Die Sonntagsfrage

Was fasziniert Sie an KI, Lisa Menzel?  

5. Mai 2024
von Börsenblatt

Lisa Menzel arbeitet komplett remote von Mühlheim am Main aus als Leiterin des Verlags ruach.jetzt mit Sitz in Trier - und engagiert sich in der IG Digital, um das Thema Innovation für die gesamte Branche voranzutreiben. Warum das nötig ist und was die Religionswissenschaftlerin dazu beitragen möchte, erklärt sie in der Sonntagsfrage.

Lisa Menzel

Lisa Menzel

Wie sind Sie in die Buchbranche gekommen?

Nach dem Studium der Religionswissenschaft habe ich angefangen, für ruach.jetzt zu arbeiten. Nach etwa einem Jahr hat sich herauskristallisiert, dass ich den Verlag als ergänzendes Geschäftsfeld aufbauen werde. Und damit war ich mittendrin in der Buchbranche.

Was vermissen Sie beim remote arbeiten?

Ablenkung zur richtigen Zeit! Wenn in einer Woche mal weniger los ist, kaum Termine anstehen und ich lange Zeit am Stück ganz alleine arbeite, dann wünsche ich mir ab und zu, dass jemand mich (zumindest kurz) davon erlöst. Oft klappt das aber auch online. An den meisten Tagen vermisse ich tatsächlich gar nichts. Das funktioniert vor allem deshalb so gut, weil wir ein sehr kleines Team sind und ich sowieso mit allen viel in Kontakt bin.

Welche Rolle spielt KI in Ihrem Job?

Wir lassen im Team automatisch alle unsere Meetingnotizen zusammenfassen und können mit Hilfe der Workspace-KI auch auf das gesamte Firmenwissen zugreifen. Manchmal benutzen wir auch KI als Sparring-Partner, wenn wir uns in eine Brainstorming-Sackgasse manövriert haben. Und ab und zu lasse ich mir Textvorschläge aller Art von einer KI generieren, um nicht mit einem leeren Dokument starten zu müssen. Leider musste ich feststellen, dass KI sich in unserem Themenfeld (noch) nicht besonders gut auskennt - vom KI-Text bleibt nach der Überarbeitung also nicht mehr viel übrig. Die KI ist eben nur so gut wie das, was an Daten vorliegt.

Für den Verlagsalltag spielt KI eine immer größer werdende Rolle. Insgesamt geht es mir darum, dass KI den Arbeitsalltag einfacher macht. Und ich bin mir bewusst, dass da bei uns noch viel Luft nach oben ist. Mein Kollege testet übrigens auch darüber hinaus sehr viel aus, und davon profitiere ich auch. Neulich habe ich zum Beispiel ein KI-generiertes Motivationslied zugeschickt bekommen.

Wie schätzen Sie das Mindset der Buchbranche in Sachen KI / Innovation ein?

Durch die IG Digital im Börsenverein habe ich viel Kontakt zu Menschen, die Innovationen allgemein und dem Einsatz von KI sehr positiv gegenüberstehen. Ich nehme aber auch wahr, dass das längst nicht überall in der Branche so ist – und teilweise sogar eher das Gegenteil der Fall ist.

Wie lässt sich das ändern?

Wenn Menschen Innovationen vor allem als Chance ansehen und davon ausgehen können, dass Innovationen oder auch KI im Speziellen ihre Arbeit leichter macht, oder mehr möglich wird, was vorher durch das Format oder die zur Verfügung stehenden Ressourcen begrenzt war, dann stehen sie Änderungen auch positiv gegenüber. Dafür braucht es Menschen, die mutig Sachen ausprobieren, außerdem viele Praxisbeispiele und eine Kommunikationskultur, in der wir offen über unsere Erfahrungen sprechen - sowohl über Erfolge als auch über Fehler, aus denen wir gelernt haben.

Was möchten Sie dazu beitragen?

Gemeinsam mit einigen Kolleg:innen aus der Peergroup Business Development bringen wir gerade einen Podcast an den Start, der zu Innovationen ermutigen und das Innovations-Mindset fördern soll. Meine Aufgabe sehe ich im Team vor allem als die der kritisch fragenden Quereinsteigerin, die allein deshalb schon vieles anders macht, weil sie nie gelernt hat, wie es in der Branche “schon immer” gemacht wird.

Funktioniert Netzwerken auch ohne physische Begegnung?

Auf jeden Fall! Unser ruach.jetzt Netzwerk funktioniert fast ausschließlich digital, weil es ja viel mehr um das gemeinsame Thema geht. Dort vernetzen wir Partner:innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum, die als Creator:innen oder Künstler:innen über ihre Spiritualität und ihren (christlichen) Glauben sprechen. Menschen, die wir niemals alle physisch an einen Ort bekommen würden. Natürlich ist es schön, wenn sich Gelegenheiten ergeben, einzelnen auch physisch zu begegnen. Unbedingt notwendig ist es aber nicht.

Wo treffen wir Sie auf der nächsten Frankfurter Buchmesse und was bringen Sie mit?

ruach.jetzt wird wieder am Gemeinschaftsstand der konfessionellen Medienverbände mit ausstellen. Wenn ich nicht dort bin, bin ich wahrscheinlich unterwegs bei Veranstaltungen mit unseren Autor:innen oder bei diversen anderen Terminen. Mitbringen werde ich auf jeden Fall den einen oder anderen neuen Titel für unser Verlagsporgramm - und die Vorfreude darauf, wieder mit vielen, vielen Menschen ins Gespräch zu kommen.

Fragen: Sabine van Endert

Update

Lisa Menzel ist eine von zehn für den Börsenblatt Young Excellence Award 2024 Nominierten.