Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens

Countdown bei LesensArt?

7. Oktober 2015
von Börsenblatt
Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens am 1. Oktober scheint eine Fortführung von LesensArt nach Ansicht des Gesamtbetriebsrats über den Jahreswechsel hinaus fraglich. Gegenwärtig sind noch 38 Filialen geöffnet, teilt Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath heute gegenüber boersenblatt.net mit. Für den Oktober kündigt er neun weitere Schließungen an.

"Es sieht nicht danach aus, dass LesensArt gerettet werden kann", meint Christoph Frink, Sprecher des Gesamtbetriebsrats gegenüber boersenblatt.net. Nach seinem Kenntnisstand sind bislang keine potenziellen Käufer oder Investoren aufgetreten. Stattdessen befürchtet Frink, dass bis Dezember alle verbliebenen Läden geschlossen werden.

"Gegenwärtig sind noch 38 Filialen geöffnet", erklärt Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath heute auf Anfrage von boersenblatt.net, "von denen weitere neun Filialen im Laufe des Monats Oktober 2015 geschlossen werden. Der Geschäftsbetrieb in den verbleibenden Filialen wird im Oktober 2015 fortgesetzt werden." Damit bleiben am Monatsende noch 29 Filialen übrig (von anfangs 67).

Dem Betriebsrat liegt laut Frink folgende Liste mit neun angekündigten Schließungen für den Oktober vor:

Gummersbach (1.10.), Brandenburg (5.10.), Halle-Neustadt (7.10.), Cuxhaven (9.10.), Bocholt (12.10.), Hofheim am Taunus (13.10.), Leipzig (15.10.), Coesfeld (20.10.) und Gießen (22.10.).

Bleibt zu fragen, ob Zerrath die ersten beiden bereits abgezogen hatte, um auf derzeit 38 geöffnete Filialen zu kommen. Dann kämen noch zwei weitere Schließungen im Oktober hinzu. Die Untervermietung und die damit erforderliche Räumung der Läden, die in der Regel auf Initiative des Hauptmieters Weltbild zurückgehe, so Frink, würde mittlerweile zumindest rechtzeitig vorab angekündigt (das habe Zerrath mit Weltbild vereinbart) – und nicht mehr wie oftmals in den vergangenen Monaten von einem Tag auf den anderen. Ansonsten sind die Vorab-Infos offenbar weiter recht dürftig, wie etwa eine Mitarbeiterin der Filiale in Gießen bestätigt.

Zur Lage der Mitarbeiter sagt Zerrath jetzt in seiner Stellungnahme: "Die Fortführung des Filialgeschäfts der noch geöffneten Standorte bedingt die Fortbeschäftigung der dortigen Mitarbeiter. Die hierdurch entstehenden Lohnansprüche werden aus der vorhandenen Insolvenzmasse zum Ausgleich gebracht werden. Mitarbeiter von Standorten, welche bereits der Schließung zugeführt wurden, sind von ihrer Arbeitsleistung freigestellt. Die Freistellungen werden auch nicht revidiert werden, da hier oftmals bereits aus geografischen Gründen keine anderweitige Beschäftigungsmöglichkeit der freigestellten Mitarbeiter im Unternehmen möglich ist."

Auf rund 250 Mitarbeiter (inklusive der Freigestellten) schätzt Betriebsrat Christoph Frink die aktuelle Belegschaft. In den kommenden Wochen rechnet er allerdings mit Kündigungen seitens des Insolvenzverwalters. Verhandlungen über eine Transfergesellschaft und einen Sozialplan habe man kürzlich mit Zerrath vereinbart, Details seien dabei noch nicht festgelegt worden. Möglichst nächste Woche soll ein Treffen stattfinden. Das Ergebnis hänge auch vom Umfang der Insolvenzmasse ab, erläutert Frink. Genaue Informationen zum Schuldenstand hat der Betriebsrat nicht. Frink vermutet jedoch, dass zumindest die Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten minimal sind, da in den letzten Monaten nur gegen Vorkasse geliefert worden sei. Und die Waren der geräumten Filialen würde auf die verbleibenden verteilt werden, so Frink.

Zum Wareneinkauf erklärt Zerrath: "Die Fortführung des Geschäftsbetriebs bedingt, dass der Wareneinkauf − wie bereits im Rahmen des Insolvenzeröffnungsverfahrens praktiziert − über die bisherigen Lieferanten der Insolvenzschuldnerin fortgesetzt wird." Zu einer Strategie zur Zukunft und möglicherweisen Sicherung der verbleibenden LesensArt-Läden wollte Zerrath nichts verraten.