Unfaire Angriffe im Job abwehren

Nur die Ruhe bewahren

2. Oktober 2015
von Sabine Schmidt
Nicht ins Bockshorn jagen lassen und die Fäden in der Hand behalten: Albert Thiele hilft mit seinem Ratgeber, schwierige Besprechungen, Kunden- und Vorstellungsgespräche zu einem guten Ende zu führen.

Eigentlich wollen alle ja nur ihre Arbeit machen, ist immer wieder zu hören. Tatsächlich sieht es aber oft anders aus: Es geht nicht (nur) um die Sache, sondern um Befindlichkeiten, darum, das Ego aufzublasen und das Gegen­über zu verunsichern, eigene Niederlagen zu vernebeln, die Erfolge ­anderer herabzuspielen und manches mehr. Weil ­Ärger und Sticheleien bis hin zu persönlichen Angriffen zum (Arbeits-)Alltag gehören, erklärt Albert Thiele in seinem Ratgeber ­"Argumentieren unter Stress" (dtv), wie man unfaire Angriffe erfolgreich abwehrt.

"Wer sich schnell emotionalisieren lässt, läuft Gefahr, taktisch in die Defensive zu geraten, in ein Streitgespräch ver­wickelt zu werden und das Sachziel aus den Augen zu verlieren", weiß der Unternehmensberater und Coach. Stattdessen sollte man versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, sich durch permanentes Unterbrechen, Nebelwerfer- und Ver­wirrungstaktiken nicht aus dem Konzept bringen zu lassen.

Thiele empfiehlt Techniken zur Stressreduktion, aber auch, dass man auf Killerphrasen vorbereitet ist. Er hat eine kleine Sammlung angelegt: Sie reicht von "Diese Neuerung bringt nur Unruhe, das können wir jetzt nicht gebrauchen« bis zu »Das haben wir alles versucht, das bringt nichts". Vorgefertigte Antworten sind natürlich kein Allheilmittel, wenn ein neues Projekt torpediert wird oder ein Bewerber im Vorstellungs­gespräch verunsichert werden soll. Helfen können sie dennoch.

Wenn etwa ein Abteilungsleiter einen Änderungsvorschlag mit der Begründung vom Tisch wischen will, dass seine Mitarbeiter ihn ablehnen, muss das Gespräch nicht zu Ende sein, meint Thiele. Man sollte versuchen, sich auch dann nicht nervös machen zu lassen, wenn man jung und noch neu im Unternehmen ist oder als einzige Frau einer Horde ruppiger Alphatiere gegenübersitzt. Gleich wieder auf die Sachfrage zurückkommen – so muss stattdessen die Devise lauten. Wichtig: Thiele konzentriert sich in seinem Buch nicht auf sachdienliche Kritik, die immer ­gehört werden sollte, sondern auf ein Gegenüber, das zermürben und boykottieren will. Eine angemessene Reaktion auf den ­Abteilungsleiter könnte etwa sein: "Was sind die wichtigsten Einwände und Kritikpunkte, die Ihre Mitarbeiter vorbringen?" Unterstellt ein Angreifer hartnäckig, dass eine Neuerung sich mit hundertprozentiger Sicherheit als Flop herausstellen wird, könnte man fragen, welche Gesichtspunkte ihn zu dieser Meinung führen.

Das alles ist noch keine Lösung des Problems. Doch wer bei solchen Diskussionen bei der Sache bleibt, vermeidet Eska­lationen, und eine Einigung ist immer noch möglich. Darum geht es Thiele: sich weder ins Bockshorn jagen noch die Fäden aus der Hand nehmen zu lassen, um auch in Zukunft mit (schwierigen) Kollegen, Vorgesetzten und Kunden weiter zusammenarbeiten zu können. Wer Unterstützung dabei braucht, schlagfertig zu reagieren und zugleich im Dialog zu bleiben, findet in seinem Ratgeber wichtige Anregungen und Hinweise.