Flüchtlinge, die als Jugendliche nach Deutschland kommen, lernen außergewöhnlich motiviert und ausdauernd. Ihren Drang, Teil der Gesellschaft zu sein, will der Börsenverein mit seiner Spendenaktion im Buchhandel unterstützen - zusammen mit der LitCam und der Frankfurter Buchmesse.
Startpunkt der Aktion war gestern die Bibliothek im Lernzentrum des Vereins Arbeits- und Erziehungshilfe e.V. in Frankfurt. Seit mehr als 90 Jahren engagiert sich der Verein für hilfsbedürftige Jugendliche. "80 Inobhutnahmeplätze gab es bei uns früher", erläutert Rüdiger Niemann, Leiter der Erstaufnahmeeinrichtung im Frankfurter Gallusviertel. "Vor einem Jahr waren jedoch plötzlich 400 Jugendliche zu betreuen, inzwischen sind es 1000, meist Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren."
Jugendliche sind in Deutschland schulpflichtig. Nur wenige junge Flüchtlinge haben jedoch die Chance, eine Regelschule zu besuchen. Das Frankfurter Lernzentrum, das von der Lehrerin Daniela Bleuel geleitet wird, bildet somit eine Art Schulersatz und benötigt entsprechendes Lernmaterial und Bücher. Hier setzt das Hilfsprojekt "Bücher sagen Willkommen" an.
Unter Federführung des Heidelberger Entwicklungspsychologen Wassilios E. Fthenakis werden Bücherlisten erstellt, die auf die Bedürfnisse jugendlicher Flüchtlinge abgestimmt sind. 2.000 Euro hat die gemeinnützige Gesellschaft LitCam, die sich seit 2006 im Kontext der Frankfurter Buchmesse für Bildungsgerechtigkeit und Integration einsetzt, bereits als Startguthaben einsammeln können.
Aufgabe sei es, Flüchtlinge ganzheitlich anzusprechen und ihnen nach ihrer belastenden Flucht den Zugang zum Lernen und zu eigenen Phantasiewelten zu ermöglichen, so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.
Am Sonntag geht die nächste Lern- und Lesecke an den Start - dann im Erstaufnahme-Lager für Flüchtlinge in Hamm. Schirmherr der branchenweiten Spendenaktion ist Autor Navid Kermani, der am 18. Oktober in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird.
Mehr über die Initiative lesen Sie hier - mit Angaben zum Spendenkonto.
