Schnellumfrage des Börsenvereins

Erfolgreich im Wandel

14. August 2014
von Christina Schulte
Seit einer Dekade kennt die Entwicklung der Verlagsumsätze nur eine Richtung: nach oben. Den höheren Einnahmen standen aber auch 2013 wieder höhere Kosten gegenüber. Das zeigt die Schnellumfrage des Börsenvereins.

Das hat es viele Jahre nicht mehr gegeben: Die Verlage wurden in puncto Umsatzzuwachs von ihrem Handelspartner, dem stationären Sortiment, übertroffen. ­Allerdings liegt kein großer Abstand, sondern lediglich ein ­Wimpernschlag zwischen den beiden − um genau zu sein: Die sta­tionären Buchhändler beendeten das Jahr 2013, wie berichtet, mit einem um 0,9 Prozent gestiegenen Bar­umsatz, die Verlage kamen im Vorjahresvergleich auf ein Plus von 0,8 Prozent. Das ist im Übrigen der gleiche Wert, den die Verlage schon 2012 verzeichnen konnten (siehe Grafik links).

Diese Zahlen gehen aus der Schnellumfrage hervor, die der Verleger-Ausschuss des Börsenvereins einmal jährlich erhebt. Wie zumeist konnten nicht alle teilnehmenden Verlage ihre Einnahmen steigern. Die Bandbreite reichte von minus 3,3 Prozent bei der Größenklasse zwischen einer und 2,5 Millionen Euro bis hin zu einem Plus von knapp zehn Prozent bei Verlagen mit Um­sätzen zwischen 125.000 und 250.000 Euro. Insgesamt wurden 151 Meldebogen für die Umfrage ausgewertet.
Deutliche Unterschiede gab es auch, wenn als Kriterium die Spezialisierung der Verlagshäuser herangezogen wird. Hier schnitten Kinder- und Jugendbuchverlage am besten ab: Ihre Einnahmen kletterten um 3,5 Prozent, bei den Ratgeberverlagen, den Gewinnern des Jahres 2012, waren es immerhin noch 1,7 Prozent. Die rote Laterne ging an die Anbieter reli­giöser Literatur, die ein Minus von 7,2 Prozent zu verzeichnen hatten.

Wichtigste Umsatzquelle: Gedruckte Bücher

Gedruckte Bücher steuern mit 72,7 Prozent fast drei Viertel des Umsatzes bei − sind damit nach wie vor die wichtigste Umsatzquelle. Interessant: Die Erlöse aus Büchern sind erneut gestiegen − dieses Mal um 0,8 Prozent. Das ist ein klarer Aufwärtstrend im Dreijahresvergleich (2011: plus 0,3 Prozent, 2012: plus 0,6 Prozent).

Am besten liefen die Buchgeschäfte bei Verlagen der Größenklasse zwischen 125.000 und 250.000 Euro, die eine Steigerungrate von knapp 13 Prozent vorweisen konnten. Auf Platz 2 folgen die Häuser mit Einnahmen zwischen 2,5 und fünf Millionen Euro − sie brachten es immerhin auf knapp zehn Prozent. Mit ­minus 2,7 Prozent am stärksten abgerutscht sind die Unternehmen der Größenklasse zwischen einer und 2,5 Millionen Euro.

Der Blick auf die Spezialisierung der Verlage bringt Folgendes zu­tage: Die Ratgeberverlage konnten ihren Buchumsatz um 3,5 Prozent verbessern, Kinder- und Jugendbuchverlage gewannen 2,9 Prozent hinzu. Am schlechtesten schnitten auch hier die Produzenten reli­giöser Literatur ab, die 7,7 Prozent unter ihrem Vorjahreswert zurückblieben.

Taschenbücher, die im Jahr 2012 noch über einen Umsatzanteil von 30,1 Prozent verfügten, haben ­exakt einen Prozentpunkt abgegeben und liegen nun bei 29,1 Prozent. Den mit Abstand höchsten Wert weisen mit 47,5 Prozent die Publikumsverlage auf, den niedrigsten mit 13,2 Prozent die Fach- und Wissenschaftsverlage. Höhere Taschenbuch-Umsätze hat es vor allem bei den großen Belletristikverlagen gegeben.

