Für „Gewässer im Ziplock“

Dana Vowinckel erhält Mara-Cassens-Preis 2023

7. Dezember 2023
von Börsenblatt

Dana Vowinckel erhält für ihren Roman „Gewässer im Ziplock“ (Suhrkamp) über eine jüdische Familiengeschichte den mit 20.000 Euro dotierten Mara-Cassens-Preis 2023 des Literaturhauses Hamburg. Die Autorin stehe am Anfang einer verheißungsvollen Schreibkarriere, heißt es in der Jurybegründung.

Dana Vowinckel

„Dana Vowinckel ist eine beeindruckende Autorin, die einen vielschichtigen, intelligenten Roman geschrieben hat, der weit mehr als eine einzige Geschichte erzählt. Sie schreibt ruhig und unaufgeregt über eine Familie, über Heimweh und Unterwegssein, denkt über Zugehörigkeit, Herkunft, Schmerz sowie Fremdheit nach und beschreibt dabei unsere von Vorurteilen und Antisemitismus durchdrungene Gesellschaft. Als Lesende folgen wir den Ver- und Entwicklungen gern, die Charaktere verschiedener Generationen sind mit großer Empathie und gleichzeitig auf Basis von profundem, überzeugendem Detailwissen ausgearbeitet", heißt es in der Begründung der Jury. „Diese jüdische Familiengeschichte reflektiert die Vielfalt und Komplexität jüdischen Lebens in Deutschland oder in Auseinandersetzung mit Deutschland – aus der Zeit vor dem 7. Oktober 2023. Dabei geht es der Autorin nicht um Erklärungen, sondern um das Erzählen. Gekonnt inszeniert der Roman seine Figuren mittels einer Sprache, die gleichzeitig lebendig, erfrischend authentisch sowie voller kultureller und intellektueller Zitate und Anspielungen ist. Mit kunstvoller Selbstverständlichkeit wird der Text mit hebräischen und englischen Passagen durchsetzt. ‚Gewässer im Ziplock‘ ist ein Roman für unsere Zeit – von einer Autorin, die am Anfang einer verheißungsvollen Schreibkarriere steht.“

Dana Vowinckel, 1996 geboren, ist in Berlin und Chicago aufgewachsen, studierte Linguistik und Literaturwissenschaft in Berlin, Toulouse und Cambridge. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2021 wurde sie für einen Auszug aus „Gewässer im Ziplock“ mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet. Für ihre Erzählung „In my Jewish Bag“ erhielt sie beim Wettbewerb „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!“ den ersten Preis. 2023 wurde ihr ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats zugesprochen. Dana Vowinckel lebt in Berlin.

Nun wird Dana Vowinckel mit dem höchstdotierten deutschsprachigen Debütpreis ausgezeichnet. Er wird von ehrenamtlichen Leser:innen vergeben und im Sinne der 2015 verstorbenen Förderin Mara Cassens an Autor:innen als Chance, sich nach dem ersten Roman für eine Zeit ganz dem Schreiben zu widmen, verliehen. In den Vorjahren wurden Ronya Othmann, Stefanie vor Schulte und Annika Büsing ausgezeichnet.

Die Jury setzt sich jedes Jahr neu aus 15 Mitgliedern des Literaturhaus-Vereins zusammen, die sich privat, nicht beruflich mit Büchern beschäftigten. In diesem Jahr lasen sie 70 eingereichte Debütromane, von denen viele überzeugten. Bei der Jurysitzung wählten sie mit klarer Mehrheit Dana Vowinckels „Gewässer im Ziplock“ zu ihrem Favoriten.

Am 10. Januar 2024 findet die feierliche Preisverleihung im Literaturhaus Hamburg statt. Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda spricht ein Grußwort, Marie Schmidt, Literaturredakteurin bei der „Süddeutschen Zeitung“, hält die Laudatio. Dana Vowinckel liest aus ihrem Roman und spricht mit der Jury. Holger Cassens vertritt die Mara und Holger Cassens Stiftung. Die öffentliche Veranstaltung ist ausgebucht, ein kostenfreier Livestream auf dem YouTube-Kanal des Literaturhauses ist geplant.