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Braucht das ZVAB ein Anbieter-Bewertungssystem?

28. Mai 2010
von Börsenblatt
Ergebnis einer boersenblatt.net-Umfrage: knapp zwei Drittel der Befragten sind gegen die Einführung eines Bewertungssystems für ZVAB-Anbieter.

An der boersenblatt.net-Umfrage "Braucht das ZVAB ein Anbieter-Bewertungssystem?" haben sich innerhalb von sieben Stunden 80 Antiquare beteiligt. Das Ergebnis: 65 Prozent der Umfrageteilnehmer lehnen ein Bewertungssystem generell ab, 25 Prozent sprechen sich für ein solches System aus. Unentschieden sind 10 Prozent.

Die zweite, immerhin von 57 Umfrageteilnehmern beantwortete Frage lautete: "Worauf sollte ein faires Bewertungssystem basieren?" (mehrere Antworten waren möglich). Hier sagen 56,1 Prozent, das Käuferbewertungen die Grundlage sein sollten. 40,4 Prozent bevorzugten eine Kombination aus Stornoquote und Käuferbewertungen, und nur 10,5 Prozent halten ein Bewertungssystem für fair, das auf der Anzahl der stornierten Bestellungen eines Anbieters beruhte (womöglich verzerrt allerdings die aktuelle Diskussion des Themas Stornoquote das Ergebnis leicht).

"Bewertungen nerven und fressen Zeit"?

Weit mehr Teilnehmer als bei früheren Umfragen haben das Feld für Anmerkungen genutzt; der größere Zusammenhang "Qualitätsstandards", für den das Thema auch steht, brennt den Antiquaren offenbar unter den Nägeln. Dafür spricht auf die Differenziertheit vieler Anmerkungen. Allerdings äußern sich fast alle Kommentare kritisch zur Einführung eines ZVAB-Bewertungssystems, von wenigen Ausnahmen abgesehen ("Die unordentlichen Anbieter werden NEIN stimmen, die ordentlichen JA…").

Die Kommentare (in Auswahl):

"Die Einhaltung und Durchsetzung der eigenen Qualitätsnormen bei eigenen und Händlerangeboten wäre sinnvoller."

"Die Einführung würde das ZVAB degradieren. Es handelt sich um eine Plattform gewerblicher Antiquare und nicht von Flohmarkthändlern. Keine renommierte Firma lässt sich direkt in ihrem Verkaufssystem bewerten. Das mögen Stiftung Warentest oder private Webseiten tun, wenn jemand es wünscht."

"Ich will Ihnen nicht Ihre liebsten Illusionen zerstören, aber ein Bewertungssystem ist nur ein weiterer Pflasterstein auf dem Weg zum HÖLLENANTIQUARIAT und dient der weiteren Vorgaukelung von Mündigkeit & Kompetenz für den Käufer sowie der Gängelung & Gefügigmachung der Händler. Wenn Sie sich einmal mit Ebay- und Amazon-Profis unterhalten haben, wissen Sie, wie man Bewertungssysteme, die schon lange den Charakter von Götzen angenommen haben, manipuliert. Das ist ganz entschieden der falsche Weg, und es ist mir für alle Zeiten unbegreiflich, daß ein in alle Richtungen denkender Kopf wie Sie an so ein windschiefes und lidschäftiges, tentakulöses sowie in jeder Hinsicht zu perhorrescirendes Scharlatanerie-Mittel glaubt."

"Der Käufer ist kein Kunde, d. h. Bekannter, mehr. Die Gestaltung einer Datenbank nach versammelter Belanglosigkeit führt nur zu belanglosen Anbietern."

"Bewertungen nerven und fressen Zeit"

"Anbieter-Bewertung nur, wenn auch Käufer-Bewertung möglich ist!!!"

"Bewertungen ohne Möglichkeit der Beurteilung der Bewertungsfähigkeit des Bewertenden sind kriminell, da sie der Willkür Vorschub leisten. Hiermit ist gezielte Geschäftsschädigung möglich (was etliche Beispiele bei Amazon bereits zeigen), zumal die Kontrollpflicht der 'Bewertungs-Einrichter' bisher sträflich vernachlässigt wird."

"Hier ist amazon tatsächlich ein Vorbild, Abbuchung + A-Z Garantie"

"Ein Bewertungssystem bringt nur dann was, wenn beide Seiten bewertet werden, wie bei booklooker. Bewertungssysteme wie bei amazon sind vollkommen willkürlich. Letztlich kann aber kein Bewertungssystem die Probleme lösen, sondern nur ein Abbuchungssystem (hier ist amazon tatsächlich ein Vorbild, Abbuchung + A-Z Garantie). Es gibt doch viel weniger schwarze Schafe auf Händlerseite als auf Käuferseite. Permanent wird der Kleinkriminelle geschützt, wer schützt die Händler? Ohne Händler keine Bücher, ohne Bücher kein Umsatz. Das sollten die Plattformen endlich begreifen. Alle Neuerungen sollten in beide Richtungen gedacht werden. Bisher wird bei allen Plattformen nur in die Käuferrichtung gedacht. Ich bin Händler, ich bestelle seit 10 Jahren Bücher im Internet. Ich hatte noch nie wirkliche Probleme mit Händlern, aber seit 10 Jahren verbringe ich pro Woche einen halben Tag mit Mahnwesen, Inkassoschreiben und Strafanzeigen. Das sagt eigentlich alles."

