Die Sonntagsfrage

"Ist das Modell der Buchkette am Ende, Herr Riethmüller?"

25. März 2019
von Börsenblatt
James Daunt glaubt nicht an herkömmliche Filialkonzepte. Die Zukunft gehöre individuell geführten Buchhandlungen, sagte der Chef der britischen Kette Waterstones dem Börsenblatt. Osiander-Geschäftsführer Christian Riethmüller sieht das anders.

Was ist eine Buchkette? Ist Ravensbuch eine regionale kleine Buchkette? Reuffel? Greuter? Ab wann ist man das? Hängt das von der Zahl der Filialen ab? Sind wir eine Buchkette, obwohl unsere 60 Buchhandlungen alle unterschiedlich sind? Für mich ist die Frage falsch gestellt.

Die Frage muss sein: Welche Konzepte haben in Zukunft im Buchhandel noch Erfolg? Das ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich und auch vom Wettbewerb vor Ort abhängig. In manchen Städten ist der kleine inhabergführte Laden die Lösung, in anderen die x-te Osiander Buchhandlung. Das kann man pauschal nicht sagen. Wichtig ist, dass auch die Läden eines Filialisten sich an die Bedürfnisse der Stadt und der Kunden vor Ort anpassen. Die neuen Buchhandlungen der Kette Osiander in Bühl, Achern, Stuttgart Marktplatz, Lörrach, Sonthofen etc., etc. laufen sehr gut. Warum? Weil wir jeweils individuelle Konzepte haben. Und den Invest für hochwertige Konzepte können größere Filialisten oft besser stemmen.

"Alle profitieren"

Am besten funktioniert unser neues Konzept, wenn der örtliche Buchhändler an uns verkauft, wir umziehen in bessere Lage, in einen grösseren Laden mit hochwertiger Einrichtung. Dann passen Ambiente und Angebot, dazu die Mitarbeiter vor Ort, der ehemalige Inhaber als Filialleiter, der Umsatz verdoppelt sich gegenüber früher, und alle sind glücklich. Die Kunden, weil das Angebot und der Laden schöner ist, und die Mitarbeiter erhalten bleiben, die Mitarbeiter, weil sie einen sicheren gut bezahlten Arbeitsplatz haben und der ehemalige Inhaber, weil er weiter die Verantwortung für den Laden und dazu ein sicheres, gutes Gehalt ohne Risiko hat.

Die Buchbranche profitiert auch, weil mehr Menschen Zugang zum Lesen bekommen und nicht so viel Umsatz an Amazon fließt. Auch die Stadt gewinnt, weil ein toller neuer Laden entstanden ist, der die Attraktivität der Innenstadt erhöht. Ach ja, Osiander ist natürlich auch zufrieden, weil alle glücklich sind und unsere Marke in Süddeutschland gestärkt wurde... Das nennt man dann eine Win-Win-Win-Situation!

Hier geht es zum Interview mit waterstones-Chef James Daunt!