Lesetipp zur "Arschgeweih"-Debatte

Sind Spiegel-Bestseller-Aufkleber nicht mehr erstrebenswert?

8. December 2025
Redaktion Börsenblatt

Unter dem bekannten Zitat "Arschgeweih der Literatur" mischt sich die "Süddeutsche Zeitung" in die Debatte um die Spiegel-Bestseller-Aufkleber ein. In dem Artikel geht es um Anbieter, die Marketing-Pakete offerieren, um Titel auf die Bestsellerlisten zu hieven.   

Spiegel-Bestseller Aufkleber

"Das Arschgeweih der Literatur" von Werner Bartens, Bernhard Heckler und Sara Peschk ist am 5. Dezember in der "Süddeutschen Zeitung" erschienen, online liegt er hinter der Zahlschranke. Ein SZ-Kollege, auf dessen Büchern schon mehrfach der verkaufsfördernde Aufkleber "Spiegel-Bestseller" gestanden habe, beginnt der Artikel, hätte die Mail einer Influencerin bekommen, in der sie ihm ihre Zusammenarbeit anbot, um seinem jüngsten Buch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Natürlich gegen ein Honorar. Für "volle Sichtbarkeit" (Paket XL) seien 5.000 Euro fällig. Auf Nachfrage hätte die Influencerin betont, es gehe "selbstverständlich nicht um gekaufte Rezensionen", sondern ihre Leistungen bezögen sich ausschließlich auf Reichweite und Präsentation.

Das Geschäftsmodell Nadolnys habe eine ganz neue Qualität, so die SZ-Autor:innen: "Ist sie ein Einzelphänomen, das eine Marktlücke bedient, oder ist sie nur eine von vielen?" Wenn ja, was würde es für das Ansehen des kleinen Spiegel-Aufklebers bedeuten? In den vergangenen Jahren habe er an Aura verloren, weil man ihn so häufig sehe. Erste Buchhandlungen würden ihn von der Ware entfernen.

In einem weiteren Abschnitt des Artikels widmen sich die SZ-Autor:innen dem Erfolg des Forward-Verlags im Sachbuch. Sie zitieren den Sachbuchlektor eines bedeutenden Publikumsverlags, der bei einem Titel des Forward-Verlags auf die typische Verlaufskurve bei Media Control aufmerksam mache: "In der ersten Woche nach der Veröffentlichung gehe diese massiv nach oben. Diese "Erektion" habe er auch bei vielen anderen Forward-Publikationen gesehen, sagt der Lektor" – und stellt Spekulationen über die Gründe an. Zudem biete auch Forward kostenpflichtige Pakete etwa zur "professionellen Veröffentlichung mit breiter Sichtbarkeit", recherchieren die SZ-Autor:innen.

Deren Fazit: Das Rechercheteam wisse nun, "dass ein Spiegel-Bestseller-Aufkleber inzwischen echt nicht mehr sehr erstrebenswert ist."