Deutscher Jugendliteraturpreis

Alles ganz anders und doch wie gehabt

13. August 2020
von Stefan Hauck

Mit mehr als 1.500 Zuschauern ist die Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises bislang die zweitgrößte Veranstaltung auf der Frankfurter Buchmesse. Die Corona-Sicherheitskonzepte verändern die Preisvergabe – wie, verrät Ralf Schweikart, Vorsitzender des Arbeitskreises für Jugendliteratur, im Börsenblatt-Interview.

Der Messefreitag um 17.30 Uhr ist in der Jugendbuchszene ein Fixpunkt: Autor*innen, Illustrator*innen, Verleger*innen, Buchhändler*innen, Jugendbuchexpert*innen, die Bundesjugendministerin, alle bangen, wer welchen Preis bekommt. Wie stark müssen Sie in diesem Jahr wegen der Sicherheitsmaßnahmen im Konzept "abspecken"?

Es wird alles ganz anders und doch wie gehabt. Will heißen: Die gewohnte Zeit, die Frankfurter Buchmesse als Partnerin, Moderatorin Vivian Perkovic, Bundesministerin Franziska Giffey und der grobe Ablauf werden bleiben. Auch die Spannung über die Preisträgerinnen und Preisträger soll bis zur Verleihung aufrechterhalten werden. Aber es wird auch vieles ganz anders sein.

 

Was heißt das konkret?

Mit der Entscheidung für eine Buchmesse in Frankfurt war auch die Entscheidung verknüpft, Veranstaltungsorte wie das Lesezelt oder eben auch den Saal Harmonie, in dem die Jugendliteraturpreis-Verleihung stattfindet, nicht nutzen zu können. Darum haben wir in diesem Jahr einen anderen Ort gewählt. Die Verleihung wird ausnahmsweise im Grips-Theater in Berlin stattfinden.

 

Warum eine so große Entfernung vom Messeschauplatz Frankfurt?

Es sind zwei zentrale Gründe: Einerseits sind Berlin und das Grips-Theater kinderliterarisch sehr bedeutsame Orte, andererseits bietet Theater Rahmenbedingungen, die von Bühne und Equipment bis zum Hygienekonzept reichen und uns eine größtmögliche Sicherheit bei der Durchführung geben. Auch das Ministerium hat diese Entscheidung mitgetragen, nicht nur des kurzen Weges wegen. Außerdem wird die Buchmesse in diesem Jahr sehr digital sein und damit den realen Raum Frankfurt für viele Veranstaltungen verlassen.

 

Sie sind virtuell bei der Buchmesse dabei?

Die Buchmesse ist auch weiterhin einer unserer wichtigsten Partner, wir sind ein fester Teil ihres digitalen Angebots und wie im vergangenen Jahr werden wir über alle erreichbaren Kanäle ein Livestreaming der Veranstaltung anbieten, so dass wir eine größtmögliche Öffentlichkeit für die Verleihung erreichen können.

 

Wer darf denn ins Grips-Theater kommen?

Wir freuen uns natürlich, wenn Nominierte und Vertreter*innen ihrer Verlage den Weg nach Berlin finden – wenn die Situation es erlaubt. Einige Verlage werden ja auch nicht physisch in Frankfurt präsent sein. Wenn es die im Oktober geltenden Bedingungen zulassen, werden wir entsprechend der Hygienevorgaben Zuschauer*innen zulassen. Aber das können und wollen wir erst kurz vor dem Termin entscheiden, damit wir den Gästen entsprechend der dann möglichen Teilnehmerzahl auch verbindlich zusagen können.

 

Wird es im Programmablauf inhaltliche Änderungen geben?

Die ergeben sich einfach aus den Rahmenbedingungen, die diesmal heißen: digital first. Wir werden mit mehr Kameras eine möglichst lebendige Übertragung und durch Einspielfilme auch eine bildliche Vielfalt haben. Das heißt, wir werden alles tun, um eine vor allem auf den Bildschirmen spannende und kurzweilige Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Daran arbeiten wir gerade intensiv.