Nachwuchsparlament

Schölzel und Nicklaus als neue Doppelspitze

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Das Nachwuchsparlament hat heute in Berlin zwei neue Nachwuchssprecherinnen gewählt: Catharina Schölzel (24), die ihre Ausbildung bei Thalia fast beendet hat und in zwei Wochen übernommen wird, sowie Ramona Nicklaus (20), die bei Ullstein eine Ausbildung als Medienkauffrau Digital- und Print macht. Am Mittwoch wurden die innovativsten Ideen des Nachwuchsparlaments vorgestellt.

Der Branchennachwuchs sprach hinter geschlossenen Türen vor allem über das Thema Ausbildung und Bezahlung und beklagte fehlende Partizipationsmöglichkeiten. Vor allem die Unsicherheit einer Übernahme nach erfolgter Ausbildung bereitet den Nachwuchskräften Bauchschmerzen. Zum siebten Mal wurde das Nachwuchsparlament durchgeführt - zum vierten Mal wurden dabei ehrenamtliche Nachwuchssprecher gewählt. Bildungsdirektorin Monika Kolb dankte den scheidenden Nachwuchssprecherinnen Lisa Maria Keil und Jana Zawadzki für ihr Engagement. Einen Dank gab es vom alten Sprecherinnenduo an Alexander Skipis, der dem Nachwuchsparlament am Donnerstag beigewohnt und dort einen Workshop in Aussicht gestellt hatte zum Thema Freiheit des Wortes.

Als Empfehlung an die Hauptversammlung wurden von der neuen Doppelspitze folgende Punkte herangetragen:

  • eine spezielle Mitgliedschaft für den Nachwuchs einführen. Dies würde eine Änderung der Börsenvereinsstatuten fordern - denn im Verband können bislang nur Unternehmen Mitglied sein.
  • das Patenmodell ausweiten und weiter bekannt machen, zum Beispiel als umfassendes Mentoringprogramm für Nachwuchskräfte
  • klare, bessere Rahmenbedingungen für Ausbildungen, Volontariate und Praktika der Buchbranche
  • Auch nach der Ausbildung sollen deutlicher Berufs- und Weiterbildungsperspektiven aufgezeigt werden
  • Rückmeldungen vom Vorstand - wie mit den Empfehlungen umgegangen wurde

Ohne Gegenstimme wurde der letzte Antrag des Tages angenommen, nämlich dass der Vorstand prüfen soll, ob und wiefern die Arbeit des Nachwuchsparlaments in die Satzung des Verbands aufgenommen werden kann. Die neuen Sprecherinnen traten mit dem Wunsch an die Hauptversammlung heran, die Arbeit des Nachwuchsgremiums auch im nächsten Jahr zu ermöglichen. Vorsteher Heinrich Riethmüller begrüßte diese Ansage und rief die Mitgliedsunternehmen auf, die Arbeit des Nachwuchsparlaments auch künftig durch Sponsoring aktiv zu unterstützen. Bereits im letzten Jahr waren die Nachwuchssprecherinnen auf das Thema Gehalt zu sprechen gekommen.  In diesem Jahr hatte das Gremium eine allgemeinere Formulierung im Gepäck, die aber deutlich war: "Wir pochen darauf, dass es Klärungsbedarf zu den Rahmenbedingungen von Ausbildungen, Volontariaten und Praktika gibt. Wir wünschen uns Verbesserungen". so Schölzel.

Das Nachwuchsparlament kam außerdem zu verschiedenen Workshops zusammen:

AG Marketing
Warum sollten sich junge Menschen für die Buchbranche entscheiden? Die AG verfügt über ein Budget - und soll gemeinsam mit einer Agentur eine Kampagne erstellen, die spartenübergreifend für die Branche wirbt: "Die Buchbranche ist innovativ, interessant für Menschen, die an Digitalisierung und Medien interessiert sind."

AG Digital
Diese AG bestand aus verschiedenen Gruppen. Wie können sich Selfpublisher in Verbänden organisieren? war ebenso ein Thema wie die Bündelung von Know-how und eine Interessengemeinschaft.  Beim Thema Event-Marketing für Selfpublisher entstand die Idee zu einer Eventplattform, die auch den Buchhandel einbezieht, etwa wenn eine Buchhandlung ein Koch-Event starten will. Partner können sich einbringen und sollen die Veranstaltungen sponsern.

