Nachruf auf Georg Rieppel

"Offen, warmherzig und sokratisch"

3. September 2015
von Börsenblatt
Am 1. September ist Georg Rieppel, bis vor kurzem noch Vertriebs- und Marketingleiter bei Klett-Cotta, nach schwerer Krankheit gestorben. Ulrich Deurer von VVM Vertriebsdienstleistungen für unabhängige Verlage erinnert sich an seinen Kollegen.

"Es muss 1995 oder 1996 gewesen sein, als ich Georg Rieppel zum ersten Mal traf. Immer noch sehr frisch im Verlagsgeschäft, war mir die Ehre zuteil geworden, in eine sehr illustre Vertriebsrunde aufgenommen zu werden, in der neben Georg selbst auch Felicitas Feilhauer, Claudia Baumhöver, Reinhold Joppich, Stefan Fritsch und Veit Heinichen Mitglieder waren. Nun stand also das erste Treffen für mich an und meine Aufregung war für alle förmlich greifbar. Georg Rieppel war es, der mich beiseite nahm, mir erklärte, auch "hier wird nur mit Wasser gekocht" und mir auf seine ruhige und überzeugende Art fast jede Nervosität nahm.

Er ist in den ganzen Jahren danach eine Art väterlicher Berater aus der Ferne für mich geblieben. Ich wage es nicht, das Wort Freundschaft für uns zu strapazieren. Aber Georg Rieppel war für mich da, wann immer ich seinen Rat, seine Kritik und auch seinen Trost gebraucht habe. Sein Rat war immer kompetent, offen und ehrlich, seine Kritik sehr begründet und traf immer den Kern, sein Trost warmherzig und sehr wirksam, weil er auch mit der Schilderung eigener Misserfolge nie hinter dem Berg hielt - eine Seltenheit in unserer Branche. Gespräche mit ihm hatten für mich häufig etwas Sokratisches, so dass wir auseinander gingen und ich das Gefühl hatte, selbst auf Lösungen und Ideen gekommen zu sein. Ich habe immer von Georg gelernt.

Trafen wir uns nach längerer Zeit wieder, stellte sich schnell das Gefühl von Vertrautheit wieder ein, als habe man sich erst kürzlich gesehen. So auch beim Abschiedsfest für Reinhold Joppich in Köln. Dort habe ich Georg das letzte Mal gesehen. Er war bester Laune und ihm ging es ganz offensichtlich wieder richtig gut. Es hat nicht sein sollen. Mir bleibt das Gefühl des Zurückgebliebenen, dass man einen wundervollen Menschen zu selten getroffen, zu selten gesprochen, ihm zu wenig zurückgegeben hat. Mach's gut, mein lieber Georg. Deine Freunde, Kolleginnen und Kollegen werden Dich sehr vermissen!"