"Vordenker einer orientalischen Renaissance"

Adenauer-Literaturpreis an Mathias Énard

31. Januar 2018
von Börsenblatt
Der französische Autor Mathias Énard erhält den mit 15.000 Euro dotierten Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2018. Die Preisverleihung findet am 6. Mai in Weimar statt.

Für die Jury ist Énard "ein virtuoser und vielsprachiger Vordenker der orientalischen Renaissance". Überzeugt davon, dass das Zuhause Europas im Osten liegt, erzähle er Geschichten von der Faszination der Europäer für die Kultur der arabischen Welt. Seine Romane (zuletzt "Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten", 2011; "Straße der Diebe", 2013, und "Kompass", 2016) würden die imaginäre "Schatztruhe" der orientalischen Kultur für Europa und die Welt öffnen. "Damit stiften sie ein Narrativ von 'Miteinander und Kontinuität', das prägend ist für unser Verständnis von Freiheit und Demokratie", fährt die Jury fort: "Mathias Énard setzt sich für die deutsch-französische Freundschaft und für die wechselseitige Inspiration zwischen Orient und Okzident ein. Geboren in Frankreich, in Spanien wohnend, kundig in mehreren europäischen Sprachen, schreibt er an einem Werk des Friedens, das, auch im Gedenken an das Ende des 'Grande guerre' vor 100 Jahren, für Europa und darüber hinaus von wegweisender Bedeutung ist."

Eine längere Würdigung und Biografie des Preisträgers auf der Website der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Der unabhängigen Jury gehören an: Prof. Dr. Oliver Jahraus (Ludwig-Maximilians-Universität München) als Vorsitzender, Christine Lieberknecht MdL (Ministerpräsidentin a.D. des Freistaats Thüringen), Felicitas von Lovenberg (Leiterin des Piper Verlags), Ijoma Mangold (Die Zeit), Prof. Dr. Friedhelm Marx (Universität Bamberg) sowie Prof. Dr. Birgit Lermen (Universität zu Köln) als Ehrenmitglied.

Mathias Énards Romane seien ein kosmopolitisches Werk des Friedens und der Freiheit, sagte der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages a.D., in Berlin.

Die Preisverleihung findet am 6. Mai im Weimarer Musikgymnasium Schloss Belvedere statt. Die Laudatio hält die Ministerpräsidentin des Saarlandes, Annegret Kramp-Karrenbauer.

Der Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung wird seit 1993 an Autoren verliehen, die der Freiheit das Wort geben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. Sarah Kirsch, Hilde Domin, Günter de Bruyn, Thomas Hürlimann, Hartmut Lange, Louis Begley, Herta Müller, Wulf Kirsten, Daniel Kehlmann, Ralf Rothmann, Uwe Tellkamp, Cees Nooteboom, Arno Geiger, Tuvia Rübner, Martin Mosebach, Rüdiger Safranski, Marica Bodrožić, Michael Kleeberg und Michael Köhlmeier.

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Mathias Énard war 2017 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet worden (siehe Archiv). Die Laudatio von Leyla Dakhli finden Sie hier, die Dankesrede von Énard hier.