Wie viel tragen die verschiedenen Medienformate zum Umsatz der Verlage bei? Auch dieser Frage ist die Schnellumfrage nachgegangen und zu folgenden Ergebnissen gekommen:

  • Gedruckte Bücher sind das wichtigste Produkt und generieren 84,8 Prozent des Buchumsatzes. Jedoch verloren sie im Vorjahresvergleich 2,7 Prozent.
  • E-Books steuern 6,9 Prozent zum Umsatz mit Büchern bei. Im Vorjahresvergleich ging es für ­E-Books um gut drei Prozentpunkte nach oben. Das Wachstum dieses Segments ist somit hauptverantwortlich dafür, dass der ­gesamte Buchumsatz zulegen konnte. Ohne den Beitrag des Digitalen wäre er um mehr als zwei Prozent gefallen. Allerdings hat nur etwas mehr als die Hälfte der Verlage überhaupt digitale Bücher im Angebot.
  • Bei Hörbüchern / Hörspielen kristallisiert sich ein minimaler Anstieg von 2,4 auf 2,6 Prozent heraus, wobei hier lediglich ein Sechstel der Umfrageteilnehmer überhaupt Audiobooks im Port­folio bereithält.

Online-Erlöse steigen, aber langsamer

Immer noch Dynamik, aber in abgeschwächter Form, weisen die Online-Erlöse auf: Sie haben sich 2013 um neun Zähler nach oben gearbeitet. In den Vorjahren waren Steigerungsraten um die 15 Prozent an der Tagesordnung. Durchschnittlich 6,3 Prozent der Verlagsumsätze stammen mittlerweile aus dieser Quelle. Die höchste Zuwachsrate weist die kleinste Größenklasse aus (plus 75 Prozent), am meisten eingebüßt haben große Verlage mit Umsätzen zwischen 12,5 und 25 Millionen Euro (minus 16,4 Prozent).

Kosten steigen stärker als Umsatz

Die Kosten haben den Unternehmen auch im vergangenen Jahr wieder ordentlich ins Kontor geschlagen. Mit einem Anstieg von 1,4 Prozent überkompensieren sie das Umsatzwachstum − so wie es bereits in den Jahren zuvor der Fall war. Die Hauptlast bleiben die Herstellkosten, die mit 25 Prozent immer noch am schwersten ins Gewicht fallen. Den meisten Verlagen ist es nicht gelungen, hier Einsparungen zu erzielen, wie die nur minimale Veränderung von 0,35 Prozent zeigt (siehe Tabelle links). Die Personalkosten, die als zweitgrößter Kostenblock gut ein Fünftel der Umsätze absorbieren, liegen sogar um 2,7 Prozent höher als im Vorjahr.

Am meisten Geld in die Herstellung investieren mit 38 Prozent die Kinder- und Jugendbuchverlage; es folgen die Ratgeberverlage mit 30 Prozent, die fünf Prozent mehr als 2012 ausgeben muss­ten. Die höchsten Personalkosten treten bei Fachbuch- und Wissenschaftsverlagen mit einer Quote von 32 Prozent auf, der geringste Wert fällt bei Kinder- und Jugendbuchverlagen mit gerade einmal 13 Prozent an.

Freuen konnten sich die Autoren, für deren Honorare durchschnittlich zwölf Prozent mehr auf den Tisch gelegt wurden. Bei den belletristischen Verlagen waren es sogar knapp 20 Prozent mehr.

Eine sehr unterschiedliche Entwicklung lässt sich bei den ­IT-Kos­ten beobachten. Während einige Häuser hier offenbar noch stark in ihre Ausstattung investieren (plus 22 Prozent), haben andere ihre größten Ausgaben schon hinter sich und rückläufige Werte von bis zu 65 Prozent angegeben.

Umsätze rauf, Kosten auch: Welche Bilanz ziehen die Verleger für das Jahr 2013? Eine weitaus positivere als 2012 jedenfalls. Immerhin 42 Prozent der Verlage melden eine Verbesserung ihres Jahres­ergebnisses (2013: ca. ein Drittel), bei einem Fünftel ist es gleich ­geblieben und etwa 30 Prozent ­geben eine Verschlechterung zu Protokoll.

Ausblick auf 2014

Für das laufende Jahr zeigen sich die Verlage sowohl hinsichtlich ihrer Umsatz- als auch ihrer Ergebniserwartungen zuversichtlich. 40 Prozent der Umfrageteilnehmer rechnen mit höheren Einnahmen als 2013, nur ein Fünftel glaubt, dass die Umsätze zurückgehen werden. Beim Jahresergebnis ist das Bild ähnlich: 36 Prozent gehen davon aus, dass sie ihren Vorjahreswert werden übertreffen können, gut ein Fünftel erwartet ein gleichbleibendes Resultat.