"Wenn schon ein Anbieter-Bewertungssystem dann bitte auch ein 'Käufer-Bewertungssystem'. Zweckmäßiger wäre aber eine sorgfältige Kontrolle der Anbieter durch das ZVAB selbst. Hier könnten durch Personen mit der nötigen Sachkenntnis zu antiquarischen Büchern ohne Probleme die wesentlichen Unzulänglichkeiten beseitigt werden. Dazu müsste man natürlich den Mut haben, unfähige oder höchst unprofessionelle Anbieter auch wirklich auszuschließen. Denn davon gibt's noch immer reichlich im ZVAB."

"Worin besteht eigentlich der reale Nutzen eines Anbieter-Bewertungssystems? Bei abebooks ist es für Kunden völliger Unsinn, da gar nichts ausgesagt wird, zwar mag es kein Storno gegeben haben, aber das übersendete Buch war vielleicht völlig falsch, oder, anders als beschrieben, in einem völlig desolaten Zustand… Bei Amazon darf die Kundschaft bewerten. 1) Wie viele zufriedene Kunden machen das tatsächlich? Mir bekannte Zahlen sind sehr ernüchternd. 2) Wie sieht das Bewertungsprofil der allermeisten Anbieter aus? Erstaunlich gut. 3) Was nützt mir ein Anbieter mit 23000 goldenen Sternchen, wenn das Buch dann doch nicht in Ordnung ist? Ein Bewertungssystem erzeugt de facto nur den Anschein von Sicherheit für den Kunden, realen Nutzen hat es nicht."

"Ebenso sollten die Käufer bewertet werden, ähnl. Booklooker bzw. eBay."

"Bewertungssysteme sind nach meiner Erfahrung sehr subjektiv und wenig aussagekräftig. Z. B. wird seitens des Kunden negativ bewertet, wenn eine Lieferung verspätet ankommt, auch wenn hierfür der Lieferdienst, nicht jedoch der Verkäufer verantwortlich war. Bei amazon kommt es schon mal vor, dass ein Kunde sehr gut bewerten will, dies auch im Text so schildert, jedoch versehentlich einen statt vier Sterne anklickt. Eine Korrektur ist kompliziert."


"ZVAB sollte eher auf die strikte Einhaltung seiner Qualitätskriterien achten"

"Das ZVAB sollte eher auf die strikte Einhaltung seiner eigenen Qualitätskriterien achten u. diejenigen Anbieter, die eher Altpapier-Händler denn Antiquare sind, konsequent ausschließen."

"Bewertungssysteme sind grundsätzlich fragwürdig, da sie auf ganz unterschiedlichen individuellen und unterschiedlich bewerteten Erfahrungen beruhen."

"Funktionierende Beschwerdemöglichkeit im Ernstfall ist ausreichend. Ein plattformbasiertes Bezahlsystem (amazon) macht alles überflüssig."

"Käuferbewertung wäre hilfreich, um ihre Zahlungswilligkeit abschätzen zu können."

"Schrotthändler sollten erst gar nicht zu gelassen werden. Einheitliches Zustandsbeschreibungssystem sollte zwingend eingeführt werden – wer sich daran nicht hält und schlechte Kundenbewertung erhält, sollte verwarnt bzw. bei Zuwiderhandlung ausgeschlossen werden."


"Das beste System hat booklooker"

"Das beste System hat booklooker - Bewertung auf GEGENSEITIGKEIT. Aber selbst das hat Schwächen, weil nicht jeder sich daran hält, und man als Käufer trotz sehr guter Bewertungen, trotzdem regelmäßig zur Vorkasse genötigt wird = was soll dann ein Bewertungssystem? Die Zufriedenheit eines Kunden ist ebenso fragwürdig, wie dessen Unzufriedenheit. Was den einen stört (Zustand der Ware), begeistert den anderen (Preis). Ein gutes Bewertungssystem erfordert Zeitaufwand, ein oberflächiges führt zu Streitereien und Unzufriedenheit."

"Stornoquoten sind m. E. nicht aussagefähig, da sie ja u. a. durch Kunden-Rücktritte (oder Nicht-Bezahlen der Ware) entstehen, was nichts über die Zuverlässigkeit des Anbieters aussagt…"

"Wenn das ZVAB die neuen Qualitätskriterien kontrollieren und umsetzen würde (passiert ist nichts) bräuchte man sich nicht mit dieser Augenwischerei beschäftigen."


"Riskant: Rachebewertungen von Nichtzahlern und Problemkunden"

"Riskant: Rachebewertungen von Nichtzahlern und anderen Problemkunden."

"Die unordentlichen Anbieter werden NEIN stimmen, die ordentlichen werden JA stimmen…"

"Es ist überaus dringlich, da sich mittlerweile auf dem ZVAB, das einst als Plattform für ANTIQUARE konzipiert wurde, Bücherverramscher ohne jegliche Sachkenntnis mit katastrophalen Beschreibungen – nach wie vor – zu Lasten des Renommées des ZVAB und der anderen Anbieter tummeln, Preisdumpingkünstler jeglicher couleur und Ramschanbieter, die das Angebot unübersichtlich machen etcetc. ich könnte SEITEN schreiben dazu…"

"Bewertungen sind subjektiv. Kenne dies von Booklooker. Beschreibungen werden nicht richtig gelesen (Beispiel: Anmerkungen, die in der Beschreibung deutlich erwähnt waren, werden bemängelt), es wird die Laufzeit kritisiert, für die wir nicht verantwortlich sind, Storno wegen Mehrfachbestellung und oder Ladenverkauf wird negativ bewertet. (Und dass, obwohl ich im Monat zwischen 15 und 20 Updates lade, d. h. jeden zweiten Tag aktualisiere). Jeder kann aus den Beschreibungen zumindest ansatzweise erkennen, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt."

Herzlichen Dank an alle Teilnehmer der Umfrage!