AG E-Book
Hier entsteht ein E-Book mit zehn von 40 eingereichten Essays zum Thema E-Book. Dazu wurden auch Stimmen von Persönlichkeiten aus der Branche gesammelt. Die AG wurde nicht fertig mit ihrer Arbeit - und will ihr Projekt weiter fortführen, inklusive Marketingkampagne. Das E-Book-Projekt soll bis nächstes Jahr abgeschlossen werden.

AG Social Media
Thema der AG war Autorenmarketing via Social Media für verschiedene konkrete Buchprojekte.

Best of Nachwuchsparlament
Am gestrigen Donnerstag wurde auf einer der Buchtage-Sessions unter dem Titel "Best of Nachwuchsparlament" die innovativsten Ideen aus den Bewerbungspräsentationen vorgestellt.

Virales Marketing
Christine Krause (28), Volontärin beim Gmeiner Verlag, will die Verlagswelt mit der Autorenwelt vernetzen: „Im Idealfall ist das ein Kreislauf, wo beide Seiten sich gegenseitig befruchten, wo eine Idee eine andere nach sich zieht.“ Ihr geht es darum, vom Verlag aus Anreize zu schaffen, um Nachrichten zu Büchern zu teilen. Social Reading sei eine Möglichkeit, auf lovelybooks könne etwa der Verlag den Link zum Autor teilen, so Krause. Entscheidend sei die persönliche Ansprache an den Leser: „Wenn Autoren schreiben, dürfen sie sich nicht verstellen, sie müssen authentisch bleiben. Social Media ist eine Kommunikations- und keine Werbeplattform.“ Krause empfahl, keine negativen Kommentare zu löschen, damit man mit dem Leser in Kommunikation bleiben könne. Sie warnte auch davor zu präsent im Netz zu sein: „Wer permanent Selfies schickt, nervt.“

Selfpublisher meets Buchhändler – eine Plattform
Finanzierung mittels Gebühr Wie können Bücher von Selfpublishern in Barsortimentskatalogen auftauchen, wie können sie in die Buchläden gelangen? Eine Antwort auf diese Frage gab Stefanie Spiesecke von der Mayerschen Buchhandlung in Siegen: eine eigene Homepage, auf der Selfpublisher zeigen können: Das sind wir, das sind unsere Bücher. „Es gibt ganz gute Titel von Selfpublishern“, urteilte Spiesecke, entscheidend für eine solche Seite sei aber ein bestimmter Qualitätsstandard. Sie sieht zwei entgegengesetzte Trends: Der Titelvielfalt von Selfpublishern und kleinen Verlagen steht die Beschränkung im Handel auf wenige Titel entgegen.                

Unterhaltungsliteratur hat ihre Daseinsberechtigung
Das war das Thema des Essays, den Johanna Grab vorstellte. Sie beginnt ihr Volontariat am 1. Juli bei Ullstein. Früher sei sie in puncto U- und E-Literatur „sehr idealistisch“ eingestellt gewesen: „Ich habe gedacht, hohe Literatur muss doch einen besonderen Wert haben“. Dann begann Grab ihre Buchhändlerlehre: „Während der Ausbildung hat sich meine Einstellung gewandelt. Davor dachte ich auch, dass es sich gar nicht lohnt, E-Books zu lesen - ich habe die Inhalte so sehr mit dem Medium verknüpft, dass ich Bücher nur in gedruckter Form toll fand, habe Bücher wegen ihrer Ausstattung gesammelt.“ Jetzt differenziert sie: „Es kommt auf die Inhalte an. Und auch bei den Inhalten finde ich inzwischen, dass es völlig ok ist, Bücher einfach nur zur Entspannung, zum Abschalten, zum Weiterträumen zu lesen. Unterhaltungsliteratur hat ihre Daseinsberechtigung. Das ist genauso legitim wie die ‚Erbauung‘ durch Texte.“

Nachwuchsmarketing für die Buchbranche
Cleo Ciba, die an der LMU in München den Masterstudiengang Buchwissenschaft Verlagspraxis belegt hat, filterte erfolgversprechenden Eigenschaften in puncto Marketing heraus:

  • Schatzsucher sein
  • Wegbegleiter sein
  • Fan sein - das ist die Grundlage überhaupt, man muss bei Büchern enthusiastisch sein
  • Kuppler sein, also dem passenden Kunde das passende Original vermitteln
  • Bote sein