Von Maren Martell, Autorin bei epubli

Für Selfpublisher ist die Buchmesse ein Muss!

11. März 2015
von Börsenblatt
Für Journalisten ist Selfpublishing eine attraktive Alternative zum klassischen Verlag, denn die meisten verfügen über Marketing- und PR-Erfahrungen und ein großes Netzwerk. Doch wer die Vermarktung des eigenen Buches selber in die Hand nimmt, muss unbedingt auf den Buchmessen präsent sein, so wie jetzt in Leipzig, meint die Journalistin und Autorin Maren Martell.

25 Jahre Mauerfall nahmen Kathrin Höhne und ich zum Anlass, um auf 220 Seiten 25 Geschichten von Menschen aus Ost und West zu erzählen. Dafür reisten wir ein Jahr lang quer durch Deutschland und interviewten Politiker sowie Vertreter aus der Wirtschaft und der Kultur, aber auch Menschen, die sich gegen das DDR-System auflehnten, Menschen, die flohen und Menschen, die im Gefängnis landeten. Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse im Oktober 2014 veröffentlichten wir unser Buch "Meine Freiheit - Geschichten aus Deutschland". Dabei entschieden wir uns ganz bewusst für Selfpublishing. Die Gründe dafür: Wir waren frei bei der Wahl der Gestaltung und konnten den Zeitpunkt der Veröffentlichung selbst bestimmen. Der war natürlich kurz vor dem Jubiläum "25 Jahre Mauerfall" optimal getroffen.


Vom kleinen Kaff auf die weltgrößte Buchmesse

Der Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse im vergangenen Oktober verschaffte uns die erste Öffentlichkeit. Besonders gut konnten wir die Messepräsentation in regionalen Medien platzieren, so im Raum Köln und in Oberbayern - dort, wo wir beide derzeit leben und arbeiten. Regional funktionierte das deshalb so gut, weil sich damit lokale Herkunft mit einer überregionalen Ausstrahlung verband. Wenn jemand aus Brühl oder aus der Ammerseeregion kommt - wie wir - und sein erstes Buch auf einer der bedeutensten Buchmessen vorstellt und dann noch zu einem Thema, das gerade topaktuell ist, interessiert das die Leser vor Ort. Selfpublisher sollten diesen Aspekt immer im Kopf behalten. Wichtig ist dabei das richtige Timing. Also rechtzeitig mit den Zeitungen, Rundfunkstationen oder der Fachpresse in Kontakt treten! Bei Wochen- oder Monatspublikationen unbedingt auf den Redaktionsschluss achten.


Unser Fokus: Buchhändler kennenlernen!

Auch auf der Messe hatten wir sehr viel positive Resonanz. Unser Selfpublishing-Dienstleister epubli hatte 25 Jahre Mauerfall ebenfalls zum Thema gemacht. Das passte. In Frankfurt knüpften wir als Erst-Autorinnen wichtige Kontakte zu Buchhändlern aus ganz Deutschland, sogar ein Händler aus der Schweiz interessierte sich für unseren Buchtitel. Vor allem half uns die Präsenz am Messestand verbunden mit kleinen Lesungen. Zudem hatten wir zwei Zeitzeugen dabei, die ihre eigenen Geschichten erzählten. Das machte unser Buch und das Thema noch lebendiger. Darüber hinaus suchten wir ganz gezielt andere Verlage auf, die zum Beispiel das Thema DDR und Mauerfall im Programm haben. Auch dort kamen wir recht schnell ins Gespräch und knüpften Kontakte. Wichtiger Tipp: In jedem Fall viele Visiten- und Infokarten zum eigenen Buch einstecken und auf der Messe verteilen!

Nach der Messe konnten wir viele Termine für Lesungen und Zeitzeugengespräche vereinbaren. Der Terminkalender füllte sich bis Jahresende schnell. Auch in diesem Jahr stehen bereits zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm: Mit dem DDR-Bürgerrechtler und ARD-Fernsehjournalisten Siegbert Schefke, einem unserer Zeitzeugen, wurden wir Anfang des Jahres ins Salem Kolleg eingeladen. Im Februar waren wir in Hessen unterwegs. Weitere Veranstaltungen sind in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Hamburg geplant. Einige Lesungen konnten wir nach den Messekontakten vereinbaren. Besonders großes Interesse zeigten immer wieder gerade kleinere Buchhandlungen, die wir jeweils vor Ort ansprachen.

Kontakte in Leipzig knüpfen – für die Buchmesse 2016

Unsere Veranstaltungen verbinden wir fast immer mit Zeitzeugengesprächen. Dazu gehen wir auch in die Orte, aus denen die jeweiligen Zeitzeugen stammen. Wichtig auch hier: die lokale Presse benachrichtigen! Da wir mit unserem Buch gelebte Geschichte vermitteln, sind Schulen und Universitäten an Lesungen interessiert. Zudem wandten wir uns wiederholt an Stiftungen. Über die BMW-Stiftung kam eine Lesung vor Studenten an der Hochschule München zustande. Im Herbst sind wir an der Brucerius Law School in Hamburg, die zur Zeitstiftung gehört. Im Rahmen von "Leipzig liest" werden wir nun in der Stasi-Unterlagenbehörde auftreten. Dieser Kontakt kam bereits auf der vergangenen Leipziger Buchmesse zustande. Wir hoffen, dass es uns dieses Jahr wieder gelingt, Veranstaltungen fürs nächste Jahr fix zu machen.

Da unser Thema zu Mauerfall und Deutsche Einheit auch bei jungen Menschen auf großes Interesse stößt, wollen wir uns diesmal in Leipzig an Schul- und Jugendbuchverlage wenden. Aber nicht nur mit Buchhändlern und Verlagen wollen wir netzwerken, sondern auch mit anderen Selfpublishern. Denn der eine oder andere Tipp von erfahreneren Kollegen bei der Vermarktung ist sicher noch hilfreich. Wir werden bei einigen Veranstaltungen auf der autoren@leipzig-Bühne in Halle 5 und beim neu gegründeten Selfpublisher-Verband vorbeischauen. Rat bei der Suche nach den geeigneten Distributoren, Lektoren und Buchgestaltern hätten wir uns bereits vor unserer Buchveröffentlichung gewünscht. Aber spätestens für unser zweites Buch erhoffen wir uns hier noch neuen Input. Denn eins ist gewiss: Schon jetzt haben wir auf unseren Lesetouren durch Deutschland viele neue Geschichten gesammelt. Stoff genug für eine weitere Auflage zum nächsten Mauerfall-Jubiläum.

Maren Martell arbeitete viele Jahre als feste Redakteurin für die Deutsche Presse-Agentur dpa. Zuletzt war sie in der Hauptstadtredaktion in Berlin tätig. Seit 2013 ist sie freie Journalistin, berät Schulen, Kulturschaffende und Verbände in PR-Fragen und schreibt weiterhin für dpa sowie regionale Zeitungen in Oberbayern, unter anderem für die Augsburger Allgemeine und das Landsberger Tagblatt.

 Kathrin Höhne ist ursprünglich Rundfunkjournalistin. Vor der Wende arbeitete sie für den DDR-Rundfunk, nach 1989 für den Hörfunkdienst der dpa, später auch für die Deutsche Welle. Seit 2005 lebt sie in Brühl bei Köln und ist als freie Journalistin tätig, unter anderem für den Kölner Stadtanzeiger und den WDR. Außerdem macht sie die PR-Arbeit für den Kunstverein sowie ein Programmkino in Brühl.

„Meine Freiheit - Geschichten aus Deutschland" erschien im September 2014 bei epubli.

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