Sitzungswoche: Verleger-Ausschuss

Mehr Mitgliedernähe zeigen

27. Februar 2015
von Börsenblatt
Die Abstimmung zwischen Bundes- und Landesverbänden, die Mitarbeit in den internationalen Verleger-Organisationen und die aktuellen Entwicklungen im Urheberrecht waren Schwerpunkte der gestrigen Sitzung des Verleger-Ausschusses im Frankfurter Haus des Buches.

Welche Verbandsaufgaben besser von Frankfurt aus verfolgt werden können und welche besser in den Landesverbänden des Börsenvereins aufgehoben sind, war Thema einer längeren Aussprache am gestrigen Vormittag, bei der Vertreter der Landesverbände ihr jeweiliges Aktivitätenprofil präsentierten. Einigkeit bestand darin, dass Themen wie Urheberrecht und Open Access, begleitet von Lobbyarbeit, auf Bundesebene verhandelt werden müssen. Gleichwohl käme den Landesverbänden die Aufgabe zu, die Tätigkeit des Börsenvereins an die Mitglieder zu kommunizieren.

Dietrich zu Klampen, Verleger aus Springe, schilderte sehr anschaulich, wie der Landesverband Niedersachsen-Bremen an die Sache herangeht. "Wir haben eine kleine, aber sehr schlagkräftige Geschäftsstelle und sogar einen kleinen Verleger-Ausschuss, und unsere Geschäftsführerin Angelika Busch ist im Prinzip ständig unterwegs, um unsere Mitglieder zu besuchen." Man veranstalte regelmäßig Seminare, Vertriebsleitertreffen – und, nicht zu unterschätzen – gemeinsame Essen mit Politikern. Er mache immer wieder die Erfahrung, so zu Klampen, dass "wir nicht mitgliedernah genug sind". Es gebe eine Haltung bei einigen Mitgliedern, die man auf die Formel bringen könnte: "Wir wissen nicht, was uns der Börsenverein oder der Landesverband nützt, also treten wir aus." Es sei daher eine wichtige Aufgabe, "Mitglieder zu halten". Zu Klampen warb in diesem Sinne für eine "Charme- und Informationsoffensive". Als wichtige Aktivitäten in den anderen Landesverbänden wurden vor allem Aus- und Fortbildung, Wirtschaftsförderung und regelmäßige Sortimenter-Stammtische genannt.

Wie wichtig die Mitarbeit des Börsenvereins in den internationalen Verlegerorganisationen IPA und FEP ist, machten Vorträge von Urban Meister (Franz Cornelsen Bildungsgruppe) und Karl-Peter Winters deutlich. Meister erläuterte die Kernaussagen eines neuen Abkommens der World Intellectual Property Organization (WIPO), des Vertrags von Marrakech vom 28. Juni dieses Jahres. Darin werden in Bezug auf Sehbehinderte zahlreiche Urheberrechtsausnahmen formuliert, die eine weitere Lockerung des Urheberrechts präjudizieren könnten. Die Abkommen der WIPO entfalteten ihre Wirkung erst Jahre später auch im europäischen und schließlich im nationalen Recht. Deshalb sei es unerlässlich, die Aktivitäten der WIPO genau zu beobachten, um die eigenen Interessen zu wahren. Thieme-Verleger Albrecht Hauff warnte in diesem Zusammenhang davor, den Mitgliedsbeitrag des Börsenvereins für die IPA Budgeterwägungen zu opfern. Ein Ausstieg Deutschlands und weiterer Staaten wäre das Ende der IPA.

Der Verleger-Ausschuss stimmte außerdem dem neuen Autoren-Normvertrag zu, der zuvor von der Honorarkommission der Gewerkschaft Verdi gebilligt worden war. Weitere Tagesordnungspunkte waren einem Papier, das Positionen des Börsenvereins zum Urheberrecht formuliert, sowie Preisaktionen bei E-Books gewidmet. Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels appellierte an die Verlage, mit diesem Marketinginstrument vorsichtig und verantwortungsvoll umzugehen. Ein von einem Arbeitskreis des Börsenvereins erarbeitetes Papier zu E-Book-Preisaktionen nahm der Verleger-Ausschuss einstimmig an.