Unternehmensentwicklung im Börsenverein

Digitale Themen zum WG-Frühstück im House of Startups

15. Oktober 2015
von Börsenblatt
Eine Wohnung in Frankfurt, drei Startups und der Börsenverein als Brückenbauer: Zur Frankfurter Buchmesse hat der Verband das House of Startups eingerichet, eine Wohnung in der Frankfurter Pestalozzistraße mit WG-Feeling. Beim Frühstück in der Wohnküche kamen die Konzepte auf den Tisch.

Der Kasten Bier auf dem Balkon ist prima, wichtiger aber ist funktionierendes WLAN: Für Roger Umbricht (Mediaspot), Olaf Bryan Wielk (Beemgee) und Dirk Veit (ADDACT) wesentliches Einzugskritierium. Die Gründer bekamen zudem ein kuratiertes Messeprogramm, gebündeltes Branchenwissen, Gründungs- und Finanzierungscoachings und Kontakte zu Investoren und Verlagen. Mit dem House of Startups will der Börsenverein "Brücken bauen zwischen jungen Querdenkern, klassischen Branchenkennern und Investoren", sagt Dorothee Werner, Leiterin Unternehmensentwicklung im Börsenverein.

"Wir treffen hier auf eine sehr interessante Zielgruppe", sagt Beemgee-Gründer Olaf Bryan Wielk. Anders als für seine WG-Genossen von ADDACTund Mediaspot ist für ihn die Messe allerdings kein Neuland, war er doch zuvor viele Jahre im Marketing u.a. für Carlsen tätig. Mit einem webbasierten Plot-Outlining-Tool soll Beemgee nun Autoren und Medienunternehmen beim Geschichtenerzählen helfen, vor allem bei der Entwicklung von Handlung und Figuren. Manche Lektoren seien noch skeptisch, erzählt Wielk, dabei würde ihnen die App viel Arbeit abnehmen. Für Businesskunden wie Verlage oder Filmproduktionen bietet Beemgee professionelle Team-Accounts und individualisierte Lösungen; Endkunden können den Service unter www.beemgee.com ausprobieren.

Wie eine digitale Lesemappe funktioniert Mediaspot, eine App, die  geschützte Inhalte an definierten Orten für Nutzer frei zugänglich macht, z.B. im Fernbus oder am Flughafen. Roger Umbricht will die Einladung des Börsenvereins in die Gründer-WG nach Frankfurt zur Contenerweiterung und zur weiteren Finanzierung von Mediaspot nutzen. "Frankfurt ist ein gutes Pflaster für Fundraising", sagt er. Außerdem sei er mit diversen Verlagen, auch Hörverlagen, in Sachen Inhalte im Gespräch. Bei Mediaspot dabei sind u.a. bereits G & J und Piper.

Das dritte Startup in der WG ist ADDACT, eine Plattform, bei der die Crowd entscheidet, welche Events in welcher Stadt stadtfinden. Der Nutzen für die Veranstalter: Nachfrageorientierung und Effizienz. Warum sollte das nicht auch für Literaturveranstaltungen funktionieren? Erste Kontakte mit Edel, Oetinger und anderen seien vielversprechend gewesen, sagte Dirk Veit zwischen Rührei und Brötchen. Das Geschäftsmodell von ADDACT: eine Ticketprovision, wenn das Event zustande kommt.

Gast beim WG-Frühstück war auch der Börsenvereins-Projektpartner Andreas Lukic vom Frankfurter Business-Angel-Verein, dem rund 110 private Wagniskapitalgeber angehören. Lukic sieht in Sachen Gründung noch reichlich Nachholbedarf: Dass sich für ein so tolles Projekt wie das House of Startups nur knapp zwei Dutzend Gründer gemeldet hätten, wertet er als schlechtes Zeichen. Außerdem reagiere die Buchbranche insgesamt sehr zögerlich, so seine Erfahrung. Dank Initiativen wie der Startup-WG könnte sich das aber vielleicht bald ändern.

Nach dem Frühstück sind dann alle wieder very busy: Investorengespräche, Speeddating mit Verlagen wie Oetinger, Edel und Egmont, diverse Pitches und Hotspot-Rundgänge stehen auf dem Programm. Später geht es dann zur Digital Night in den Frankfurter Club Orange Peel. Könnte eine kurze Nacht werden.

Sabine Schwietert