Weihnachten 2013

Auf ins Jahresfinale

19. Dezember 2013
von Börsenblatt
Im stationären Buchhandel zeigt die Umsatznadel im Weihnachtsgeschäft leicht nach oben – das zeigt zumindest eine Umfrage des Börsenblatts unter 50 Buchhandlungen aller Größenklassen. Der Onlinehandel darf Prognosen zufolge gar mit Zuwächsen um die 15 Prozent rechnen.

Am Sonntag wird die vierte vierte Kerze angezündet, Heiligabend steht vor der Tür. Unterm Weihnachtsbaum dürfte in manchen Haushalten "Liebes Leben" von Alice Munro liegen (S. Fischer, Platz 5 der Belletristik-Charts in KW 50) oder "Der Ruf des Kuckucks" von Robert Galbraith alias Joanne K. Rowling (Blanvalet, Platz 4). Konzentration auf Bestseller oder breite Streuung? Die Barsortimente beurteilen die Lage unterschiedlich: Während Libri beobachtet, dass sich das Geschäft verstärkt auf die Top-Seller konzentriert, sehen KNV und Umbreit eine breite Nachfrage – nach allem, was im weitesten Sinn zur Saison passt, was aktuell ist (Nelson Mandela, Literaturnobelpreis, Kinostarts u.a.) und /oder von bekannten Autoren stammt. KNV meldet zudem ein starkes Interesse an DVDs. Die Angebote an digitalen Inhalten und E-Readern würden vom Buchhandel weithin genutzt, die Nachfrage stimme – melden die Barsortimente.

Im stationären Buchhandel steigt der Umsatz auch im Weihnachtsgeschäft ganz leicht – so, wie das bereits seit Monaten der Fall ist (kumuliertes Ergebnis laut Branchen-Monitor Buch von Januar bis November: plus 0,2 Prozent). Woche für Woche befragt das Börsenblatt bundesweit 50 Buchhandlungen unterschiedlicher Umsatzklassen, mit diesem Ergebnis:

1. Woche (25. – 30. November) plus 0,9 Prozent

2. Woche (2. – 7. Dezember) plus 1,8 Prozent

3. Woche (9. – 14. Dezember) plus 0,2 Prozent

 

Ein Blick zurück: Das Weihnachtsgeschäft im vergangenen Jahr lief für das stationäre Sortiment eher enttäuschend. Der Dezember 2012 endete mit minus 2,6 Prozent (im Vergleich zum Vorjahresmonat, laut Branchen-Monitor Buch), alle Vertriebswege zusammen, den E-Commerce und Warenhäuser also miteingerechnet, schlossen den Weihnachtsmonat mit minus 0,4 Prozent ab.

Der Onlinehandel, der Prognosen zufolge diesmal mit Zuwächsen um die 15 Prozent rechnen kann, dürfte seine stärksten Tage bereits hinter sich haben. Selbst Amazon-Kunden müssen sich jetzt sputen: Zwar verspricht der Konzern, auch nach Bestelleingang am 20. Dezember noch rechtzeitig zu liefern, allerdings nicht überall und gegen Aufpreis. Sogar Prime-Kunden werden für die Express-Diens­te nun zur Kasse gebeten. Wer etwa erst Heiligabend bis 6 Uhr ordert, zahlt pro Artikel fünf Euro mehr.

Allerdings hat Amazon derzeit ohnehin noch ganz andere Sorgen: Einer Umfrage des internationalen Beratungsunternehmens OC & C zufolge hat das Image des US-Konzerns bei seinen Kunden in diesem Jahr deutlich gelitten – besonders in Deutschland, dem zweitwichtigsten Markt für Amazon. Die Berater sprechen von einem Vertrauensverlust und machen dafür drei Gründe verantwortlich: die dauerhafte, öffentliche Kritik an den Arbeitsbedingungen, gestiegene Anforderungen auf Seiten der Kunden und einen veränderten Wettbewerb. Um den Imageverlust entgegenzuwirken, hat Amazon.de in der vergangenen Woche erstmals eine Imagekampagne gestartet. Hauptinstrument ist ein Bündel guter Nachrichten, die über den Webshop verbreitet werden, durch Kunden, Mitarbeiter und Deutschland-Chef Ralf Kleber. Was Verdi jedoch unbeeindruckt lässt: Die Gewerkschaft will Amazon weiterhin von einer Tarifbindung überzeugen – und rief zu Wochenbeginn rief Verdi an den Lo­gis­tikstandorten Leipzig, Graben und Bad Hersfeld erneut medienwirksam zum Streik auf.

Die Barsortimente versuchen, dem Buchhandel auf dem Weg in Richtung Finale den Rücken zu stärken. Ihre Zwischenbilanz für das Weihnachtsgeschäft: KNV und Umbreit berichten, dass sie dieses Mal wesentlich mehr zu tun hätten, als in der Geschenkesaison 2012. KNV-Einkaufsleiter Markus Fels sieht seine Erwartungen übertroffen und rechnet mit einem starken Finale, ähnlich wie Umbreit-Vertriebsleiterin Solvey Munk, die von einer »außerordentlich positiven Entwicklung« spricht.