Offener Brief des Deutschen PEN an österreichische Minister

Ägyptischer Dichter soll einreisen dürfen

17. November 2015
von Börsenblatt
Das PEN-Zentrum Deutschland protestiert in einem Offenen Brief dagegen, dass die österreichische Botschaft in Kairo dem ägyptischen Dichter Omar Hazek die Einreise in den Schengen-Raum verwehrt hat. Das Schreiben ist an den österreichischen Europaminister Sebastin Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gerichtet − diese werden aufgefordert, die Entscheidung zu revidieren.

Das PEN-Zentrum Deutschland zeigt sich in dem Offenen Brief, der vom Präsidenten Josef Haslinger unterzeichnet ist, "fassungslos darüber", dass die österreichische Botschaft in Kairo Omar Hazek die Einreise verwehrte. "Dem Vernehmen nach soll das österreichische Innenministerium an dieser Entscheidung nicht unbeteiligt sein", so der Vorwurf im Brief, der als Pressemitteilung verschickt wurde.

Omar Hazek, dessen Gedichte auch in englischer und deutscher Übersetzung publiziert wurden, sei am 4. Dezember 2013 vor dem Gerichtsgebäude in Alexandria verhaftet worden, weil er dort an einer Solidaritätsveranstaltung für die Familie des in Polizeigewahrsam zu Tode geprügelten Bloggers Khalid Said teilgenommen hatte. Er wurde wegen Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt − dagegen habe es einen internationalen Proteststurm gegeben. Die Proteste waren vergeblich gewesen, so das PEN-Zentrum, Omar Hazek musste sein Strafe abbüßen. Vor zwei Monaten kam er aus dem Gefängnis frei.

Der österreichische PEN Club, dessen Ehrenmitglied Omar Hazek ist, habe eine Auswahl seiner Texte im Löcker Verlag publiziert. Dieses Buch sollte vergangene Woche im Zuge einer Lesereise durch Österreich in Wien, Graz und Fresach vorgestellt werden. Das deutsche PEN-Zentrum hab Hazek darüber hinaus eingeladen, das Buch am 20. November im Dresdner Literaturhaus Villa Augustin vorzustellen und mit dem PEN-Ehrenmitglied Abdelwahhab Azzawi aus Damaskus ein Gespräch über die Situation von Schriftstellern im arabischen Raum zu führen.

"Nun müssen wir mit Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass die österreichischen Behörden dem Dichter, für den sich so viele kulturelle und humanitäre Institutionen in der ganzen freien Welt eingesetzt haben, nicht die Einreise in den Schengen-Raum gewähren wollen", protestiert Josef Haslinger im Offenen Brief. "Anstatt, wie es einem an humanitären Grundsätzen orientierten Kulturstaat anstehen würde, einem verfolgten Dichter von internationaler Reputation von sich aus die Hand zu reichen, beginnen Sie in Ihrem Abwehrfuror nun auch noch den internationalen Kulturaustausch zu behindern."

"Wir bitten Sie dringend, diese Fehlentscheidung zu revidieren", lautet die abschließende Forderung des PEN-Zentrum an die beiden österreichsichen Bundesminister. Damit Hazek sein im österreichischen Löcker-Verlag erschienenes Buch "In der Liebe des Lebens. Kassiber aus der Haft" dem österreichischen und deutschen Literaturpublikum doch noch vorstellen kann.

Auch der österreichische PEN Club hat auf seiner Website eine "Stellungnahme zur Verweigerung eines Besuchsvisums an Omar Hazek" veröffentlicht.