"In der Stadt der Zukunft wird sich die Innenstadtnutzung verändern. Weg von den sehr prägenden großflächigen Einzelhandelsstrukturen hinzu kleinteiligeren gemischt-genutzten Strukturen, die stärker diversifiziert sind: Also auch Einzelhandel, aber mehr Büros, Dienstleistungsangebote, Wohnen, Hotel / Boarding House, Gastronomie und andere Einrichtungen. Als Koalition sehen wir vor allem auch die Möglichkeit für mehr öffentliche, kulturelle und Bildungseinrichtungen", erläutert Bildungsdezernentin Sylvia Weber (SPD) gegenüber Börsenblatt online die Vision.
Die Schaffung eines Kultur- und Bildungskomplexes mit einer modernen und multifunktionalen Zentralbibliothek auf der Zeil sei in diesem Kontext eine große Chance für die Stadtentwicklung und die Attraktivität der Frankfurter Innenstadt. "Eine Zentralbibliothek, inklusive der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek sowie der Musikbibliothek, wirkt als ein generationenübergreifender Ort der Bildung, der Begegnung, der Partizipation und des bürgerlichen Engagements", so Weber. Nicht zuletzt sei die Bibliothek ein starker Frequenzbringer und wird über die Ladenöffnungszeiten hinaus zur Belebung der Innenstadt beitragen.
"Es handelt sich um ein langfristiges Projekt, dem auch eine breite Beteiligung der Bevölkerung vorausgehen müsste", räumt Weber ein.
Über den Plan, den Bildungsdezernentin Sylvia Weber eingebracht hat, hatte zunächst die "FAZ" berichtet (zum Artikel). Weber hat auf einer Reise in Dänemark und den Niederlanden beeindruckende Vorbilder gesehen – etwa das "Dokk1" In Aarhus, OPEN in Delft oder die Openbare Bibliotheek in Amsterdam, die als auffällige Kultur- und Begegnungsorte gestaltet sind.
Allerdings ist für eine Bibliothek an der Zeil noch kein Grundstück vorhanden. Die Stadt habe dort keine eigenen Flächen, schreibt die "FAZ". Der bisherige Standort an der Hasengasse ist nur rund 150 Meter von der Zeil entfernt – die Stadt hat das Gebäude bis 2037 gemietet, dann geht es in ihr Eigentum über. Warum nicht dort bleiben? Mit dem Umzug könne man "einen Impuls zur Belebung der Innenstadt setzen", wird die SPD-Fraktionsvorsitzende Ursula Busch in der Zeitung zitiert.
Hat die Mietdauer Auswirkungen auf den möglichen Zeitpunkt eines Umzugs? Hierzu sagt Weber gegenüber Börsenblatt online: "Die Frage des Zeitplans betrifft die politische Prioritätensetzung des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung und ist nicht zwingend an das bestehende Mietverhältnis gekoppelt. Eine Nachnutzung wäre zu geeigneter Zeit zu überlegen, aber da fände sich sicher eine sinnvolle Lösung."
Andrea Schwappach vom Stadtplanungsamt bringt gegenüber der "FAZ" als möglichen Standort etwa das Karstadt-Areal auf der Zeil ins Spiel. Der Investor Signa wolle den Karstadt-Block neu gestalten und habe sich schon offen gezeigt für eine besondere Architektur und vielfältige Nutzung. Allerdings seien die Mietpreise in dieser Lage sehr hoch.
Die Stadt besitzt an der Zeil keine Liegenschaft, bestätigt Weber gegenüber Börsenblatt online, "die Vereinbarung setzt mithin voraus, dass eine solche angemietet oder erworben wird. Die angesprochene Nutzung des Karstadt-Blocks wäre bei einer Grundstücksverfügbarkeit und entsprechenden Umbaumaßnahmen grundsätzlich denkbar".