Online-Buchhandel

Thorsten Wufka, Leiter des ZVAB Mitgliederservice, im Gespräch

27. Februar 2008
von Börsenblatt
Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher (ZVAB) ist deutscher Marktführer im Bereich Online-Antiquariatshandel. Wir haben die Ankündigung eines neuen Anbieter-Preismodells zum Anlass für ein Interview mit Thorsten Wufka genommen.
Thorsten Wufka (geb. 1975) leitet seit einigen Monaten den ZVAB Mitgliederservice und gehört auch der Geschäftsleitung des ZVAB an. Das ZVAB hat kürzlich ein neues Preismodell für die Anbieter bekannt gegeben, das am 1. März in Kraft tritt. Welche Details halten Sie für zentral? Thorsten Wufka: Eine Preiserhöhung wird vom Betroffenen nie mit Gegenliebe aufgenommen, das ist nur natürlich. Daher ist es uns ein wichtiges Anliegen, im Sinne unserer Mitglieder die Gebühren trotz Inflation und anderer Unwägbarkeiten stabil zu halten. Seit fünf Jahren blieben daher die Preise gleich und auch für die nächsten drei Jahre wird keine weitere Erhöhung durchgeführt. Außerdem haben wir die neue Gebührenordnung so gestaltet, dass wir auf Wünsche und Anregungen unserer Kunden eingegangen sind: Zentrale Elemente der neuen Preismodelle sind daher die seit langem geforderte Mindestprovision von 40 Cent, sowie die einheitliche Grundgebühr von 24 Euro für jedes Preismodell. Diese höhere einheitliche Grundgebühr unterscheidet das ZVAB ganz klar von anderen Plattformen ohne Grundgebühr (offen oder versteckt). Dies ist durchaus beabsichtigt, schließlich lassen die anderen Plattformen auch Privatanbieter zu, die in direkter Konkurrenz zu professionellen Antiquaren stehen. Die Mindestprovision pro Verkauf in Höhe von 40 Cent lässt vermuten, das ZVAB wolle damit gestalterisch auf die Angebotsqualität wirken. Trifft das zu? Die Mindestprovision hat zwei Hintergründe: Erstens wollen wir damit dem oft beklagten Preisverfall von Titeln begegnen; denn es macht für Antiquare so keinen Sinn mehr, Titel unterhalb eines bestimmten Preises auf ZVAB anzubieten, ohne sich wirtschaftlich sinnlos zu verausgaben. Zweitens möchten wir auch signalisieren, dass für uns nach wie vor der professionelle Antiquar zählt: Wir werden uns nicht dem Privatanbieter öffnen, Grundgebühr und Mindestprovision sind dafür klare Zeichen. Seit 2006 berät Sie ein eigener Beirat. Wer gehört dem Beirat momentan an? Welche Vorschläge kommen von dort? Im Beirat sitzen Lucie Pabel (Antiquariat Reinhold Pabel, Hamburg), Jürgen Huss (Davids Antiquariat Huss, Dachau), Dr. Michael Simon (Hamburger Antiquariat Keip, Hamburg), Frieder Weitbrecht (Antiquariat J. F. Steinkopf, Stuttgart) und Hugo Wetscherek (Antiquariat Inlibris, Wien). Der Beirat tagt zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst zur Frankfurter Buchmesse. Dabei stellen wir dem Beirat möglichst umfassend die aktuellen Pläne und Ideen vor, dies reicht von Fragen zur konkreten Umsetzung bis zur Einschätzung, ob eine neue Idee auch von den Antiquaren angenommen wird und entsprechend zur Umsetzung gelangt. Wir nehmen die Empfehlungen der Beiratsmitglieder sehr ernst. Läuft die Zusammenarbeit mit Libri nun unbefristet? Die Zusammenarbeit mit Libri wird solange laufen, wie preisgebundene Titel ein Thema für das ZVAB sind und Libri selbst unser Partner in diesem Bereich sein wird. Eine grundlegende Erneuerung der ZVAB Seite wurde im September 2007 angekündigt, bislang aber nicht verwirklicht. Wie sieht der Zeitplan aus? Es ist richtig, dass wir den Relaunch für den Oktober geplant hatten, um noch vor dem Weihnachtsgeschäft ein neues und schnelleres System zu bieten. Wir mussten aber überraschend technische Widrigkeiten glätten, da die Systemleistung nicht unseren Ansprüchen genügte. Inzwischen sind wir zufrieden mit der Leistungsfähigkeit, und es müssen nur noch letzte Schliffe vorgenommen werden. Daher freue ich mich sehr auf den baldigen Relaunch. Die Teilnahme am Antiquaria-Programm soll mittelfristig auch Schweizer Buchhändlern angeboten werden. Wäre dieses Programm nicht ein geeigneter Ansatz, den Online-Antiquariatsmarkt insgesamt zu professionalisieren? Die Qualitätskriterien des ZVAB sollen das Angebot auf ZVAB.com insofern regulieren, als dass wir die Professionalität unserer Mitglieder noch vor dem Eintritt nach besten Möglichkeiten überprüfen. Zu elitär dürfen wir dabei jedoch nicht werden, schließlich interessieren sich die Kunden nicht nur für hochwertige Sammlerstücke, sondern durchaus auch für das günstige Gebrauchtbuch. Unser Ansatz ist daher, weiterhin auf Service-Qualität unserer Anbieter zu achten, denn diese ist für den Erfolg der Zunft und des ZVAB viel entscheidender als die Qualität der einzelnen Bücher. Die Fragen stellte Björn Biester. Einen Kurzlebenslauf Thorsten Wufkas, der seit knapp zwei Jahren für das ZVAB tätig ist, haben wir in "Aus dem Antiquariat“ Neue Folge 5 (2007), S. 464, veröffentlicht.