Poesiefestival Berlin

150 Dichter in der Akademie der Künste

24. Mai 2016
von Börsenblatt
Das 17. Poesiefestival Berlin mit dem Motto "Kein schöner Land" startet am 3. Juni − und läuft bis zum 11. Juni. Die Akademie der Künste als Festivalort und Kooperationspartner erwartet 150 Dichter und Künstler aus 37 Ländern. Veranstalter ist die Literaturwerkstatt Berlin / Haus für Poesie.

Das Poesiefestival eröffnet am 3. Juni mit "Weltklang – Nacht der Poesie". In einem Konzert aus Stimmen und Sprachen zeigen Dichter aus aller Welt den Reichtum und die Vielfalt internationaler Gegenwartslyrik. Sie lesen, performen und singen in ihrer Muttersprache. Eigens für diesen Abend erscheint eine Anthologie mit den deutschen Fassungen der Texte zum Mitlesen.

Hinemoana Baker (Neuseeland), Tochter eines Maori und einer Pakeha, ist Singer-Songwriterin und Lyrikerin zwischen Spoken Word und klassischer Form, informieren die Veranstalter. Ana Blandiana (Rumänien) lotet in ihrer unprätentiösen Dichtung die Widersprüche unserer Gegenwart aus. Caroline Bergvall (Frankreich/Norwegen) arbeitet konzeptionell. Sie überschreitet die Grenzen von Lyrik und bildender Kunst. Souleymane Diamanka (Senegal/Frankreich) lässt in seinen Spoken-Word- und Raptexten den Bilderreichtum der Griots − Sänger Westafrikas – mit der Ästhetik der französischen Moderne verschmelzen. Gerhard Falkner (Deutschland) testet mit Multi-Media-Projekten und seinen Büchern die Bandbreite der Lyrik immer wieder neu aus. Die Texte von Charles Simic (Serbien/USA) sind mythensatte Gebilde, versehen mit abgründigem Humor. Außerdem sind Luis Felipe Fabre (Mexiko), Rasha Omran (Syrien/Ägypten) und Uljana Wolf (Deutschland) dabei. Journalistin Shelly Kupferberg führt durch den Abend.

Spoken-Word

Nach dem Auftakt mit Weltklang wendet sich das Festival am 4. Juni mit "Nigeria: Im Herzen der Erde" dem afrikanischen Kontinent zu. Das Publikum soll über Klang, Text und Rhythmus sinnliche Eindrücke von einem Land erhalten, das durch seine Schönheit und seinen Rohstoffreichtum ebenso geprägt ist wie durch Ausbeutung, Bürgerkrieg und Terror.

Niyi Osundare schreibt über Natur, die sowohl für Reichtum als auch für die Ausbeutung Nigerias steht. Als Wortschmiedin und Jazzsängerin verknüpft Ómò Faith klangkünstlerisch verschiedene poetische Formate. Efe Paul Azino gilt als einer der erfolgreichsten Spoken-Word-Künstler Nigerias: Leid und Hoffnung, religiöse Bande und gesellschaftliche Grenzen sind seine Themen. Titilope Sonuga beschreitet in ihren musikalischen Gedichten den Weg der Ahnen. Der Trompeter und Percussionist El Congo Allen begleitet die Dichterinnen und Dichter musikalisch.

Im Anschluss präsentieren Machete Horns erstmals die Ergebnisse ihrer musikalischen Reise durch Afrika. Unter dem Namen Afrikun schrieben und komponierten sie zu jedem Land oder Kulturkreis des Kontinents ein Lied.

Winterreise mit Müller

Ein weiteres Highlight sei am 5. Juni die mit Heiner-Müller-Texten konfrontierte und neu inszenierte Winterreise von Wilhelm Müller und Franz Schubert gerät unter das Brennglas der heutigen Zeit, wenn auf dem 17. Poesiefestival Berlin Texte von Heiner Müller hinzukommen. Heiner Müller schrieb bereits in den 1980er Jahren über Realitäten, wie sie hinter den heutigen Fluchtbewegungen stecken: "Die Geschichte ruiniert die Zentren, indem sie sich durch die Randzonen mahlt. Die Verelendung der Randzonen, die Ausbeutung der Peripherie, ist die Bedingung unseres relativen Wohlstands." Corinna Harfouch und Nino Sandow präsentieren eine szenisch-musikalische Aufführung – in einer Dramaturgie von Kristin Schulz.

Weitere Informationen zum Poesiefestival auf der Website der Literaturwerkstatt Berlin.