VLB+ mit neuem Gebührenmodell

Gold wert: gute Metadaten

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Das Verzeichnis Lieferbarer Bücher bekommt neue Funktionen − und ein dreistufiges Gebührenmodell: Je besser Verlage ihre Daten pflegen, desto weniger zahlen sie. Bereits heute können Verlage prüfen, wie es um die Qualität ihrer Daten bestellt ist. 

Der Weg zur Metadatenbank ist frei: Nachdem im April das Branchenparlament den Vorstand des Börsenvereins dazu aufgefordert hatte, "alle Schritte zum zügigen Ausbau des VLB zur Metadatenbank zu unternehmen", hat das Großprojekt der Buchbranche nun auch den Aufsichtsrat der Börsenvereins­holding passiert.

Zum 1. Januar 2015 erhält das Verzeichnis Lieferbarer Bücher ein neues Preismodell, das die Empfehlungen der Fachausschüsse, die Expertise einer ehrenamtlichen Taskforce und die Ergebnisse einer Umfrage unter 550 Verlagen und 250 Buchhandlungen umsetzt. Vorgestellt werden die Details des Gebührenmodells erstmals auf den Buchtagen Berlin.

Das finanzielle Anreizsystem, das die Qualität von Titeldaten in die Klassen Gold, Silber und Bronze unterteilt, soll für eine Verbesserung der Datenqualität sorgen. Grundgedanke: Wer gute Daten liefert, spart Geld. Ziel ist es auch, Metadaten wie Cover und den ­aktuellen Lieferbarkeitsstatus zum Standard zu machen. Der gesamten Branche stünde damit ein vollständiger Titelkatalog zur Verfügung, der in die Breite und Tiefe geht, unabhängig und rechtssicher ist und nicht zuletzt die Auffindbarkeit von Titeln und die Kaufbereitschaft der Kunden deutlich verbessert. Künftig geplant sind eine Verzahnung des VLB mit digitalen Vorschauen und der Anschluss einer Bewertungsdatenbank.

Ab dem kommenden Herbst wird eine VLB-interne Redaktion Verlagen helfen, die Qualität der Titeldaten kontinuierlich zu verbessern. Eine Dienstleistung für Verlage, die ihre Titel nicht selbst pflegen wollen, könnte zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Ergänzend hilft ein automatisches Prüfsystem dabei, fehlende Daten oder Inkonsis­tenzen (etwa einen Taschenbuchpreis von 99,99 Euro) an die Verlage zurückzuspielen. "Bereits heute können Verlage den Qualitätsstatus ihrer Daten prüfen", erklärt Mi­chael Vogelbacher, der für die MVB den Ausbau des VLB auf technischer Seite verantwortet. "Verlage und Buchhändler sollten sich jetzt vergewissern, ob ihre Unternehmenssoftware und Warenwirtschaftssysteme alle notwendigen Datenfelder enthalten und Lücken gegebenenfalls melden", rät Vogelbacher. Die MVB steht auch selbst mit den Anbietern in Kontakt.

Die Grundgebühr für Titelmeldungen wird im neuen VLB+ (im Goldstatus) von aktuell 3,40 auf 2,60 Euro sinken. Möglich ist dies auch durch Spareffekte: Die MVB holt die VLB-Datenbank vom bisherigen Dienstleister zurück ins Haus. Zusätzliche Anreize werden für Backlisttitel geschaffen: Deren Metadaten sind häufig noch ­lückenhaft. Schaffen es Verlage, die Lücken zu schließen, können sie merkliche Kosteneinsparungen erzielen. Die Beispielrechnungen auf Basis anonymisierter Daten (siehe Tabelle links) zeigen: Die Befürchtung, dass kleinere Verlage nach dem neuen Gebührenmodell künftig mehr zahlen, ist unbegründet. "Die Kosten- und Nutzeneffekte verteilen sich gleich auf große und kleine Verlage − das zeigen die umfangreichen Testläufe", erklärt MVB-Geschäftsführer Ronald Schild. Für die meis­ten Verlage ergeben sich deutliche Spareffekte. Deren Beiträge fließen künftig nur noch ins VLB: libreka! wird vom VLB entkoppelt.
 
