Von 67 Standorten runter auf null?

LesensArt schrumpft

30. September 2015
von Börsenblatt
Die Buchhandelskette LesensArt wird Woche für Woche kleiner: Aktuell umfasst das Netz nach Angaben des Gesamtbetriebsrats noch rund 40 Standorte, gut ein Drittel der Filialen, die Rüdiger Wenk von Weltbild übernommen hatte, ist also bereits vom Markt verschwunden. Nun steht auch der Rest auf der Kippe.

Die Aussichten, auch nur einen Laden über das Jahresende hinaus zu retten, sind offenbar gering. "Wir rechnen damit, dass die verbliebenen Läden in diesem Jahr schließen", sagte Christoph Frink, Sprecher des Gesamtbetriebsrats von LesensArt, gegenüber boersenblatt.net. "Nach meiner Kenntnis gibt es niemand, der an einer Übernahme interessiert wäre." Wie der vorläufige Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath die Zukunft der Filialkette sieht, ist unklar − auf Anfragen gab es bislang keine Reaktion. 

Frink zufolge wird morgen (1. Oktober) das Insolvenzverfahren für LesensArt eröffnet. Was folgt, sei zumindest in groben Zügen mit Zerrath schon besprochen. "Für die Mitarbeiter wird aller Voraussicht nach ab Dezember eine Transfergesellschaft eingerichtet", so Frink.

In wie vielen Läden noch Kunden empfangen werden, lässt sich schwer sagen. Die Filialliste auf der LesensArt-Website wurde schon länger nicht aktualisiert – dafür häufen sich Medienberichte über einzelne Schließungen und anonyme Hinweise, auch auf boersenblatt.net. Welche Standorte in den vergangenen (zwei) Wochen sicher aufgegeben wurden: Bamberg, Einbeck, EmdenHildesheim und Wiesbaden. In Wiesbaden (Marktstraße 13) wurde heute, den 30. September ein Schum EuroShop eröffnet, so ein Schum-Sprecher gegenüber boersenblatt.net. Hauptmieter ist dort weiterhin Weltbild, Schum EuroShop hat zunächst einen Untermietvertrag geschlossen.

Nächste Woche schließt LesensArt in Halle/Saale

Am 6. Oktober ist die LesensArt-Filiale im Neustadt Centrum in Halle/Saale letztmals geöffnet, am 7. Oktober wird der Laden dann geräumt, teilte Filialleiter Carsten Quinque boersenblatt.net mit. Bereits vergangene Woche sei man vom vorläufigen Insolvenzverwalter Ulrich Zerrath darüber informiert worden. Die Filiale (Hauptmieter ist auch hier Weltbild) hat sechs Mitarbeiter, die dann freigestellt werden sollen − soweit Quinques aktueller Kenntnisstand. Ein Räumungsverkauf erfolge nicht, sondern die Ware werde wohl in eine andere LesensArt-Filiale abtransportiert. "Es war klar, dass es so ein Ende nehmen musste", resümiert Quinque mit Blick auf die letzten Monate.