Vom Bestseller zum Hörbuch

Remix für meinen Roman

21. April 2015
von Börsenblatt
Wie fühlt sich das an, wenn ein Debüt von gleich zwei Schauspielstars eingelesen wird? Melanie Raabe erzählt, wie Devid Striesow und Birgit Minichmayr ihren Erstling »Die Falle« zum Klingen gebracht haben.

Hörbücher helfen. Sie machen aus einem langweiligen Abend auf der Couch einen Ausflug in fremde Welten. Aus einem vergrippten Tag im Bett ein aufregendes Ereignis. Aus einer ermüdenden Autofahrt ein spannendes Road-movie. Mich hat das gesprochene Wort schon immer fasziniert. Aus meiner frühen Liebe für ausgeleierte Hörspielkassetten à la »Bibi Blocksberg«, »ALF« oder »Die drei ???« entwickelte sich im Erwachsenenalter ein ausgeprägtes Faible für virtuos gesprochene Hörbücher und spannende Hörspiele.

Kein Wunder also, dass ich erst einmal einen kleinen Freudentanz aufführte, als ich erfuhr, dass der Hörverlag aus meinem Roman »Die Falle« ein Hörbuch machen wollte. Schnell wurde klar: Meine Geschichte um die Autorin Linda Conrads, die den Mörder ihrer Schwester in eine Falle lockt - und die parallel einen Krimi schreibt, in dem sie den Mord an ihrer Schwester verarbeitet -, braucht zwei Stimmen. Eine für die Rahmenhandlung, in der wir Linda, der Autorin, folgen. Und eine für das Buch im Buch, also für den Krimi, den Linda schreibt. Ebenso schnell war klar: Birgit Minichmayr und Devid Striesow wären absolut perfekt für den Job. Als die beiden dann tatsächlich zusagten, konnte ich es erst einmal kaum glauben. Mein eigenes Hörbuch! Mit funkelnder Starbesetzung! Ich war völlig aus dem Häuschen.

Nachdem die Besetzung geklärt war und die Aufnahmen begannen, versuchte ich, mich auf die Arbeit an meinem neuen Buch zu konzentrieren und nicht zu oft an diese Hörbuchsache zu denken, um nicht vor Aufregung zu zerbersten wie eine auf den Asphalt geklatschte Wassermelone.

Ein Baby, zwei Fremde  Und dann, eines Tages, ging ich vollkommen unbedarft zu meinem Postkasten, um die üblichen Rechnungen und Werbeblättchen vom Pizzaservice um die Ecke herauszufischen - und mich traf fast der Schlag. Da war sie: die CD mit meinem Hörbuch. Ich nahm die Treppen zu meiner Dachgeschosswohnung in Rekordzeit, legte die CD ein. Mit zitternden Fingern. Aufgeregt und nun doch auch ein bisschen ängstlich. Immerhin kannte ich als Autorin meinen Text in- und auswendig, er war mein Baby. Und nun hatte ich es zwei Fremden in die Hände gegeben. Zugegebenermaßen sehr kompetenten Fremden - aber dennoch.

Doch dann kamen die ersten Sätze aus den Boxen und ich vergaß das alles und war völlig gefesselt. Wie virtuos sich Birgit Minichmayr in meine Hauptfigur hineinversetzt, wie genial und unglaublich spannend Devid Striesow seine Kapitel gestaltet ... Das klingt alles ein wenig anders, als ich es im Kopf hatte, und das ist gerade das Schöne: Zwei brillante Künstler haben meinen Text geremixt. Sie haben ihm einen neuen Beat verpasst - aber die Melodie ist die gleiche. Irgendwann ist dann der letzte Satz verklungen. Und dann ist es definitiv wieder an der Zeit für ein Freudentänzchen, diesmal mit Breakdance-Einlage, Hebefiguren und allem Drum und Dran - so großartig ist das Hörbuch geworden.

Momentan bin ich mit meinem Roman auf Lesereise durch die Buchhandlungen des Landes. Manchmal fragen mich freundliche Besucher meiner Lesungen, warum ich mein Buch denn nicht selbst gelesen habe. Dann lächle ich versonnen, denke an Birgit Minichmayr und Devid Striesow und weiß: -darum.