The Markets 2016 (Überblick 3/7)

Vereinigte Arabische Emirate mit aufstrebender Verlagsszene

26. April 2016
von Börsenblatt
Die Frankfurter Buchmesse stellt sieben Buchmärkte vor, die Gegenstand der Auftaktkonferenz zur Buchmesse "The Markets – Global Publishing Summit 2016" am 18. Oktober sind. Im dritten Teil geht es um die Entwicklung des Buchmarkts in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Buchmessen als wichtige Marktplätze

Die Abu Dhabi International Book Fair (ADIBF), die in diesem Jahr vom 27. April bis 3. Mai stattfindet, konnte im vergangenen Jahr mit 269.000 Besuchern, 1.181 Verlegern aus 63 Ländern 500.000 vorgestellten Titeln und einem Messeumsatz von knapp neun Millionen Euro neue Rekorde verbuchen, so die Frankfurter Buchmesse in ihrem Marktüberblick zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).

Zur Sharjah International Book Fair (SIBF) kamen im vergangenen November laut Veranstalter über 1,2 Millionen Besucher. Hier hatten 1.547 Verlage aus 64 Ländern über 1,5 Millionen Bücher in 210 Sprachen präsentiert. Dabei leben auf dem 83.600 Quadratkilometer großen Staatsgebiet gerade einmal acht Millionen Einwohner.

"Die Erklärung für die Anziehungskraft des Branchenevents liegt in den unzureichenden Handels- und Vertriebsstrukturen in der arabischen Region", so die Frankfurter Buchmesse. Neben dem Einzelhandel und Superstores in den Shopping-Malls avancierten die Buchmessen zu den wichtigsten Verkaufsinstrumenten der heimischen Verlage. Die Anwesenheit hunderter Autoren und hohe Rabatte von bis zu 25 Prozent des Verkaufspreises befördern die Kauflust zusätzlich.

Junge Verlagsszene

Das Verlagswesen in den Emiraten steckt noch in den Kinderschuhen. Nur sehr wenige Unternehmen existieren länger als zehn Jahre. Vor diesem Hintergrund sei es bemerkenswert, so der Marktüblick weiter, dass es in den letzten Jahren diverse Verlagsgründungen gab, die versuchen, die lokale Nachfrage zu bedienen und sich gleichzeitig am internationalen Branchenniveau orientieren. Die meisten neuen Verlage konzentrieren sich auf die Themen Bildung, kulturelles Erbe, Reise- und Tourismus und Kinderbuch.

Proklamiertes Ziel sei die Entwicklung von professionellen Infra- und Handelsstrukturen, u.a. mit wettbewerbsfähigen Buchmessen – Abu Dhabi ist die erste Buchmesse in den Emiraten, die sich ab 2006 erneuerte – sowie die Entwicklung der VAE als Brückenkopf für den internationalen Handel in den gesamten arabischen Raum hinein.

Die einheimische Buchproduktion macht nur einen kleinen Teil aus im Vergleich zu den Importen aus anderen arabischen Ländern. Nichtarabische Importe – hauptsächlich Titel in englischer Sprache – sind weit umfangreicher als die arabische Produktion (Verhältnis etwa 65 Prozent zu 35 Prozent Marktanteil).

Deutsche Bücher sind gefragt

Laut dem vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegebenen Buch- und Buchhandel in Zahlen 2015 wurden im Jahr 2014 insgesamt 76 Titel ins Arabische übersetzt (2013: 60), 48 Lizenzen wurden in die VAE vergeben.

Verlegerverband

Erst im Jahr 2009 wurde die EPA (Emirates Publishers Association) ins Leben gerufen. Sie hat mittlerweile rund 100 Mitglieder (www.epa.org.ae). Gründerin ist die Kinderbuchverlegerin (Kalimat) Sheikha Bodour, Tochter des Herrschers von Sharjah, Scheich Dr. Sultan bin Muhammad Al-Qasimi. Sie schätzt den gesamten VAE-Buchmarkt auf einen Wert von 1 Milliarde AED (ca. 250 Millionen Euro), heißt es im Marktüberblick der Frankfurter Buchmesse.

Boudour attestiert der heimischen Buchbranche große Potenziale, die sie als Sprecherin der THE MARKETS näher vorstellen werde. Große Chancen für Leseförderung und Branchenausbau sieht sie im E-Publishing, das gerade in den VAE auf beste Rahmenbedingungen stoße. "Wir haben eine der technologie-affinsten Bevölkerungen der Welt und eine Alphabetisierungsrate von über 93 Prozent. Die Durchdringung mit Internet und Smartphone liegen bei 92 Prozent beziehungsweise 72 Prozent."

"Ich bin mir sicher, dass sich die Vereinigten Arabischen Emirate schon bald zur Drehscheibe im arabischen Raum für Bücher und Verlage aus der ganzen Welt entwickeln werden", sagt Sheikha Bodour.

Als zentrale Probleme für die arabische Region außerhalb der VAE definierte die Verlegerin mangelhafte Distribution, Zensur, Piraterie, geringe Kaufkraft, politische Instabilität und Analphabetismus.

Hintergrund

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind eine Föderation von sieben Emiraten im Südosten der Arabischen Halbinsel. An der Küste des Persischen Golfes gelegen und mit Zugang zum Golf von Oman, grenzt das Land an Saudi-Arabien und Oman. Es besteht aus den Emiraten Abu Dhabi, Ajman, Dubai, Fujairah, Ras Al Khaimah, Sharjah und Umm Al Qaiwain. Die Hauptstadt der VAE ist Abu Dhabi, als zweitgrößte Stadt des Landes nach Dubai auch ein wichtiges Industrie- und Kulturzentrum.

Fläche: 83.600 km² (geringfügig größer als Schottland) Einwohnerzahl: 8,19 Millionen, 16,5 Prozent Einheimische (Schätzung aus dem Jahr 2010 des Nationalen Statistikamtes, VAE). Amtssprache: Arabisch Weitere Sprachen: Englisch, Persisch, Hindi und Urdu Religion: Islam (Praktizierung aller Religionen erlaubt) Alphabetisierungsrate: 93 Prozent Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2014: geschätzt 402 Milliarden US-Dollar (Quelle: Auswärtiges Amt)

Über The Markets

Nach der Premiere 2015 findet The Markets, die Auftaktkonferenz der Frankfurter Buchmesse, in diesem Jahr erneut am Dienstag vor Messebeginn statt (Dienstag, 18. Oktober 2016: "The Markets – Global Publishing Summit 2016. Visionen, Analysen, Geschäftskontakte".)

Auch in diesem Jahr stehen sieben internationale Buch- und Medienmärkte im Mittelpunkt der eintägigen Veranstaltung. Diese Märkte sind:

  •     Polen
  •     Brasilien
  •     Großbritannien
  •     Flandern & Niederlande
  •     Philippinen
  •     Spanien
  •     Vereinigte Arabische Emirate

Tickets und weitere Informationen:www.themarkets2016.com