Verschmelzung zweier Landesverbände

Neuer Landesverband Nord umfasst fünf Bundesländer

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Ein historischer Moment: In Bremen verschmolzen heute die Börsenverein-Landesverbände Niedersachsen-Bremen und Region Norddeutschland zum neuen "Landesverband Nord". Er umfasst 1166 Mitglieder in fünf Bundesländern und ist nun mit 87637 Quadratkilometern der flächenmäßig größte Landesverband; neuer Vorsitzender ist Michael Hechinger (Buske Verlag, Hamburg).
  • Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Branka Felba (Buchhandlung Missing Link Bremen) gewählt,
  • als Schatzmeister Walter Treppmacher (Buchhandlung Decius, Hannover, Niedersachsen),
  • und in den Vorstand Eva Maria Buchholz (Hinstorff Verlag, Rostock, Mecklenburg-Vorpommern)
  • Dietrich zu Klampen (zu Klampen Verlag, Springe, Niedersachsen)
  • Jens Finger (Hugendubel, Greifswald, Mecklenburg-Vorpommern) sowie
  • Christine Kiesecker (buch & spiel, Geesthacht, Schleswig-Holstein).

Damit sind wie beabsichtigt sowohl Buchhändler als auch Verleger aus allen fünf Bundesländern im Vorstand vertreten.

Die Geschäftsstelle bleibt im Hamburger Literaturhaus, die bisherige Geschäftsstelle in Hannover zieht zum 30. Juni 2015 in kleinere Räume (Mietvertrag: 5 Jahre) und wird zur Dependance der Hamburger Geschäftsstelle. Da der bisherige Region Norddeutschland-Geschäftsführer Michael Menard (66) in den Ruhestand geht, leitet nun die bisherige Geschäftsführerin von Niedersachsen-Bremen, Carola Markwa (56), die Geschäftsstelle. Somit werden eine Geschäftsführungsstelle, ein Fahrzeug und Miete eingespart. Zwei Teilzeitkräfte in Hamburg werden ebenso unverändert weiterarbeiten, wie der Mitarbeiter in Hannover und der dortige Auszubildende.

 

Beide LVs hatten der Verschmelzung ohne einzige Gegenstimme oder Enthaltung zugestimmt (Region Nord: 40 Ja-Stimmen, Niedersachsen-Bremen: 60 Ja-Stimmen). Sie wurde noch vor Ort von einem amtierenden Notar nach der gemeinsamen außerordentlichen Hauptversammlung der Landesverbände beurkundet. Das Procedere war wegen der Vermögensübertragungen ein bisschen kompliziert: Nach der Verschmelzung gehörten die 533 Mitglieder der Region Norddeutschland dem LV Niedersachsen-Bremen an. Anschließend trat der Vorstand des LV Niedersachsen-Bremen geschlossen zurück, um den Weg freizumachen für den neuen Vorstand des neuen Landesverbands Norddeutschland.

In die "Ehe" der beiden Verbände brachte die Region Norddeutschland ein höheres Barvermögen (640000 Euro) ein als der LV Niedersachsen-Bremen, der dafür zwei Anteile an den Wirtschaftsverbänden des Börsenvereins einbrachten (da sowohl Bremen als auch Niedersachsen vor ihrer Fusion 2007 je einen Anteil besaßen).

"Wir passen zusammen: Die Gebiete der beiden Landesverbände gehen bruchlos ineinander über, Mitgliederzahl und vor allem Mitgliederstruktur sind ähnlich, die Arbeit ist überwiegend auf kleine und mittelgroße Mitglieder zugeschnitten", führte zuvor Region Nord-Geschäftsführer Michael Menard aus. "Und auch historisch sind sich die Verbände nicht fremd: Zum 'Kreis Norden' von 1879 gehörten neben Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen Teile von Mecklenburg-Vorpommern sowie die Regierungsbezirke Lüneburg und Stade, später auch das Großherzogtum Oldenburg." Die Wege von der Geschäftsstelle in Hamburg zu den Mitgliedern seien nie länger als im größten Flächenland Bayern, weil Hamburg in der Mitte des Gebietes liege. "Durch die Verschmelzung haben wir eine gute Basis, um für die Zukunft gerüstet zu sein", unterstrich der neue Vorsitzende Michael Hechinger.

Die durch die Verschmelzung beabsichtigte Kostensenkung erlaubt bis 2020 die Senkung der Beiträge im Gebiet der Region Norddeutschland auf die jetzige Beitragsstaffel von Niedersachsen-Bremen, die dann die gemeinsame Beitragsstaffel sein wird. Im Zuge der Fusionsverhandlungen, die der Hamburger Buchhändler Matthias J. Marissal als "ausgesprochen vertrauensvoll und angenehm" bezeichnete, hatte sich die Region Norddeutschland von ihrer seit 30 Jahren gültigen besonderen Beitragsstaffelung verabschiedet. Diese hatte für alle Mitglieder einen gleichen Grundbetrag von 256 Euro vorgesehen, für alle darüber hinaus entstehenden Kosten gab es eine umsatzabhängige Variable. Künftig zahlen alle Mitglieder mit einem Jahresumsatz unter 18 Millionen Euro einen niedrigeren Beitragssatz. Die nun beschlossene Kostensenkung für die Region Norddeutschland wird durch das Polster des Jahresüberschusses von rund 50000 Euro aufgefangen. Zudem wird auch für die Region wieder eine assoziierte Mitgliedschaft eingeführt.

Die Verschmelzung sei eine mutige Entscheidung, befand Börsenvereinsvorsteher Heinrich Riethmüller und beglückwünschte die Mitglieder "zu dem viel kreativeren Weg, als nur Leistungen und Kosten zu minimieren". Riethmüller räumte Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Landesverbänden und dem Bundesverband ein, zeigte sich nach einigen gemeinsamen Treffen aber sehr optimistisch für einen offeneren Umgang miteinander. Auch für die Branche sah er trotz Turbulenzen bei großen Unternehmen jede Menge Zukunft: "Das gedruckte Buch ist widerstandsfähiger, als man uns seit Jahren einreden möchte", konstatierte er und forderte auf, politischer zu werden und das Einstehen für Grundüberzeugungen deutlicher zu machen: "Wir sind nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein Kulturverband."

Mehr Gas geben beim Thema politische Lobbyarbeit will auch Geschäftsführerin Carola Markwa, sie möchte die Vernetzung unter den Mitgliedern stärken und mehr regionale Treffen anbieten. Generell gelte: "Wir wollen für Sie da sein – sprechen Sie uns einfach an."