen durchführen, die bei Wegfall nicht unbedingt notwendiger Aufgaben eine günstigere Kostenstruktur ergeben würden. Die vorgesehenen Maßnahmen würden es erlauben, die Beiträge der Mitglieder ab dem 1. Januar 2012 um zehn Prozent (60.000 Euro) zu senken. Bis Mitte 2016 beziehungsweise 2017 schieden zudem weitere Mitarbeiter altersbedingt aus. Durch weitere Umstrukturierungen könnten nochmals 70.000 Euro gespart werden, die ebenfalls zur Beitragsreduzierung ab dem 1. Januar 2018 genutzt werden sollten.

Der zweite, der von Hermann-Arndt Riethmüller (Osiandersche Buchhandlung, Tübingen) eingebracht worden war, sah unter anderem vor, dass „die Hauptversammlung eine Fusion des Landesverbands mit dem Börsenverein empfiehlt" und den Vorstand beauftragt, Einzelheiten einer Fusion mit dem Börsenverein abzuklären.

Die zwei Anträge waren Ergebnis der Arbeit einer im vergangenen Jahr einberufenen Strukturkommission, die sich jedoch auf Grund unterschiedlicher Auffassungen nicht auf einen gemeinsamen Antrag einigen konnte.

Bei den Buchhändlern und Verlegern war das Interesse an der Mitgliederversammlung so groß wie selten, 85 waren persönlich anwesend – im Gepäck hatten sie 125 Stimmvertretungen. Die Abstimmung über die beiden Anträge brachte letztlich folgendes Ergebnis:

Antrag 1, Verband bleibt selbständig: 127 Ja-Stimmen, 34 Gegenstimmen und 60 Enthaltungen.

Antrag 2, Fusion mit dem Börsenverein: 97 Ja-Stimmen, 119 Gegenstimmen und 2 Enthaltungen.

Der Abstimmung vorausgegangen war eine sehr emotionale Debatte, die die Gemüter teilweise stark erhitzte. Nicht zuletzt deswegen, weil kurz vor der Abstimmung bekannt gegeben wurde, dass für die Punkte 2 und 3 des Riethmüller-Antrags, der durch die Fusionsbemühungen faktisch eine Auflösung des Verbands bedeuten würde, eine Dreiviertel-Mehrheit notwendig und keine Stimmvertretung möglich sei. Dies quittierten die Mitglieder mit großem Unmut, so dass der Vorstand beschloss, nur über Satz 1 des Antrags zu entscheiden – mit dem oben angeführten Ergebnis.

Fusionsbefürworter und Fusionsgegner lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch. „Wir könnten in Zukunft viel Geld sparen, wenn wir die Doppelstruktur abschaffen", argumentierte Hermann-Arndt Riethmüller. Susanne Martin von der Schillerbuchhandlung in Stuttgart wünschte sich mehr Details für die Szenarien: „Ich bin nicht bereit, gegen den Landesverband zu stimmen, wenn ich nicht weiß, was mich genau bei einer Fusion erwartet."

Tankret Scheer von der Bücherstube in Rielasingen vertrat die Auffassung, „dass größere Strukturen im Trend liegen und vielerorts das Heil in Fusion gesucht wird", was aber nicht immer zu besseren Ergebnissen führte. Mehrere Mitglieder, wie Verlagsgründerin Angelika Link, betonten, wie sehr ihnen die direkte Beratung des Landesverbands bislang geholfen hat. Ravensburger-Geschäftsführer Johannes Hauenstein sprach sich grundsätzlich für eine Struktur aus, „die Leistungsfähigkeit in der Region ermöglicht", wenngleich sein Haus selbst eine Vertretung auf anderer Ebene, etwa in Brüssel, vielmehr in Anspruch nehmen würde.

„Es gibt keine Gewinner dieses Nachmittags", lautete am Ende das Fazit zahlreicher Teilnehmer. Auch Konrad Wittwer dürfte das so gesehen haben: „Das Ergebnis ist nicht so eindeutig, sondern wir haben ein relativ nah beieinander liegendes Resultat." Er versprach den Mitgliedern: „Bis zur nächsten Hauptversammlung 2012 werden wir die Struktur ausarbeiten und die materielle Ausstattung sowie die geistigen Vorstellungen des Verbands präsentieren."

Nachdem mit dem LV Baden-Württemberg nun der letzte Landesverband getagt hat, bleibt es vorerst dabei: Nur der LV NRW plant eine Fusion mit dem Börsenverein.