Titeldaten werden künftig nach Relevanz gestaffelt: Voraussetzung für eine Titelmeldung sind Pflichtdaten wie ISBN, Titel, Preis, Warengruppe und Verlag. Daneben gibt es "statusrelevante" Datenfelder, die direkten Einfluss auf den Preis einer Titelmeldung haben. Dazu gehören etwa der Autor, das Cover, der Umfang, die Produktform, Schlagworte und Lieferbarkeitsstatus. Sie müssen nicht bei der Titelmeldung, sondern erst bei Erscheinen des Buchs vorliegen. Um Verlage bei der ­Vervollständigung ihrer Daten zu unterstützen, weist ein automatisches Prüfsystem auf Lücken bei den Statusfeldern hin.

Außerdem gibt es noch die Datenkategorie "Empfehlung". Diese Angaben sind sinnvoll (etwa die Altersstufe bei Kinderbüchern), werden zunächst aber nicht vom Anreizsystem berücksichtigt.
Verlage, die ihre Titeldaten aktuell halten, werden im Vergleich zu heute finanziell spürbar entlas­tet. Nach dem Start des neuen ­Gebührenmodells bleibt den Verlagen eine Frist bis 31. Oktober 2015, um die Datenqualität anzuheben und von den Einsparmöglichkeiten beim Goldstatus zu profitieren.

VLB+: Der Fahrplan

Das neue VLB-Gebührenmodell startet zum 1. Januar 2015 − mit einer Übergangsphase von sechs Monaten. Auf die Höhe der Gebühren haben vor allem zwei Faktoren Einfluss: die Datenqualität und das Alter eines Titels.

Die Datenqualität kann drei verschiedene Status-Stufen erreichen: Gold, Silber und  Bronze. Grunddatenfelder wie Autor, Cover, Lieferbarkeit und Warengruppe sind statusrelevant − ab zwei Lücken verschiebt sich der Status auf Bronze. Ein Stufen­modell gilt auch für das Alter eines Titels − um die Backlist zu entlasten (0−3 Jahre, 3−14 Jahre und älter als 15 Jahre).

Unterstützung durch die MVB

Für Verlage, die die Qualität ihrer Titeldaten prüfen und verbessern wollen, gibt es von der MVB Hilfen. Geplant sind:

  • eine Checkliste (ab 4. Juni online unter www.vlb.de);
  • automatische Erinnerungen, sobald sich der Titelstatus ändert (etwa am Erscheinungstag);
  • Plausibilitätschecks;
  • der Aufbau einer Redaktion, die als Ansprechpartner fungiert (spätestens ab Herbst 2014).

 

Stimmen zum neuen VLB-Gebührenmodell:

Dieter Dausien, Buchhandlung am Freiheitsplatz in Hanau:

"Gut gepflegte Titeldaten sorgen nicht nur für mehr Sichtbarkeit im Sortiment, sondern auch in buchhändlerischen Online-Shops und damit beim Endkunden. Schlechte Darstellung der Titel und höhere Gebühren – da wird sich hoffentlich so mancher Verlag am Riemen reißen und seine Datenqualität verbessern."

Sven Fund, Walter deGruyter:

"Die Metadatenbank kann eine deutliche Vereinfachung für Verlage, Händler und Bibliotheken mit sich bringen, und das ist dringend geboten. Ich erwarte, dass das Preismodell dabei hilft, die Datenqualität zu steigern, da es die Lieferung guter Daten belohnt."

Joachim Kaufmann, Carlsen Verlag:

"Da sich immer mehr Kunden (auch wenn sie hinterher in einer Buchhandlung kaufen) vor dem Kauf im Internet informieren, werden Datenqualität und Datenaufbereitung immer wichtiger. Hier müssen wir alle im eigenen Interesse besser werden − das neue VLB-Modell schafft hierfür zusätzliche Anreize."

Frank Sambeth, Verlagsgruppe Random House:

"Das neue Preismodell geht für uns in die richtige Richtung, da gute Datenqualität in sinnvoller Weise belohnt und gleichzeitig das VLB von libreka! entkoppelt wird."