Didacta 2024 in Köln

Bildung im Zeichen von KI und Digitalisierung

22. Februar 2024
von Michael Roesler-Graichen

Noch bis zum 24. Februar ist die Bildungsbranche auf der Didacta in Köln zu Gast. Für Schulen, Lehrkräfte und Schüler:innen steht unter anderem das Thema Digitalisierung und der Einzug von KI in die Klassenzimmer im Mittelpunkt.

Die Start-Up-Zone der Didacta in Köln

Auf der Didacta ist alles versammelt, was mit Bildung, Fortbildung, Unterrichtsgestaltung, Schulausstattung und anderen Dingen rund um den lernenden Menschen zu tun hat: Von den Ausstellern für Bleistifte und Malkreiden über die Deutsche Akademie für Waldbaden & Gesundheit bis hin zu Herstellern spielerischer Elektronik- und Robotik-Anwendungen, beispielsweise auf der Basis von LEGO.

Digitale Lösungen für das Lernen und den Unterricht sind auch in diesem Jahr beherrschende Themen der größten deutschen Bildungsmesse, die noch bis Samstag (24.2.) läuft. Davon zeugen auf dem Kölner Messegelände nicht nur die zahlreichen Unternehmen, die ihre Angebote in der Didacta-Start-up-Zone präsentieren, sondern auch zahlreiche weitere Anbieter – unter ihnen auch die Bildungsverlage.

Da digitaler Unterricht an den meisten Schulen immer noch in der Anfangsphase steckt, und die Bildungslandschaft in dieser Hinsicht ein sehr heterogenes Bild bietet, haben sich mehr als 200 Kommunen, Städte, Bundesländer, Institutionen, Verlage, Unternehmen und Start-ups im „Bündnis für Bildung“ (BfB) zusammengeschlossen, um den digitalen Wandel in der Schule voranzubringen. Viele von Ihnen zeigten auf der Messe Präsenz.

Die Mitglieder des Bündnisses für Bildung (BfB) auf einen Blick

Ein Thema, das in diesem Zusammenhang auch auf der Messe diskutiert wurde, ist die Finanzierung. 2019 hatte das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Digitalpakts Schule fünf Milliarden Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren bereitgestellt. Während der Corona-Pandemie wurden zusätzliche Hilfen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt – unter anderem für mobile Endgeräte für Schüler:innen und für die IT-Administration von Online-Lehrmaterialien an Schulen. Rund 28.000 Schulen in Deutschland haben bereits von den Mitteln für den Digitalpakt profitiert. Auch für die Jahre 2025 und 2026 sollen weitere Bundesmittel für die Digitalisierung zur Verfügung gestellt werden.

Wann kommt der Digitalpakt 2.0?

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger will sich zudem dafür einsetzen, dass der von der Ampel-Koalition geforderte Digitalpakt 2.0, „der die Schulen zielgenauer und unbürokratischer bei der Digitalisierung unterstützen soll“, umgesetzt wird. Derzeit ist aber noch die Aufteilung der Finanzierung zwischen Bund und Ländern strittig. Erst Ende Januar hatte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot, den Bund aufgefordert, sich klar zu positionieren. Zugleich beklagte sie im Interview mit dem Deutschen Schulportal, dass der Bund die Finanzierung der Programme einseitig zuungunsten der Länder geändert habe. Diese sollen den Digitalpakt 2.0 jetzt zu 50 Prozent mitfinanzieren.

KI-Tools für den Unterricht

Innerhalb des großen Themenkomplexes digitaler Unterricht lag der Fokus in diesem Jahr noch stärker als im Vorjahr auf der Künstlichen Intelligenz. Mehrere Bildungsmedienhäuser, darunter auch die größten Marktteilnehmer, haben Lösungen für Unterrichtsvorbereitung und Lernen entwickelt, die mit KI-Technologien arbeiten – häufig mit Tools auf der Basis des Machine Learning, aber zunehmend auch mit generativer KI auf der Grundlage des GPT-Sprachmodells.

Bei Westermann ist dies die gemeinsam mit dem IT-Unternehmen Retresco (ein Schwesterunternehmen der Verlagsgruppe innerhalb der Medien Union) entwickelte Anwendung Smart Response, mit der Schüler:innen bei interaktiven Übungen im Netz in Echtzeit ein Feedback erhalten – ganz gleich, ob es sich um Tippfehler, eine falsche Zeichensetzung, grammatikalische Form- und Funktionsfehler oder um inhaltliche Ungereimtheiten in einem Text handelt. Smart Response ist zunächst auf Englisch-Lehrwerke von Westermann für die Sekundarstufe I abgestimmt und wird auf weitere Lehrwerke ausgedehnt. Das Tool ist auch in die digitale Plattform Bibox integriert.

Im Rahmen eines Pressegesprächs stellte der Cornelsen Verlag auf der Didacta seine neue KI-Toolbox cornelsen.ai vor, die sich derzeit noch in der Betaphase befindet. Die Online-Plattform bietet unter anderem Cornelsen GPT, einen digitalen Assistenten für Lehrkräfte, der zum Beispiel To-Do-Listen erstellt, die Kommunikation mit den Eltern unterstützt und Rat bei pädagogischen und fachlichen Fragen gibt. Der KI Material Designer erstellt anhand vorgegebener Lernziele passendes Lehr- und Lernmaterial für verschiedene Unterrichtsphasen; der KI Unterrichtsplaner liefert Vorschläge für Unterrichtssequenzen mit und ohne Lehrwerksmaterial und passt diese an den jeweiligen Lehrplan an. Schließlich hilft der KI Feedback Assistent bei der Korrektur und prüft Texte und Hausaufgaben von Schüler:innen nach unterschiedlichen Kategorien.

Christine Hauck, Chief Didactic Officer bei Cornelsen, formuliert die dahinterstehende Absicht: „Mit KI können wir die Lehrkräfte unterstützen, ganz gezielt für Entlastung sorgen und so mehr Zeit für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler schaffen.“ Einige Lehrer:innen, die die Toolbox während der Beta-Phase schon genutzt haben, begrüßten die damit verbundenen Erleichterungen. Man könne sich wieder mehr den Kernaufgaben widmen.

Auch der Ernst Klett Verlag hat KI-Anwendungen im Portfolio, die man in Köln sehen konnte – so etwa den Lautlese-Tutor LaLeTu, der der Aussprache von Lernenden korrigiert und die Mathe-Lernplattform Klett Studyly, die einen interaktiven und intuitiven Zugang zu Mathematik-Aufgaben ermöglicht. Eine integrierte KI kann Aufgaben Schüler:innen je nach Lernstand und Kompetenz individuell zuweisen und den Lernerfolg verbessern.

Weitere Schwerpunkte der Didacta sind die Themen Inklusion und frühe Bildung – letztere hat vor dem Hintergrund der jüngsten PISA-Ergebnisse, vor allem im Hinblick auf die Sprach- und Lesekompetenz, weiter an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig sind die Einrichtungen der frühen Bildung, Kitas und Vorschulen, in starkem Maße vom Fachkräftemangel betroffen.